LANDTAG STEIERMARK
XV. GESETZGEBUNGSPERIODE


EZ/OZ: 1020/1

Selbstständiger Antrag von Abgeordneten (§ 21 GeoLT)

eingebracht am 18.01.2007, 10:41:32


Landtagsabgeordnete(r): Edith Zitz (Grüne), Peter Hagenauer (Grüne), Ingrid Lechner-Sonnek (Grüne)
Fraktion(en): Grüne
Zuständiger Ausschuss: -
Regierungsmitglied(er): Kurt Flecker

Betreff:
Stärkung des steirischen Kunst- und Kulturschaffens statt Finanzierung eines neuen Festivals

Es ist sehr begrüßenswert, dass die aus dem Kulturbudget finanzierten und jährlich etwa 5,5 Millionen Euro teuren Landesausstellungen abgeschafft werden. Durch die Beendigung dieser Zweckentfremdung von Kulturmitteln für Ortserneuerung, Tourismus und kulturfremde Veranstaltungen wird nun eine beträchtliche Summe von mehreren Millionen Euro für das Kunst- und Kulturschaffen in der gesamten Steiermark flüssig, selbst wenn ein Teil dieser Gelder als Beitrag zur Budgetsanierung verwendet werden sollte (wie es kolportiert wird). 

Es ist jedoch kulturpolitisch nicht nachvollziehbar, warum diese nun frei werdenden Mittel für ein neu zu schaffendes Festival aufgewendet werden sollen. Die Steiermark verfügt schon über mehrere Festivals, wie den Steirischen Herbst, die Styriarte, La Strada oder das Festivalnetzwerk Theaterland Steiermark mit zahlreichen regionalen Theaterfestivals mit Kooperationen vor Ort und internationaler Beteiligung. 

Wesentliche Probleme der steirischen Kulturpolitik liegen nicht in einem Mangel an Festivals sondern darin, dass
  • das Kunst- und Kulturschaffen in der Steiermark zu einem erheblichen Ausmaß durch Selbstausbeutung, prekäre Verhältnisse, Zukunftsängste und chronischen Geldmangel geprägt ist, sowie eine Basisfinanzierung fehlt,
  • der Steirische Herbst stark unterdotiert ist, und
  • kaum Mittel für den künstlerischen Nachwuchs vorhanden sind und daher die Abwanderung von jungen Kunst- und Kulturschaffenden aus der Steiermark groß ist.

Die bisher bekannt gewordenen Pläne für ein statt der Landesausstellung biennal stattfindendes Festival in den Regionen scheinen daher nicht zweckmäßig. Das Konzept eines interdisziplinären und internationalen Festivals, das in den Regionen verankert und mit vier Millionen Euro budgetiert werden soll, klingt wie eine Mischung aus dem Steirischen Herbst, dem Festivalnetzwerk Theaterland Steiermark und dem oberösterreichischen Festival der Regionen.

Der Steirische Herbst verfügt lediglich über ein Budget von drei Millionen Euro und könnte gerade für die Stärkung der interdisziplinären und internationalen Ausrichtung und regionalen Verankerung dringend zusätzliche Mittel brauchen, die durch die Altlasten der Vergangenheit ohnehin geringer geworden sind. In seinen programmatischen Leitlinien ist der Steirische Herbst interdisziplinär, international und regional und hat somit die gleiche Ausrichtung wie das neu zu erfindende Festival. Wenn der Steirische Herbst seinen kulturpolitischen Auftrag nach einer regionalen Verankerung nicht stärker wahrnehmen kann, so liegt der Grund in den fehlenden finanziellen Möglichkeiten. Die Lösung kann nicht in einem neuen Festival, sondern muss in einer entsprechenden Dotierung des Steirischen Herbstes liegen. 

Zudem ist es zunehmend zynisch, steirischen Kunst- und Kulturinitiativen, denen zumindest in Graz zum Teil nicht verkraftbare Kürzungen drohen, von Landesseite her mitzuteilen, dass angesichts knapper Budgets nicht einmmal Geld für eine Inflationsabdeckung vorhanden sei, während man gleichzeitig ein vier Millionen Euro teures Festival erfinden will, für das es zwar einen politischen Willen, aber keinen nachweisbaren Bedarf gibt. Noch prekärer ist die Lage junger Kunst- und Kulturschaffender, die im Regelfall nicht einmal einen Zugang zu den limitierten Fördertöpfen erhalten.

Es wäre weniger spektakulär und lieferte weniger Schlagzeilen, aber es wäre ein nachhaltiger Weg in der steirischen Kulturpolitik, wenn die bisher den Landesausstellungen vorbehaltenen Mittel
  • für die finanzielle Stärkung des Steirischen Herbstes und
  • für die Basisfinanzierung von steirischen Kunst- und Kulturinitiativen unter besonderer Berücksichtigung junger Kunst und Kultur

verwendet werden würden. 

Statt ein neues Festival zu erfinden, kann mit den gleichen Mitteln ein Qualitätssprung zugunsten einer langfristigen Absicherung des steirischen Kunst- und Kulturschaffens erzielt werden. Der alljährliche Kampf vieler Kunst- und Kulturinitiativen um ihre Zukunft und insbesondere die Perspektivenlosigkeit für junge Kunst- und Kulturschaffende kann durch eine stabile, gesicherte Finanzierungsbasis abgelöst werden. Es braucht dazu nur den politischen Willen - das Geld ist da!

Es wird daher der

Antrag

gestellt:

Der Landtag wolle beschließen:

Die Landesregierung wird aufgefordert, die bisher den Landesausstellungen vorbehaltenen Mittel
  • für die finanzielle Stärkung des Steirischen Herbstes,
  • für die Basisfinanzierung von steirischen Kunst- und Kulturinitiativen, sowie
  • für den Förderungszugang junger steirischer Kunst- und Kulturschaffender

aufzuwenden. 


Unterschrift(en):
Edith Zitz (Grüne), Peter Hagenauer (Grüne), Ingrid Lechner-Sonnek (Grüne)