LANDTAG STEIERMARK
XV. GESETZGEBUNGSPERIODE


TOP 11

EZ/OZ 600/13

Schriftlicher Bericht

Ausschuss: Wirtschaft

Betreff:
Landeseigene Produktionsstätten für Holzpellets in strukturschwachen Gebieten der Steiermark.


zu:


EZ/OZ 600/13

Schriftlicher Bericht

Ausschuss: Wirtschaft

Betreff:
Landeseigene Produktionsstätten für Holzpellets in strukturschwachen Gebieten der Steiermark


zu:


  • 600/1, Landeseigene Produktionsstätten für Holzpellets in strukturschwachen Gebieten der Steiermark (Selbstständiger Antrag)


Der Ausschuss "Wirtschaft" hat in seinen Sitzungen vom 12.09.2006, 13.03.2007, 17.04.2007, 08.05.2007 und 05.06.2007 über den oben angeführten Gegenstand die Beratungen durchgeführt.

Zum Antrag der KPÖ betreffend landeseigene Produktionsstätten für Holzpellets in strukturschwachen Gebieten der Steiermark liegen seitens der Landesregierung Stellungnahmen vor, die folgendes zum Inhalt haben:
"Holzpellets werden hauptsächlich aus Neben- und Abfallprodukten der Sägeindustrie und der Holz verarbeitenden Industrie erzeugt. Daraus ergibt es sich auch, dass die Betriebe, bei denen dieser Rohstoff ohnehin anfällt, diesen auch gleich selbst weiterverwerten, indem sie selbst Holzpellets erzeugen.
Dadurch erschließen diese Betriebe ein neues Geschäftsfeld und können damit zusätzliche Einnahmen erzielen.
Auf Grund der Verfügbarkeit des Rohstoffes in ihren eigenen Betrieben ergibt es sich auch, dass die Hauptakteure auf dem Markt der Holzpelletserzeugung bereits vorhanden und etabliert sind. Es wäre daher nur mit einem sehr hohen finanziellen Aufwand möglich, neue Produktionsstätten für Holzpellets, die ausschließlich Holzpellets erzeugen, zu errichten.
Diese neuen Betriebe müssten nämlich den Rohstoff für ihre Produktion erst teuer extern zukaufen, und überdies müssten sie sich auch erst auf dem Markt entsprechend behaupten. Folglich wäre es daher kaum möglich, mit diesen neuen Produktionsstätten Holzpellets billiger als die bereits bestehenden Betriebe zu produzieren.
Die Preisentwicklung für Holzpellets in der Steiermark hängt sicherlich einerseits von der Preisentwicklung des dafür benötigten Rohstoffs ab, andererseits spiegeln sie "nur" die Verhältnisse in diesem Marktsegment wider, was auch mitbetrachtet werden muss. (Wettbewerb zwischen thermischer und stofflicher Verwertung von Holz\; internationaler Markt und Handel mit biogenen Brennstoffen etc.) Durch die Errichtung von neuen Produktionsstätten für Holzpellets, die im Eigentum des Landes gehalten werden, wird es daher wohl kaum möglich sein, die Preisentwicklung für Holzpellets zu regulieren.
Durch die derzeit forcierte Holzmobilisierung, die sich in zahlreichen Initiativen, wie beispielsweise der "Holzcharta" oder dem "Nationalen Biomasseplan für Österreich" widerspiegelt, kann jedoch sehr wohl indirekt auch die Bereitstellung von Energieholz erhöht werden. Dieses zusätzliche Energieholz wird jedoch hauptsächlich in Form von Brennholz und Hackgut zur Verfügung stehen.
Die Landwirtschaftskammer Steiermark vertritt zum gegenständlichen Antrag folgende Ansicht:
In den letzten Jahren entwickelte sich ein Biomasse Boom, der im Jahr 2005 in einem 45 prozentigen Zuwachs bei neu installierten Pelletskesseln in Österreich gipfelte. Erstmals wurden somit in Österreich mehr Pelletskessel als Ölkessel installiert. Dieser Anstieg der Inlandsnachfrage sowie die steigende Nachfrage aus dem Ausland führten im Jahr 2006 zu kurzfristigen Lieferengpässen und einem deutlichen Anstieg der Pelletspreise.
Betrachtet man aber die Entwicklung der letzten Jahre, dann ging diesem Anstieg eine mehrjährige Talfahrt voran. Zwischen 2002 und 2005 sind die Pelletspreise kontinuierlich gesunken. Im Herbst 2005 befanden sich die Pelletspreise auf einem historischen Tiefstand. Nachdem die Pelletspreise als Ergebnis des Wechselspiels von Angebot und Nachfrage entstehen, führte die vorübergehende Verknappung des Angebots- auch beeinflusst durch einen nicht immer nachvollziehbare Preispolitik- zu den aktuellen Preissteigerungen. Neben den Pelletskunden sind auch die heimischen Hersteller von modernen Pelletsfeuerungen, die kräftig in den Ausbau der Produktionskapazitäten investiert haben, von der aktuellen Entwicklung betroffen.
Durch die im Vergleich zum Jahr 2005 enorm gestiegenen Pelletspreise wird auch das Vertrauen in Biomasseheizungen beeinträchtigt. Dies schadet der gesamten Biomassebranche. Die Pelletswirtschaft reagiert auf die aktuelle Situation durch einen massiven Ausbau der Produktion. Zahlreiche österreichische Produzenten werden 2007 die Pelletsproduktion gegenüber 2006 wesentlich erhöhen, zum Teil auch auf neuen Standorten in Süddeutschland und Tschechien.
Es ist daher davon auszugehen, dass es zu keinen Lieferengpässen kommt und auch die Preissituation sollte sich entspannen.

Der gegenständliche Antrag wird  auch seitens der LK als schwer umsetzbar eingeschätzt, zumal die Rohstoffe Säge- und Hobelspäne sowie der Markt für Sägenebenprodukte weitgehend im direkten Einflussbereich der Sägeindustrie und der Holzverarbeitenden Industrie liegen. Nachdem das Land Steiermark über keine landeseigenen Sägewerke verfügt, fehlt somit der direkte Zugang zum Rohstoff. Darüber hinaus würden sich auch im Landeseigentum befindliche Pelletshersteller nicht den marktwirtschaftlichen Gesetzen von Angebot und Nachfrage entziehen können.

In der Stellungnahme der Landwirtschaftskammer wurde insbesondere die Anregung gegeben regionale Biomassehöfe als Rohstoffdrehscheiben für die Produktion und gemeinschaftliche Vermarktung qualitätsgesicherter Biomassebrennstoffe zu forcieren. Im weiteren verwies die Landwirtschaftskammer auf die Unterstützung von Waldpellets und Agropellets.

Ergänzend wird auf die von der Fachabteilung 19D - Abfall- und Stoffflusswirtschaft in Auftrag gegebene Studie "Biogener Einfluss für eine nachhaltige Energieproduktion in der Steiermark" verwiesen.
Darin wurden die Weiterentwicklung von neuen, über die bisherigen Aktivitäten hinausgehenden Beschaffungsmethoden und Wertschöpfungspartnerschaften beschrieben und insbesondere die vor allem im Kleinwald sowie als "stille Reserven" liegenden Holzreserven erfasst und untersucht.

Die Stellungnahme zu diesem Antrag erfolgt unter den Aspekten grundsätzlicher Vorgaben (Wirtschaftsstrategie des Landes Steiermark) und unter Berücksichtigung von Bedingungen, die vom Markt der Wirtschaftspolitik des Landes vorgegeben werden.

A. Marktrelevante Aspekte:
Nach Befragung einiger Experten (Vertreter des HCS und Unternehmer), die sich mit der Herstellung von Pelletieranlagen befassen, beeinflussen zwei wesentliche Faktoren die Entwicklung der Energiepreise im Bereich der Holzpellets:
1. Kostentreibende Material- und Energiepreise zum Trocknen und Pressen der kleinen Holzteilchen
2. Der derzeit hohe Preisunterschied im Bereich der Hardware (Preisunterschied bei den Kesselanlagen)

ad 1.)
1.1. Kostentreibende Materialpreise:
Auf Grund des Faktums, dass Sägespäne nicht nur für die Erzeugung von Pellets, sondern auch für die Herstellung von Platten und sonstigen Holzendprodukten Verwendung finden, stellen diese Rohstoffe einen kostentreibenden Faktor dar.
Dazu kommt noch, dass aus dem heimischen Forst zu wenig Rohstoffe angeliefert werden, obwohl wesentlich höhere Anlieferungskapazitäten vorhanden sind.
1.2. Kostentreibende Energiepreise im Bereich des Trocknens und Pressens:
Auf Grund der unter Punkt 1.1. genannten Verknappung von Rohstoffbezugsmengen ist die Verarbeitungswirtschaft genötigt, stärkere Hölzer zu zerkleinern, die jedoch einen höheren Energieeinsatz erfordern (im Verhältnis zur Verwertung schwächerer Hölzer).
Lösungsansätze zur Optimierung der Rohstoffkosten sind:
a. Enge Zusammenarbeit mit der Forstwirtschaft betreffend die optimale Ausnutzung des bestehenden Forstes für ein erhöhtes Mengenaufkommen zur Pelletserzeugung.
b. Der Standort einer Pelletieranlage ist aus Sicht des Erreichens von optimalen
Stückkostenstrukturen eng verbunden mit dem Vorhandensein eines Standortes für ein großes Sägewerk (Benchmark mindestens 50.000 Jahrestonnen), wobei am gleichen Standort eine Energieerzeugungsanlage - möglichst im Bereich einer Kraft-Wärme-Kopplungsanlage (weil damit günstige Abfallwärme erzeugt werden kann, mit der man nasse Waren [Späne] trocknen kann) - etabliert sein soll.
Auf die Steiermark bezogen, gibt es derzeit drei Unternehmen mit Standorten in Zeltweg, Leoben und Preding mit einem Pelletsaufkommen-Volumen von rund 250.000 Jahrestonnen, die die Anforderungen einer günstigen Stückkostenstruktur zur Herstellung von Pellets im Sinne der o.a. Lösungsansätze erfüllen.
Diese Unternehmen sind auch in der Lage, im Verbund bzw. im Netzwerk die Rohprodukte derart zu organisieren, dass auch ein Beitrag geleistet werden kann, die innerbetrieblichen Transportkosten zu senken.
Bezogen auf das Begehren der Abgeordneten, in strukturschwachen Gebieten Produktionsstätten für Holzpellets zu errichten, die im Eigentum des Landes gehalten werden und als Regulativ der Preisentwicklung bei Holzpellets fungieren sollen, muss aus dieser Sicht festgestellt werden, dass mit diesem Regulativ kein Lösungsansatz erkennbar ist, der den Einsatz von Landesmitteln für marktsteuernde Aufgaben in diesem Bereich rechtfertigen könnte. Dies auch deshalb, weil kleiner dimensionierte Pelletsanlagen (z. B. 10.000 - 20.000 Jahrestonnen), die an Sägewerke anzuschließen wären, wesentlich ungünstigere Kostenstrukturen (höhere Stückkosten) aufweisen, als ein Unternehmen mit einem Benchmark-Fertigungsvolumen von mindestens 50.000 Jahrestonnen.
Dazu kommt, dass Pelletsfertigungen ein hohes technologisches Wissen  voraussetzen, dessen Ressourcenaufbau sich über einen langen Zeithorizont erstreckt. Verluste wären in allen Phasen vorprogrammiert.
Nachdem die Wirtschaft in diesem Bereich durchaus nachvollziehbare Lösungsansätze anbietet, kann seitens der Abteilung 14 - Wirtschaft und Innovation kein Marktversagen in diesem Segment festgestellt werden.

ad 2.)
Wie bereits erwähnt, ist bei der Pelletserzeugung ein Hardware-Problem im Bereich der Kesselanlagen festzustellen.
Nach Meinung der befragten Experten können die Investitionskosten für eine Ölheizungsanlage einschließlich Montage, Tank und Erstvorratslager mit rund € 6.000,-- angenommen werden.
Vergleichbare Anlagen für die Pelletserzeugung verursachen Kosten von rund € 12.000,-- (inklusive Vorratslager). Der Grund hiefür ist darin zu sehen, dass die derzeitigen Anbieterstrukturen im Bereich der Fertigung von Pelletskesselanlagen (ca. 17 Anbieter österreichweit) so gestaltet sind, dass sämtliche Produzenten nicht in der Lage zu sein scheinen, eine kostengünstige industrielle Serienfertigung aufzuziehen (zu kleine Stückzahlen und zu hohe Vertriebskosten). Es ist jedoch sehr wohl festzustellen, dass in Bezug auf Forschung und Entwicklung sowie Innovationen in diesem Bereich die österreichischen Holzpelletsanlagen-
Produzenten sehr gut ausgestattet sind.
Hardware-Problem im Bereich der Kesselanlagen festzustellen.
Nach Meinung der befragten Experten können die Investitionskosten für eine Ölheizungsanlage einschließlich Montage, Tank und Erstvorratslager mit rund € 6.000,-- angenommen werden.

Vergleichbare Anlagen für die Pelletserzeugung verursachen Kosten von rund € 12.000,-- (inklusive Vorratslager). Der Grund hiefür ist darin zu sehen, dass die derzeitigen Anbieterstrukturen im Bereich der Fertigung von Pelletskesselanlagen (ca. 17 Anbieter österreichweit) so gestaltet sind, dass sämtliche Produzenten nicht in der Lage zu sein scheinen, eine kostengünstige industrielle Serienfertigung aufzuziehen (zu kleine Stückzahlen und zu hohe Vertriebskosten). Es ist jedoch sehr wohl festzustellen, dass in Bezug auf Forschung und Entwicklung sowie Innovationen in diesem Bereich die österreichischen Holzpelletsanlagen-
Produzenten sehr gut ausgestattet sind.
Lösungsansätze hiezu sind:
a.) Pelletskesselanlage-Erzeuger müssen ihr Marktvolumen rasch ausbauen, um zu
Großserienfertigungsstrukturen zu gelangen. Es sind bereits Möglichkeiten vorhanden, bestehende Ölkesselanlagen durch einen Pelletsbrennvorsatz mit sehr geringen Kosten zu adaptieren (Kosten ca. € 2.000,-- bis € 3.000,--).
b.) Als Universallösung sind Bemühungen zu unterstützen, die darauf hinauslaufen, dass die Kosten einer neuen Pelletsanlage einschließlich der Kosten für Pelletsprodukte insgesamt langfristig niedriger werden als jene für Raumerwärmen mit Heizöl, welche am Markt durch verschiedene Umstände immer volatiler geworden sind.

Das Zusammenspiel zwischen den Pelletsanlagen-Erzeugern und den Pelletsproduzenten, das sich als Kooperation von ökologisch und ökonomisch orientierten Effekten darzustellen hat, muss auf der Preisebene so weit umsetzbar sein, dass den Kunden garantiert werden kann, dass in jedem Fall beim Erwerb einer Pelletsanlage die Summe der Kosten der Pelletsanlagen und der
Pellets - auf einer bestimmten Zeitachse gesehen - insgesamt niedriger sind, als die laufenden Heizölpreise.

Diesbezügliche konkrete Lösungsansätze gibt es bereits und kann demnach festgestellt werden, dass dem bezughabenden Antrag auch unter diesem Aspekt nicht Folge geleistet werden sollte, zumal - wie vorhin dargestellt - kein effektiv sinnvoller Lösungsansatz zur Bewältigung der in der Begründung des selbstständigen Antrages angeführten Probleme gesehen werden kann.
Vielmehr werden mit dem gegenständlichen Antrag Risiken, aber auch effektive Verluste der öffentlichen Hand überantwortet, die im Lichte der vorangeführten Information durchaus von den am Markt agierenden Unternehmen getragen werden können, ohne damit die Vorteile der umweltfreundlichen und zukunftsträchtigen Energieträger "Holzpellets" aufs Abstellgleis zu führen.
Wie die befragten Experten weiters ausführten, wurden die Verteuerungen der Pelletspreise im Jahr 2006 auf Grund der erhöhten italienischen Nachfrage insbesondere nach Sackwaren (15 kg) von Pellets verursacht, weil in Italien Heizöl zu diesem Zeitpunkt gleich teuer war bzw. ist wie Diesel. Nunmehr sind allerdings sowohl die Heizölpreise als auch die Pelletspreise auf ein vertretbares Maß (€ 180,-- je Tonne Pellets, frei Kunden, eingeblasen, entspricht 36 Cent/Liter
Heizöl) zurückgegangen (Pelletshöchstpreis in Jahr 2006: € 280,-- je Tonne, Heizöl: € 56 Cent/Liter).

B. Vorgaben aus der Wirtschaftsstrategie des Wirtschaftsressorts:
Die vom Landtag Steiermark am 19.09.2006 einstimmig beschlossene Wirtschaftsstrategie des Landes Steiermark hat sich zum Ziel gesetzt, entlang der von Experten erarbeiteten 7 Leitlinien innovative Projekte mit Wachstumschancen auf allen Ebenen (betriebliche Qualifizierung, F&\;E,
Netzwerke, innovative Investitionen, Internationalisierung, Bewusstseinsbildung, Gründungen etc.) vorrangig zu unterstützen.
Es kann und soll nicht Aufgabe des Landes Steiermark sein, im Rahmen der
Wirtschaftsförderung in Bereichen tätig zu werden, in denen kein Marktversagen erkennbar ist. Man kann und soll der heimischen Wirtschaft durchaus vertrauen, dass sie in einem Segment, in dem enorme Wachstumschancen - national und international - bestehen, sich gut entwickeln kann.

Es wird daher der

Antrag

gestellt:

Der Landtag wolle beschließen:

Der Bericht des Ausschusses für Wirtschaft zum Antrag, Einl.Zahl 600/1, der Abgeordneten Kaltenegger, Klimt-Weithaler, Dr. Murgg und Ing. Pacher, betreffend landeseigene Produktionsstätten für Holzpellets in strukturschwachen Gebieten der Steiermark, wird zur Kenntnis genommen.