EZ/OZ: 2003/1
Selbstständiger Antrag von Abgeordneten (§ 21 GeoLT)
eingebracht am 27.03.2008, 14:39:18
Landtagsabgeordnete(r): Christopher Drexler (ÖVP), Gerald Schöpfer (ÖVP)
Fraktion(en): ÖVP
Zuständiger Ausschuss: -
Regierungsmitglied(er): Kurt Flecker, Hermann Schützenhöfer
Betreff:
Aufnahme der Riegersburg in die Liste des UNESCO-Welterbes
Die Riegersburg ist eine der am besten erhaltenen Festungsanlagen des deutschsprachigen Raumes. Sie ist seit Jahrhunderten ein wichtiges Wahrzeichen steirischer Identität.
"Die stärkste Festung der Christenheit" - so bezeichnete der berühmte Feldherr Feldmarschall Raimund Graf von Montecuccoli (Türkenschlacht bei Mogersdorf bzw. Szentgotthart 1664), die in der Oststeiermark weit in das Land ragende Riegersburg.
Der steile Basaltfelsen, der das Tal um ca. 200 m überragt (Seehöhe 482 m), und nach Norden und Westen teils überhängend abfällt, bildete die ideale Lage für eine gut zu verteidigende Wehranlage. Von hier aus hatte man eine gute Fernsicht auf das oststeirische Hügelland, das im Lauf der Geschichte wiederholt mit kriegerischen Auseinandersetzungen konfrontiert war.
Die besondere Schutzlage lockte schon früh Siedler an. So lassen sich sowohl am Burgberg als auch in dessen näherer Umgebung schon ab der Jungsteinzeit, durch die verschiedenen Jahrhunderte hindurch, zahlreiche Spuren kontinuierlicher menschlicher Anwesenheit nachweisen. Steingeräte und Tonscherben belegen dies bis in das 4. vorchristliche Jahrtausend zurück. In der jüngeren Urnenfelderzeit (ca. 8./7. Jh. v. Chr.) dürfte die Siedlung bereits eine zentralörtliche Bedeutung gehabt haben.
Vermutlich hat es auf dem höchst eindrucksvollen Felsen auch in der Ära der slawischen Be-siedlung bereits eine Fluchtburg gegeben. Die erste nachweisbare Erwähnung von Riegersburg stammt aus 1138. Im Mittelalter gab es am Burgberg noch zwei getrennte Festungen. Die höher gelegene Hauptburg wurde damals als "Ruggersburg" bezeichnet. Etwas tiefer gelegen stand die sogenannte "Nider Veste", die sich auf jener Ebene befand, wo heute das Grenzlandehrenmal daran erinnert, dass diese Gegend auch im 20. Jahrhundert nicht von kriegerischen Ereignissen verschont blieb.
Die heutige Gestalt verdankt die mächtige Festungsanlage im wesentlichen der Freifrau Eli-sabeth Katharina Wechsler, verheiratete von Galler. Nach ihrem Tod schloss ihr Schweigersohn Johann Ernst Graf von Purgstall, die von ihr begonnenen Bauarbeiten ab, indem er die Basteien und Tore errichten ließ, um die Burg nach dem damaligen Stand der Festungstechnik optimal auszustatten. Seit 1822 ist die Burg im Besitz des Hauses Liechtenstein, welches in vorbildlicher Weise für die Erhaltung der Befestigungsanlagen mit 11 Basteien und 6 wehrhaften Toranlagen, die ein Areal von etwa 15 Hektar umfassen und der Burg, welche eine Dachfläche von fast einem Hektar aufweist, sorgt.
Die Burganlage ist eine Kulturstätte von außergewöhnlichem universellem Wert, sie dürfte in ganz besonderem Ausmaß dem Anforderungskatalog der UNESCO für die Aufnahme in die Liste des Weltkulturerbes entsprechen. Sie entspricht auch dem Anspruch der Echtheit bzw. Authentizität nach Gestaltung, Material und handwerklicher Ausführung, weil die gesamte Anlage im Originalzustand des 17. Jahrhunderts erhalten wurde. Die einzige bauliche größere Ergänzung ist die Liftanlage, welche errichtet wurde, um auch Behinderten die Besichtigung der Burg zu ermöglichen.
Die Burg ist ein wichtiger Anziehungspunkt für die Oststeiermark. Hier fand 1987 die von über 350.000 Besuchern frequentierte Landesausstellung "Hexen und Zauberer" statt.
Das Ansuchen um Aufnahme einer Stätte in die Welterbe-Liste erfolgt in Österreich über die Bundesregierung durch das Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur (BMUKK). Die UNESCO selbst unterbreitet keine Vorschläge. Jeder Vertragsstaat erstellt eine "vorläufige Liste" (tentative list), ein nationales Verzeichnis jener Kultur- und Naturgüter, die seiner Meinung nach für die Menschheit von besonderem Wert sind. Diese "vorläufige Liste" wird vom Bund zusammen mit den Ländern erstellt.
Es wird daher der
Antrag
gestellt:
Der Landtag wolle beschließen:
Die Steiermärkische Landesregierung wird aufgefordert, mit dem Ersuchen an die Bundesregierung heranzutreten, damit diese sich dafür einsetzt, dass die Riegersburg in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen wird.
Unterschrift(en):
Christopher Drexler (ÖVP), Gerald Schöpfer (ÖVP)