LANDTAG STEIERMARK
XV. GESETZGEBUNGSPERIODE


EZ/OZ: 2550/1

Selbstständiger Antrag von Abgeordneten (§ 21 GeoLT)

eingebracht am 18.11.2008, 12:56:56


Landtagsabgeordnete(r): Monika Kaufmann (SPÖ), Walter Kröpfl (SPÖ), Klaus Zenz (SPÖ), Siegfried Tromaier (SPÖ), Siegfried Schrittwieser, Gabriele Kolar (SPÖ), Ilse Reinprecht (SPÖ), Günther Prutsch (SPÖ), Erich Prattes (SPÖ), Ursula Lackner (SPÖ), Gerhard Rupp (SPÖ), Martina Schröck (SPÖ), Johannes Schwarz (SPÖ), Gerald Schmid (SPÖ), Franz Schleich (SPÖ), Karl Petinger (SPÖ), Ewald Persch (SPÖ), Anton Lang (SPÖ), Klaus Konrad (SPÖ), Detlef Gruber (SPÖ), Barbara Gross, Werner Breithuber (SPÖ), Markus Zelisko (SPÖ), Waltraud Bachmaier-Geltewa (SPÖ), Wolfgang Böhmer (SPÖ)
Fraktion(en): SPÖ
Zuständiger Ausschuss: -
Regierungsmitglied(er): Johann Seitinger

Betreff:
Vermeidung von Antibiotika-Einsatz zur Bekämpfung des Feuerbrandes

 
Feuerbrand stellt eine bakterielle Erkrankung von Obstbäumen mit vernichtendem Ergebnis dar. Sie wird während der Blütezeit im Mai übertragen. Das Krankheitsbild des Feuerbrands äußert sich dadurch, dass Blätter und Blüten befallener Pflanzen plötzlich vom Blattstiel welken und sich braun oder schwarz verfärben. Die Triebspitzen krümmen sich aufgrund des Wasserverlustes hakenförmig nach unten. Die Pflanze sieht dann wie verbrannt aus (daher der Name "Feuerbrand"). Feuerbrand vernichtet schlagartig riesige Ernten. Die Übertragung erfolgt durch Bienen oder Wind. Der Feuerbrand wurde in Österreich erstmals 1993 in Vorarlberg nachgewiesen.

In den letzten beiden Jahren wurde in bestimmten Gebieten in Österreich (Vorarlberg) das Pflanzenschutzmittel "Strepto" mit dem Wirkstoff Streptomycin zur Bekämpfung von Feuerbrand im Erwerbsobstbau zugelassen. Streptomycin ist ein Antibiotikum aus der Humanmedizin. Der wissenschaftliche Lenkungsausschuss der EU-Kommission und die WHO empfehlen dringend den Verzicht auf Antibiotika in der Landwirtschaft, da die rasche Zunahme von Antibiotikaresistenzen die Humanmedizin vor große Probleme stellt.

Im Jahr 2007 ist es in der Steiermark und in den benachbarten Bundesländern zu einem massiven Auftreten des Feuerbrandes  gekommen. 200 steirische Erwerbsbetriebe waren betroffen, 24 Hektar mussten gerodet werden.
 
Zur Feuerbrandbekämpfung in der Blüte 2008 sind daher auch in  der Steiermark erstmals streptomycinhältige Pflanzenschutzmittel zur Anwendung gelangt. Aufgrund günstiger klimatischer Bedingungen blieb ein großflächiger Antibiotika-Einsatz heuer erfreulicherweise aus. Tatsächlich angewendet wurde Streptomycin nur auf rund 2-3% der ursprünglich bewilligten Flächen.
 
Bei Untersuchungen mit einer neuen Analyse-Methode hat die Agentur für Ernährungssicherung AGES dennoch minimale Rückstände des eingesetzten Mittels Streptomycin in Äpfeln festgestellt. Untersucht wurde Obst aus der Steiermark, aus Ober- und Niederösterreich, aus Tirol und Vorarlberg.

Streptomycin hat keinerlei kurative Wirkung bei Feuerbrand, es unterdrückt lediglich kurzfristig Krankheitssymptome. ImkerInnen und ObstbäuerInnen droht durch die Anwendung ein schwerer Imageschaden und durch Rückstände von Antiobiotika in Lebensmitteln (Obst, Obstprodukten, Honig und Honigprodukten) könnten KonsumentInnen gesundheitlichen Schaden nehmen.

Die nachhaltigsten, umweltverträglichsten und nicht chemischen Methoden zur Bekämpfung des Feuerbrandes stellen derzeit die mechanischen Maßnahmen dar. Stark geschädigte Pflanzen müssen gerodet und an Ort und Stelle verbrannt werden. Bei weniger geschädigten Pflanzen genügt unter Umständen das Ausschneiden erkrankter Äste.


Es wird daher der

Antrag

gestellt:

Der Landtag wolle beschließen:

Die Steiermärkische Landesregierung wird aufgefordert,

1. dafür Sorge zu tragen, dass auf den Einsatz antibiotikahältiger Pflanzenschutzmittel zur Bekämpfung des Feuerbrandes verzichtet werden kann,

2. dass feuerbrandresistentere Sorten im Rahmen der Agrarberatung besonders beworben werden, 

3.  betroffene Obstbäuerinnen und -bauern bezüglich der Bekämpfung des Feuerbrandes kontinuierlich zu unterstützen,

4. dem Landtag über die gesetzten Maßnahmen gegen den Feuerbrand zu berichten sowie


5. an die Bundesregierung heranzutreten, damit diese Maßnahmen setzt, um die nationale und internationale Feuerbrandforschung besser zu koordinieren und insbesondere ökologisch verträgliche Alternativen zur Bekämpfung des Feuerbrandes zu entwickeln.


Unterschrift(en):
Monika Kaufmann (SPÖ), Walter Kröpfl (SPÖ), Klaus Zenz (SPÖ), Siegfried Tromaier (SPÖ), Siegfried Schrittwieser, Gabriele Kolar (SPÖ), Ilse Reinprecht (SPÖ), Günther Prutsch (SPÖ), Erich Prattes (SPÖ), Ursula Lackner (SPÖ), Gerhard Rupp (SPÖ), Martina Schröck (SPÖ), Johannes Schwarz (SPÖ), Gerald Schmid (SPÖ), Franz Schleich (SPÖ), Karl Petinger (SPÖ), Ewald Persch (SPÖ), Anton Lang (SPÖ), Klaus Konrad (SPÖ), Detlef Gruber (SPÖ), Barbara Gross, Werner Breithuber (SPÖ), Markus Zelisko (SPÖ), Waltraud Bachmaier-Geltewa (SPÖ), Wolfgang Böhmer (SPÖ)