LANDTAG STEIERMARK
XV. GESETZGEBUNGSPERIODE


EZ/OZ: 2225/1

Selbstständiger Antrag von Abgeordneten (§ 21 GeoLT)

eingebracht am 10.06.2008, 11:55:56


Landtagsabgeordnete(r): Christopher Drexler (ÖVP), Edith Zitz (Grüne)
Fraktion(en): ÖVP, Grüne
Zuständiger Ausschuss: -
Regierungsmitglied(er): Kurt Flecker
Beilagen: projekt_A

Betreff:
Finanzierung für das projekt_A

Das projekt_A bietet große Chancen für die Stadt Graz, sich nach 2003 kulturpolitisch erneut in einem regionalen wie internationalen Kontext als nunmehr Architekturhauptstadt zu positionieren. Mit der Absage durch die ExpertInnenjury der regionale10 entfällt eine beträchtliche Finanzierungsquelle in der Höhe von 4 Mio. €, sodass es nun gilt, eine alternative Finanzierungsform zu finden.
 
Seit 2004 bearbeitet die Plattform Architektur im Auftrag der Stadt Graz und des Landes Steiermark das projekt_A im Bestreben, die positiven Impulse des Kulturhauptstadtjahres weiterzuführen und auszubauen. Als thematische Klammer wurde ein breit gefasster Architekturbegriff gewählt, der es ermöglicht, alle Lebens- und Kulturbereiche einzuschließen. Daher lautete der ursprüngliche Arbeitstitel "Architektur ist Lebensraum - Architekturhauptstadt Graz".
 
Vorstellungen des Projektes fanden schon in allen relevanten Gremien statt, wie vor dem Grazer Kulturbeirat, dem Gemeinderätlichen Kulturausschuss, der Grazer Stadtregierung und dem Kulturbeirat des Landes Steiermark. Die Plattform Architektur, bestehend aus Artimage, Forum Stadtpark Graz, Fakultät für
Architektur der Technischen Universität Graz, Haus der Architektur Graz, Kammer der Architekten und Ingenieurkonsulenten für Steiermark und Kärnten, stadtmuseum graz, Zentralvereinigung der Architekten Österreichs - Landesverband Steiermark, hat im Jahr 2007 ein Konzept für nachhaltig strukturelle Maßnahmen und Prozesse sowie einen mehrmonatigen Veranstaltungsschwerpunkt erarbeitet.

Mit der regionale10 wäre von Seiten des Landes Steiermark bereits ein
wesentlicher Beitrag (4,0 Mio. €) der prognostizierten finanziellen Mittel von 10 Mio. € für das Gesamtprojekt abgedeckt gewesen. Nach derzeitigem Planungsstand sind diese 10 Mio. € von Seiten der öffentlichen Hand für das Gesamtprojekt, verteilt über mehrere Jahre insgesamt erforderlich.
 
Ziel von projekt_A ist die Steigerung der Lebensqualität in der Region durch eine nachhaltige, intelligente und sensible Raumentwicklung und Stadtplanung. Dies wird für die verschiedenen sozialen Milieus und ihre unterschiedlichen Lebenswelten nicht einheitlich sein. Daher werden im projekt_A Beteiligungsprozesse in jeder Phase und auf allen Ebenen als notwendig
erachtet. Es sollen Strukturen in Stadt und Land installiert werden, die höchstmögliche Qualität sichern und Anliegen sowie Notwendigkeiten unterschiedlicher Anspruchs- und Interessensgruppen integrieren. Dies geschieht zu Gunsten der Bevölkerung, der AuftraggeberInnen, der InvestorInnen und der Region. Hohe Qualität der Baukultur steigert letztendlich die Attraktivität von Standorten. Das Zusammenwirken aller für das Entstehen eines qualitätsvollen Lebensumfeldes relevanten AkteurInnengruppen ist ein wesentliches Ziel. Dies betrifft unter anderem die Bereiche Stadtplanung und Stadtentwicklung, Sozialplanung, Gesundheitsmanagement, Kulturpolitik, Wirtschaftspolitik und Wohnpolitik. Durch das projekt_A kann die Notwendigkeit des ressortübergreifenden Handelns unterstützt und eine hohe Qualität in der Umsetzung erzielt werden. Neben dem verstärkten Augenmerk auf den Aspekt der Architektur für den Alltag, der die Qualitätsförderung in der Breite des
architektonischen Wirkungsfeldes beschreibt, soll das projekt_A alles daran setzen, Planungen, die in der Projektphase erfolgen, auf möglichst hohem baukulturellen Qualitätsniveau abzuhandeln. Damit strukturelle Veränderungen überhaupt funktionieren können, muss eine entsprechende Bewusstseinsbildung eingeleitet werden. Durch Vermittlungsarbeit und Beteiligung auf breiter Basis wird die Identifikation der Menschen mit ihrer Lebenswelt unterstützt.

Das projekt_A ist ein zielgerichteter diskursiver, dialogischer und offener Prozess mit einer verdichteten Veranstaltungsschiene im Jahre 2010, dessen zentrale Eigenschaften in einer zielorientierten Netzwerkbündelung und Transdisziplinarität liegen. Das projekt_A ist ein überregionales Netzwerk, das sich auf Basis eines breiten Architekturverständnisses durch Vielfalt, Offenheit und Partizipation auszeichnet. Nicht eine Kultursparte oder ein Fach steht im Zentrum, sondern jede Bürgerin und jede Kultursparte ist betroffen. Im offenen Dialog und als partizipatives Projekt werden Wünsche und Anregungen möglichst vieler Anspruchsgruppen aufgenommen, wie dies bereits in der Vorbereitungsphase begonnen wurde.

Das Bilden von Netzwerken ist dem projekt_A ein wichtiges Anliegen: zwischen der Stadt Graz und dem Land Steiermark, zwischen den Ressorts, den politischen Parteien, den betroffenen Bevölkerungsgruppen und den Planenden, zwischen den verschiedenen Kulturbereichen. Die ProjektbetreiberInnen sind überzeugt, dass die Zukunft im Verknoten der Netzwerkpunkte liegt. Dass daraus die Kraft der gesamten Region entsteht, das Profil und die Identität, die wiederum positive Rückwirkungen auf die einzelnen Beteiligten zulässt. Bereits in der Vorbereitungsphase wurde dem Anliegen der Vernetzung breiter Raum, Zeit und Energie eingeräumt.

Das projekt_A soll nicht nach seiner Verdichtungsphase im Jahre 2010 erlöschen, sondern bereits im Vorfeld eingeleitete Prozesse fortführen und Motor für Veränderungen bleiben: von der Einrichtung qualitätssichernden Maßnahmen, über die Vorbildwirkung der öffentlichen Hand im Umgang mit Baukultur, Vernetzung der Ausbildungsstätten und optimale Formen der Vergabekultur bis zu überregionaler Raumordnung und gelebter Architekturvermittlung. Das projekt_A wird sichtbare und nachhaltige Zeichen im Bewusstsein der Öffentlichkeit setzen, wie Architektur die Lebensräume der Menschen definiert und wesentlich die Identität der Stadt und der ganzen Region bestimmt. Der Aspekt der Nachhaltigkeit und die transdisziplinäre Vernetzung bilden die zwei wesentlichen Säulen, auf denen das projekt_A beruht.

Es wird daher der

Antrag

gestellt:

Der Landtag wolle beschließen:

Die Landesregierung wird aufgefordert,
1. die zur Umsetzung des projekt_A nötige finanzielle Beteiligung seitens des Landes im Zuge der Budgetverhandlungen für die Jahre 2009 und 2010 zu prüfen,
2. in Zusammenarbeit mit der Bundesregierung und Förderstellen der EU weitere Finanzierungsquellen zu erschließen, 
3. unverzüglich in Gespräche mit der Stadt Graz zu treten, um die Durchführung des projekt_A sicherzustellen, und 
4. dem Landtag regelmäßig über den Entwicklungsstand des projekt_A zu berichten.


Unterschrift(en):
Christopher Drexler (ÖVP), Edith Zitz (Grüne)