LANDTAG STEIERMARK
XV. GESETZGEBUNGSPERIODE


EZ/OZ: 2635/1

Selbstständiger Antrag von Abgeordneten (§ 21 GeoLT)

eingebracht am 25.12.2008, 16:38:00


Landtagsabgeordnete(r): Ursula Lackner (SPÖ), Wolfgang Böhmer (SPÖ), Klaus Zenz (SPÖ), Siegfried Tromaier (SPÖ), Martina Schröck (SPÖ), Franz Schleich (SPÖ), Ilse Reinprecht (SPÖ), Erich Prattes (SPÖ), Karl Petinger (SPÖ), Walter Kröpfl (SPÖ), Klaus Konrad (SPÖ), Gabriele Kolar (SPÖ), Barbara Gross, Johannes Schwarz (SPÖ), Siegfried Schrittwieser, Gerald Schmid (SPÖ), Gerhard Rupp (SPÖ), Günther Prutsch (SPÖ), Markus Zelisko (SPÖ), Anton Lang (SPÖ), Monika Kaufmann (SPÖ), Detlef Gruber (SPÖ), Werner Breithuber (SPÖ), Waltraud Bachmaier-Geltewa (SPÖ), Ewald Persch (SPÖ)
Fraktion(en): SPÖ
Zuständiger Ausschuss: -
Regierungsmitglied(er): Helmut Hirt, Kurt Flecker

Betreff:
Ernährungssituation von PatientInnen und BewohnerInnen von Pflegeeinrichtungen

Die Steiermärkische Landesregierung und der Landtag Steiermark haben einstimmig die Gesundheitsziele Steiermark beschlossen. Das Ziel "Mit Bewegung und Ernährung die Gesundheit der SteirerInnen verbessern" wurde als prioritäres Ziel definiert und es werden Maßnahmen auf verschiedenen Ebenen gesetzt, die zur Umsetzung beitragen sollen.
Ein weiteres Ziel, das intensiv verfolgt wird, ist die Schaffung eines gesundheitsfördernden Gesundheitssystems. Hier sind ebenfalls vielfältige Maßnahmen sowohl im Sinne der MitarbeiterInnen als auch im Sinne der PatientInnen umzusetzen. Unter anderem geht es auch dabei um gesunde Ernährung.
 
Im Rahmen des europäischen Projektes "Nutrition Day" wurde die Ernährungssituation von PatientInnen in 33 Stationen steirischer Landeskrankenhäuser analysiert und folgende Ergebnisse eruiert:

  • 15-60%  der stationären PatientInnen sind mangelernährt, wobei der Anteil der älteren und alten PatientInnen signifikant höher ist und gerade der Ernährungszustand eines alten Menschen für den Verlauf von akuten und chronischen Erkrankungen einen wesentlichen Faktor darstellt
  • 40% der PatientInnen heimischer Spitäler essen die servierte Mahlzeit nicht auf
  • 10% rühren die Mahlzeit nicht an
  • Rund 40% der PatientInnen haben in den jeweils vorhergegangenen drei bis sechs Monaten bereits Gewicht verloren
  • Auch übergewichtige PatientInnen können RisikopatientInnen im Sinne von Mangelernährung werden
  • Bei halber Nahrungsaufnahme verdoppelt sich die Mortalität, bei jenen, die aufgrund Appetitlosigkeit weniger als ein Viertel bzw. gar nichts essen, ist das Risiko dreimal so hoch.
  • Damit verlängern sich nachweislich die durchschnittlichen Aufenthaltszeiten von malnutrierten PatientInnen im Vergleich zu adäquat ernährten PatientInnen
  • Die damit verbundenen Kosten für Träger und Sozialversicherer lassen sich derzeit nur aus ausländischen Datenanalysen errechnen


Auffallend ist die Tatsache, dass zu weiteren Risikogruppen zunehmend jüngere PatientInnen zählen, die von Muskelabbau betroffen sind, junge Frauen unter 30 Jahren, die sich einseitig ernähren, und Kinder, welche in einem Übermaß das angebotene Fastfood konsumieren, vor allem in Kombination mit Bewegungsmangel.

Durch die Teilnahme an dem Projekt "Nutrition Day" soll das Bewusstsein bei im Gesundheits- und Sozialbereich tätigen Menschen dafür geschärft werden, dass der Ernährungsstatus und die Ernährung wesentliche präventive Aspekte enthalten und integrative Bestandteile für den Prozess der Gesundung sind. Nicht nur BewohnerInnen und PatientInnen und MitarbeiterInnen der Krankenhäuser und Langzeitpflegeeinrichtungen sollen verstärkt auf die Problematik aufmerksam gemacht werden, sondern auch eine breitere Öffentlichkeit und die gesundheitspolitischen Entscheidungsträger.

Im Europavergleich verfügt die KAGes bereits über ein beachtliches Know how - sowohl bei der Erfassung des Ernährungsstatus als auch bei der Anwendung KAGes-interner Ernährungsstandards, die mit 88% deutlich höher liegen  als der europäische Durchschnitt mit 44%. Einige Abteilungen führen - bereits elektronisch unterstützt - Ernährungsscreenings durch.
Trotz der begonnenen Maßnahmen sind weitere nachhaltige Schritte notwendig.
Gerade in Hinblick auf die demografische Entwicklung ist es für das Gesundheits- und
Sozialsystem entscheidend, Empfehlungen und Qualitätsstandards in Händen zu haben und deren fachgerechtes Management zu garantieren.

Es wird daher der

Antrag

gestellt:

Der Landtag wolle beschließen:

 Die Steiermärkische Landesregierung wird aufgefordert
  1. eine ressortübergreifende Arbeitsgruppe einzurichten, die sich mit dem Thema Ernährung, Ernährungsstatus und Ernährungssituation in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen befasst mit dem Ziel, dem Landtag Steiermark einen Bericht über Umsetzungsmaßnahmen vorzulegen und
  2. mit dem Ersuchen an die Bundesregierung heranzutreten, die Prüfung der derzeitigen Gesetzeslage betreffend Ernährungssituation von PatientInnen und BewohnerInnen von Pflegeeinrichtungen zu veranlassen mit dem Ziel, die gesetzlichen Voraussetzungen zur Einführung von Ernährungsstandards in Krankenanstalten und Pflegeeinrichtungen zu schaffen.


Unterschrift(en):
Ursula Lackner (SPÖ), Wolfgang Böhmer (SPÖ), Klaus Zenz (SPÖ), Siegfried Tromaier (SPÖ), Martina Schröck (SPÖ), Franz Schleich (SPÖ), Ilse Reinprecht (SPÖ), Erich Prattes (SPÖ), Karl Petinger (SPÖ), Walter Kröpfl (SPÖ), Klaus Konrad (SPÖ), Gabriele Kolar (SPÖ), Barbara Gross, Johannes Schwarz (SPÖ), Siegfried Schrittwieser, Gerald Schmid (SPÖ), Gerhard Rupp (SPÖ), Günther Prutsch (SPÖ), Markus Zelisko (SPÖ), Anton Lang (SPÖ), Monika Kaufmann (SPÖ), Detlef Gruber (SPÖ), Werner Breithuber (SPÖ), Waltraud Bachmaier-Geltewa (SPÖ), Ewald Persch (SPÖ)