EZ/OZ: 2699/1
Regierungsvorlage
eingebracht am 28.01.2009, 00:00:00
Geschäftszahl(en): FA8A-80Ka9/2006-86
Zuständiger Ausschuss: -
Regierungsmitglied(er): Helmut Hirt
Beilagen: Projektkontrolle LKH Bad Aussee
Betreff:
Evaluierung Chirurgiereform 2005:
Neubau LKH Bad Aussee – Leistungsspektrum LKH Mürzzuschlag-Mariazell\; Reassumierung des Beschlusses der Steiermärkischen Landesregierung vom 19.9.2005, GZ.: FA8A-80 Ka 18/65-2005
Mit Beschluss vom 12.07.2004, GZ.: FA8A-82 Ka 1/374-2004, hat die Steiermärkische Landesregierung der Umsetzung der in der Sitzung des Aufsichtsrates der Steiermärkischen Krankenanstaltengesellschaft m.b.H. vom 21.06.2004 beschlossenen modifizierten Varianten der chirurgischen Versorgung in den Landeskrankenanstalten Mürzzuschlag-Mariazell, Fürstenfeld, Bad Aussee und Voitsberg zugestimmt.
Am 14.02.2005 wurde von der Steiermärkischen Landesregierung der einstimmige Beschluss gefasst, dass der medizinische Betrieb des LKH Bad Aussee bis zum Vorliegen der Konzeption LKH Bad Aussee Neu im bisherigen Umfang weiter zu führen ist und bei allen künftigen Reformschritten die Steiermärkische Krankenanstaltengesellschaft im besonderen auf die medizinische Versorgungssicherheit der Bevölkerung Bedacht zu nehmen hat.
Mit den Landeskrankenanstalten Mürzzuschlag-Mariazell, Fürstenfeld und Voitsberg, einschließlich der jeweiligen Leitspitäler, wurden von der Steiermärkischen Krankenanstaltengesellschaft Umsetzungszielvereinbarungen unterfertigt und mit einstimmigem Beschluss vom 27.06.2005 von der Steiermärkischen Landesregierung zur Kenntnis genommen.
Mit einstimmigen Beschluss vom 19.9.2005, GZ.: FA8A-80 Ka 18/65-2005, hat die Steiermärkische Landesregierung die Umsetzung des damals vorliegenden Konzeptes LKH Bad Aussee Neu beschlossen.
Gemäß den Vorgaben des Eigentümers hat der Vorstand der KAGes ein Projekt zum Neubau LKH Bad Aussee im März 2008 zur Projektkontrolle durch den Landesrechnungshof eingereicht, wobei aufgrund des mangelnden Interesses von Privaten Partnern (trotz öffentlicher Ausschreibung) kein PPP-Modell etabliert werden konnte und somit vom ursprünglichen Konzept abgewichen werden musste.
Im Jahr 2006 wurden nur 650 chirurgische Eingriffe im LKH Bad Aussee erbracht. Laut LRH fehlt damit eine wesentliche Grundlage zur Qualitätssicherung der von der Landesregierung am 19.9.2005 beschlossenen Versorgung im LKH Bad Aussee.
Auch die Leistungsdichte ist am LKH Bad Aussee mit 35 der niedrigste aller Erfahrungsfaktoren der Chirurgie-Standorte der KAGes (Höchstwert 146).
Die Vorhalteleistung des LKH Bad Aussee bezogen auf stationäre Aufnahmen zeigt, dass etwa 2/3 der Aufnahmen in den Vormittagsstunden an Werktagen erfolgen und elektive Fälle stark dominieren. Die durchschnittliche Zahl der Nachtaufnahmen pro Monat liegt bei 1,5 PatientInnen (bei denen eine allgemein-chirurgisch, LKF-relevante operative Leistung erbracht wurde). Für unfallchirurgische, LKF-relevante operative Leistungen betrug diese Anzahl 2,4 PatientInnen pro Monat (siehe beiliegende "Projektkontrolle LKH Bad Aussee" des LRH Steiermark vom 2.9.2008).
Demnach schließt der LRH eine chirurgische Vollversorgung aus Qualitäts- und Effizienzgründen aus.
Stationen sollen lt. ÖSG mindestens 30 Betten aufweisen, die im eingereichten Konzept geplanten 21 bzw. 22 Betten werden vom LRH daher in Frage gestellt. Für den LRH stellt dies eine unhaltbare Abteilungsgröße dar.
Für den LRH sind weder das Versorgungsangebot noch der Neubau des LKH Bad Aussee nachvollziehbar. Daher regt der LRH an, den Neubau generell - jedenfalls jedoch dessen Dimensionierung - sowie das Leistungsspektrum nochmals zu überdenken, weil die Notwendigkeit nicht gegeben ist. Vor allem aus Qualitätsgründen sollte die von der Steiermärkischen Landesregierung beschlossene chirurgische Versorgungsform des LKH Bad Aussee hinterfragt und überregional abgestimmt werden.
Der Landesrechungshof empfiehlt zur Erhaltung und Verbesserung der Versorgungsqualität die Umsetzung der im Teilbericht Chirurgie (2004) dargestellten Variante A (Tagesambulanz/EBT von Montag bis Freitag, 8 Stunden\; keine Anfahrt durch Notarztwagen\; sowie Kooperation mit LKH Rottenmann), womit eine Reduktion der Investitionskosten von rund € 11,3 Mio. erreicht werden könnte (ungeachtet der geringeren Folgekosten).
Auch der Bundesrechnungshof stellt in seinem Prüfbericht der KAGes (RH GZ 001.506/317-S3-1/08\; Reihe Steiermark 2008/5) fest, dass beim Neubau des LKH Bad Aussee mit einer chirurgischen Vollversorgung in Form eines eigenständigen Primariates die Zweckmäßigkeit nicht gegeben ist.
Im Hinblick auf ein mögliches Qualitätsrisiko und die sich daraus ergebenden Haftungsrisiken empfahl der RH, eine enge Kooperation mit den umliegenden
Krankenhäusern anzustreben. Zur Minimierung der Kosten für die im LKH Bad Aussee vorgehaltenen Ressourcen sollten lt. RH jedenfalls eine interdisziplinäre Bettenbelegung des gesamten Hauses und eine 5-Tagesstation angestrebt werden.
In Österreich kommen durchschnittlich 1.152 Einwohner auf 1 chirurgisches Bett. Die Steiermark weicht hier mit 974 Einwohner pro chirurgischem Bett deutlich vom Österreichdurchschnitt ab und ist somit das mit chirurgischen Betten bestversorgte Bundesland. Niederösterreich hat beispielsweise 1.207 Einwohner pro chirurgischem Bett, Kärnten sogar 1.244 Einwohner. (Quelle: Statistik Austria, Jahrbuch der Gesundheitsstatistik 2007, Betten und Bettennutzung in den Krankenanstalten Österreichs 2007 nach Fachrichtungen bzw. speziellen Bereichen sowie nach Bundesländern)
Aufgrund der scharfen Kritik der Rechnungshöfe wurde das bisherige Konzept nochmals überprüft, wobei von einer Sanierung des Altbaus - wie vom LRH angeregt - definitiv Abstand genommen werden muss. Ein Neubau des LKH Bad Aussee ist jedenfalls erforderlich.
Eine Generalsanierung und Erweiterung des bestehenden Gebäudes scheitert an der dafür notwendigen Erhöhung der Bebauungsdichte an diesem sehr beengten Standort. Die bestehende Liegenschaft ist zu klein und auch nicht erweiterbar. Das Gebäude weist einen inhomogenen Baubestand auf, der in einem mittel bis stark reparaturbedürftigen Gesamtzustand ist. Bei laufendem Betrieb sind eine Generalsanierung und ein Umbau auf einen heutigen Stand nur sehr zeitaufwändig in mehreren Etappen und mit hohen Kosten für Provisorien möglich.
Im Hinblick auf diese aktuellen Entwicklungen wurde vom Vorstand der KAGes in Abstimmung mit der Anstaltsleitung des LKH Bad Aussee und des LKH Rottenmann das Konzept LKH Bad Aussee Neu (Neubau LKH Bad Aussee) zur Steigerung der Qualität und Erhalt des Standortes wie folgt überarbeitet:
- 37 Betten Innerer Medizin (interdisziplinäre Belegung für chirurgische Fälle bei Bedarf)
- 2 Intensivüberwachungsbetten
- CT-Anlage mit Teleradiologie
- Eingriffsraum/Schockraum
- Am neu zu errichtenden LKH Bad Aussee soll die allgemein- und unfallchirurgische Notfalls- und Basisversorgung rund um die Uhr an 7 Tagen in der Woche, unter Sicherung der medizinischen Qualität, angeboten werden.
- Nur im Bedarfsfall sind stationäre Aufnahmen chirurgischer PatientInnen am LKH Bad Aussee möglich.
- Die Chirurgische Ambulanz wird in Form eines gemeinsamen Primariates mit dem LKH Rottenmann geführt.
- Durch eine Personalrotation des chirurgischen und anästhesiologischen Personals gemeinsam mit dem LKH Rottenmann wird die Qualität und regelmäßige Weiterbildung und Routine gesteigert.
- Zur Sicherung des Standortes und zur Etablierung eines Gesundheitszentrums am LKH Bad Aussee wird die Kooperation mit Fachärzten (beispielsweise Facharzt für Augenheilkunde, Facharzt für Gynäkologie, Radiologie oder Dermatologie) forciert.
- Übersiedlung des Palliativ-Stützpunkts Bad Aussee ins LKH Bad Aussee.
Die Durchführung der Chirurgiereform am Standort Mürzzuschlag wurde am 21. Juni 2004 vom Aufsichtsrat der Stmk. KAGes und am 12. Juli 2004 von der Steiermärkischen Landesregierung beschlossen.
Die laufende Evaluierung der Chirurgiereform macht aufgrund der Daten eine erneute Adaptierung und Neukonzeption des Angebotes notwendig. Die chirurgische Bettenauslastung betrug nur rund 60 %, da es in den Jahren 2007 und 2008 jeweils nur rund 500 Eingriffe gab, was wiederum deutlich unter den vereinbarten 1000 Operationen pro Jahr zur Sicherung der Qualität liegt.
Auch die Anstaltsleitung des LKH Mürzzuschlag sah einen Bedarf einer Neukonzeption, woraufhin eine gemeinsame Arbeitsgruppe zwischen KAGes Zentraldirektion, Anstaltsleitung und verantwortlichen Ärzten eingerichtet wurde, die folgendes neues Leistungs-/Angebotsspektrum für den LKH-Verbund Mürzzuschlag-Mariazell vorsieht:
Standort Mürzzuschlag:
• Internistische Vollversorgung mit rheumatologischem Zentrum
• Chirurgische Ambulanz: rund um die Uhr an sieben Tagen in der Woche
• Möglichkeit einer kurzfristigen stationären Aufnahme von konservativ-chirurgischen Patienten auf einer interdisziplinären Betteneinheit
Standort Mariazell:
• Internistische Basisversorgung
• Chirurgische Ambulanz
Ebenso wird die technische Ausstattung des LKH Mürzzuschlag für Befundung und Erstversorgung auf modernstem Niveau sein. Im Hinblick auf die Erhaltung und Verbesserung der Versorgungsqualität werden Operationen künftig im chirurgischen Zentrum im LKH Bruck an der Mur durchgeführt. Die fortschreitende Spezialisierung in der Chirurgie bringt nachweislich wesentlich bessere Heilungs- und Überlebenschancen für die PatientInnen mit sich, aber nur chirurgische Zentren können diesen hohen Standard in der modernen Medizin gewährleisten, da nur dort die jeweiligen chirurgischen Spezialteams entsprechend trainiert und routiniert sind.
Als Ärztepool für die oberärztliche Funktion sollen die Chirurgische Abteilung des LKH Mürzzuschlag, die Unfallchirurgie Bruck, die Chirurgische Abteilung des LKH Bruck und die Chirurgische Abteilung des LKH Leoben zur Verfügung stehen (Personalrotation).
Dieser Vorschlag der KAGes gemeinsam mit der Anstaltsleitung. die Konzeption in diese Richtung einzubringen, ist mit der Tatsache ständig fallender Operationszahlen verbunden. Auch die Bezirksärztevertretung sprach sich für diese klare und qualitativ gute Lösung der 24-Stundenambulanz der Chirurgie mit der Möglichkeit einer interdisziplinären Bettenbelegung aus.
Somit soll eine wesentliche Qualitätsverbesserung der chirurgischen Versorgung ermöglicht werden.
Neben diesem Fortschritt in der Qualität der PatientInnenversorgung wird durch das LKH Mürzzuschlag-Mariazell in der Region auch ein moderner Schwerpunkt in der Behandlung älterer und alter Menschen gesetzt. Die bereits mit bisher 15 Betten betriebene stationäre Einheit (Akutgeriatrie und Remobilisation) wird dazu auf 24 Betten erweitert. Diese Maßnahme entspricht dem tatsächlichen Bedarf der Bevölkerung der Region Mürzzuschlag. Die statistischen Taten zur Bevölkerungsentwicklung zeigen, dass bereits jetzt mehr als ein Viertel der Bevölkerung älter als 60 Jahre ist, in fünf Jahren wird es bereits ein Drittel sein.
Ebenso wird angestrebt, am Standort Mürzzuschlag den modernen Computertomografen künftig auch für ambulante PatientInnen zu öffnen und den PatientInnen so gegebenenfalls weite Fahrten zu ersparen.
Durch die größtmögliche Berücksichtigung von Qualitäts- und Versorgungssicherheitsaspekten sind die beiden LKH-Standorte Mürzzuschlag und Mariazell damit langfristig mit einem attraktiven Leistungsspektrum abgesichert.
Ergänzend muss festgehalten werden, dass kein(e) MitarbeiterIn von einer Kündigung durch diese Umstrukturierungen betroffen sein wird, (wie schon im Papier der Chirurgiereform unterschrieben).
Beschluss der Steiermärkischen Landesregierung vom 26. Jänner 2009.
Es wird daher der
Antrag
gestellt:
Der Landtag wolle beschließen:
Der Bericht der Steiermärkischen Landesregierung betreffend Evaluierung Chirurgiereform 2005: Neubau LKH Bad Aussee - Leistungsspektrum LKH Mürzzuschlag-Mariazell samt angeschlossener "Projektkontrolle LKH Bad Aussee" des LRH Steiermark (LR.‑GZ.: FA8A-80Ka9/2006-86) wird zur Kenntnis genommen.