LANDTAG STEIERMARK
XV. GESETZGEBUNGSPERIODE


EZ/OZ: 3380/1

Selbstständiger Antrag von Abgeordneten (§ 21 GeoLT)

eingebracht am 24.11.2009, 14:57:08


Landtagsabgeordnete(r): Claudia Klimt-Weithaler (KPÖ), Renate Pacher (KPÖ), Ernest Kaltenegger (KPÖ), Werner Murgg (KPÖ)
Fraktion(en): KPÖ
Zuständiger Ausschuss: -
Regierungsmitglied(er): Bettina Vollath

Betreff:
Rehabilitationszentrum für Kinder in der Steiermark

In ganz Österreich existiert kein einziges Rehabilitationszentrum für Kinder! Laut Experten wäre aber in Österreich der Bedarf für drei solcher Zentren in Österreich gegeben.

Seit Jahren fordern führende Kinderärzte erfolglos die Einrichtung eines Rehabilitationszentrums speziell für Kinder in der Steiermark, wie es sie in der Schweiz oder Deutschland längst gibt, in dem auch Angehörige mitbetreut werden. Stattdessen werden Kinder in Einrichtungen für ältere Menschen betreut.

Kinder brauchen nach Unfällen, aber auch nach schweren Operationen oder Erkrankungen wie etwa Krebs, eine spezielle Nachsorge. Oft bleiben Defizite, die mit Hilfe der entsprechenden Therapie behoben werden können. Die Familien müssen gestützt, die Kinder müssen professionell begleitet werden. Gerade auch nach einer Krebserkrankung haben die betroffenen Kinder ihre psychischen und physischen Reserven zum Großteil aufgebraucht und benötigen dringend Rehabilitation.

Tausende Kinder zwischen 0-14 Jahren leiden länger als 6 Monate an gesundheitlichen Problemen. Derzeit gibt es in der Steiermark nur im RZ Judendorf-Straßengel eine eigene Rehabilitationsstation für Kinder und Jugendliche, allerdings nur für die Indikationsgruppen NEU (Neurologie) und BSR (Bewegungs- und Stützapparat). Eine wirklich umfassende rehabilitative Betreuung mit pädagogischer und psychologischer Begleitung gibt es österreichweit leider noch nicht. Leider gibt es in Österreich derzeit auch keine klare, geschweige denn eine einheitliche, Regelung wann ein Kind einen Leistungsanspruch auf Rehabilitation hat.

Die Rehabilitation von Kindern und Jugendlichen unterscheidet sich grundlegend von der im Erwachsenenbereich. Neben der medizinischen Seite spielt auch die Entwicklung im Kontext von Familie und Umfeld eine wesentliche Rolle. Die betroffenen Kinder müssen sich auf die Bewältigung ihres Lebens einstellen und sich mit ihren Fähigkeiten ihrer gesundheitlichen Situation anpassen. Wir wünschen uns für die Kinder und Jugendlichen eine wirklich spezielle und umfassende Betreuung, wie dies in einzelnen Fachabteilungen und Einrichtungen, in denen man sich um sehr viel ältere Menschen mit gleichen Krankheitsbildern kümmert, nicht möglich ist. Dazu ist auf die besonderen Bedürfnisse und Besonderheiten der Zielgruppe einzugehen, wie etwa:
  • eine kinder- und jugendgerechte Rehabilitation und Nachbetreuung
  • besonders kinder- und jugendgerechte Bau- und Einrichtungsweise
  • professionelle und altersgerechte Kinderbetreuung durch entsprechend ausgebildete KindergartenpädagogInnen
  • alters- und schultypabhängig eine schulische Betreuung durch entsprechend ausgebildete Lehrkräfte
  • gesunde Ernährung unter Berücksichtigung der geschmacklichen Anforderungen von Kindern und Jugendlichen

Ein wichtiger Aspekt in der Nachsorge ist die altersgerechten Behandlung und Pflege unter Einbindung der Eltern. Während der mehrwöchigen Aufenthalte in einem Rehabilitationszentrum ist eine Begleitung der Kinder durch ihre Eltern oft notwendig, sinnvoll und erwünscht. Daher soll zusätzlich zur begleitenden Person im Zimmer des Patienten eine Beherbergungseinrichtung für die Angehörigen geboten werden um damit die Rahmenbedingungen für eine gemeinsame Rehabilitation zu optimieren. Ziel einer gemeinsamen Rehabilitation ist es, den Familienangehörigen die Möglichkeit zu geben, aus dem jeweiligen Krankheitsmuster, gemeinsam mit dem Betroffenen den Weg zur Genesung zu finden.

Da es solche bzw. eine solche Einrichtung aber in ganz Österreich nicht gibt, müssen viele Eltern nach Deutschland, z.B. nach Tannheim ausweichen. Deshalb nehmen nur 10 Prozent (!) der Kinder die Rehabilitation in Anspruch. Der Großteil der Betroffenen bleibt aufgrund der Entfernung zu Hause - und zwar ohne kindergerechte Rehabilitation, für die es jedoch laut Experten der Kindermedizin genug Bedarf gäbe: Allein im nächsten Jahr brauchen demnach 1.100 Kinder eine fachgerechte Therapie nach einem Unfall oder einer schweren Krankheit. Trotzdem sieht das Gesundheitsministerium mit Verweis auf eine vom Hauptverband in Auftrag gegebene ÖBIG-Studie nicht genug Bedarf für ein eigenes Kinder-Rehabilitations-Zentrum Österreich und befindet sich damit im klaren Gegensatz zu ausgewiesenen Experten der Kindermedizin. Im Rehabilitationsplan 2009 der Österr. Sozialversicherungsträger wird als Lösung  der - bestenfalls als zynisch zu bezeichnende - Vorschlag gemacht, " ... insbesondere im Bereich seltener Zuweisungsindikationen, die renommierten spezialisierten Einrichtungen in den Nachbarstaaten zu beschicken (!)...". Im Regionalen Strukturplan Gesundheit Steiermark kommt der Bereich der Kinderrehabilitation überhaupt nicht vor!

Es wird daher der

Antrag

gestellt:

Der Landtag wolle beschließen:

Die Landesregierung wird aufgefordert,
  1. alle nötigen Maßnahmen zur Schaffung eines Rehabilitationszentrums für Kinder in der Steiermark zu setzen und dem Landtag darüber Bericht zu erstatten und
  2. sich beim Bund für eine eindeutige Regelung, Zuordnung und Durchsetzung des Leistungsanspruchs auf Rehabilitation für Kinder und Jugendliche sowie deren Eltern einzusetzen.


Unterschrift(en):
Claudia Klimt-Weithaler (KPÖ), Renate Pacher (KPÖ), Ernest Kaltenegger (KPÖ), Werner Murgg (KPÖ)