EZ/OZ: 3578/1
Selbstständiger Antrag von Abgeordneten (§ 21 GeoLT)
eingebracht am 25.02.2010, 17:13:31
Landtagsabgeordnete(r): Monika Kaufmann (SPÖ), Werner Breithuber (SPÖ), Gabriele Kolar (SPÖ), Markus Zelisko (SPÖ), Erich Prattes (SPÖ), Ursula Lackner (SPÖ), Siegfried Tromaier (SPÖ), Johannes Schwarz (SPÖ), Walter Kröpfl (SPÖ), Kurt Flecker, Klaus Konrad (SPÖ), Anton Lang (SPÖ), Karl Petinger (SPÖ), Günther Prutsch (SPÖ), Ilse Reinprecht (SPÖ), Waltraud Bachmaier-Geltewa (SPÖ), Barbara Gross, Gerhard Rupp (SPÖ), Gerald Schmid (SPÖ), Ewald Persch (SPÖ), Franz Schleich (SPÖ), Wolfgang Böhmer (SPÖ), Klaus Zenz (SPÖ), Martina Schröck (SPÖ), Detlef Gruber (SPÖ)
Fraktion(en): SPÖ
Zuständiger Ausschuss: -
Regierungsmitglied(er): Bettina Vollath, Christian Buchmann, Manfred Wegscheider, Franz Voves, Johann Seitinger, Hermann Schützenhöfer, Siegfried Schrittwieser, Elisabeth Grossmann, Kristina Edlinger-Ploder (ÖVP)
Betreff:
Maßnahmen zur Verbesserung der Kinder- und Jugendgesundheit in der Steiermark
Gemäß der vergleichenden OECD-Studie von 2009 hat Österreich, was den Gesundheitszustand seiner Kinder betrifft, mehr als nur Aufholbedarf. Im Vergleich der 30 OECD-Länder liegt Österreich beim Thema Gesundheit, Sicherheit und Risikoverhaltensweisen der Kinder auf Platz 27 von 30. Zugleich beschreiben jedoch 43% der österreichischen SchülerInnen im Rahmen einer regelmäßig wiederholten europäischen Studie zum Gesundheitsverhalten von Kindern im Schulalter (Health Behaviour in School Aged Children, 2007) ihre Gesundheit als ausgezeichnet.
Tatsache ist jedoch, dass sich die Risikofaktoren und das mögliche Krankheitsspektrum in Bezug auf Kinder und Jugendliche in den letzten Jahrzehnten grundlegend verändert haben. International, aber auch in Österreich und damit in der Steiermark ist unter anderem eine stetige Zunahme der sogenannten Lebensstilerkrankungen (wie Bewegungsmangel, Fehlernährung, Haltungsschäden etc.) zu beobachten. Diese Entwicklungen sind vor allem auf die Folgen des gesellschaftlichen Wandels zurückzuführen und führen in großem Ausmaß zu Übergewicht, Krankheiten des Stütz- und Bewegungsapparates, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Dass bewusste Lebensweise, gesunde Ernährung und ausreichende Bewegung das Krankheitsrisiko verringern und einen wesentlichen Beitrag zur Gesundheit und Leistungsfähigkeit liefern, ist bekannt - und sehr viele Menschen nehmen auch die erforderliche Verantwortung für die eigene Gesundheit und die ihrer Kinder im privaten bzw. familiären Bereich sowie auf vielen anderen Ebenen (Ernährung, Bewegung, Freizeitgestaltung, Vorsorgeuntersuchungen, Impfungen etc.) wahr. Doch nicht nur im unmittelbaren privaten Umfeld der Menschen ist es wichtig, gesundheitsförderliche Entscheidungen und gesunde Verhaltensweisen zu fördern und zu ermöglichen, sondern auch im Bereich des täglichen Lernens und Arbeitens.
Laut Lebensmittelbericht Österreich 2008 (Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft) nehmen täglich insgesamt rund 1,8 Mio. Menschen (knapp ein Viertel der Bevölkerung) an Werktagen die verschiedenen Angebotsformen der Gemeinschaftsverpflegung in Anspruch und essen eine oder mehrere der Hauptmahlzeiten außerhalb der eigenen vier Wände. In Zukunft werden veränderte Familienstrukturen, knappe Zeitressourcen, die weitere Flexibilisierung der Arbeitszeiten, aber ebenso die allgemeine stetige Veränderung der Lebensgewohnheiten, auch der Steirerinnen und Steirer, weiterhin zu einem Anstieg des Außer-Haus-Konsums von Mahlzeiten beitragen.
Diese Entwicklungen bieten aber auch neue Möglichkeiten, auf ein gesundes Ernährungsverhalten der Bevölkerung hinzuwirken. Denn in der Gemeinschaftsverpflegung bestehen im Speisenangebot der Einrichtungen in Bezug auf gesundheitliche Aspekte oftmals nach wie vor Verbesserungspotenziale, da die Rationen zumeist noch immer zu umfangreich, zu fett und zu unausgewogen sind.
Vor allem für Kinder und Jugendliche, die in der Phase ihrer Bildungs- und Ausbildungszeit einen großen Teil des Tages in der Lebenswelt "Bildungs- und Betreuungseinrichtungen" verbringen, ist eine adäquate Ernährung außerhalb der familiären Strukturen bedeutsam. Laut Österreichischem Ernährungsbericht 2008 (Elmadfa I, et al., Wien 2009) nehmen österreichische Schulkinder durchschnittlich 4,7 Mahlzeiten pro Tag zu sich - davon bereits 25 % außer Haus. Angesichts dessen, dass Bildungs- und Betreuungseinrichtungen zukünftig immer mehr zu einem zentralen Lebens- und Erfahrungsraum der Kinder werden, werden diese - beispielsweise durch die Übernahme von Tagesbetreuungsfunktionen - verstärkt die Verantwortung für die Verpflegung der Kinder und Jugendlichen übernehmen.
Die Lebensphasen der Kindheit und der Jugend sind die wichtigsten für gesundheitsfördernde und präventive Angebote, weil gerade die in dieser Zeit erreichten Effekte das gesamte weitere Leben lang wirksam sein können. Daher ist es notwendig und zielführend, die Lebenswelten von Kindern und Jugendlichen so gesundheitsfördernd wie möglich zu gestalten. Nicht vergessen werden darf zugleich, dass auch Erwachsene - hier vor allem Eltern - eine Schlüsselrolle für die gesundheitliche Entwicklung einnehmen und als Vorbilder maßgeblichen Einfluss auf das Essverhalten und die (geschmacklichen) Vorlieben der Kinder haben, da Heranwachsende überwiegend durch Erfahrungslernen geprägt werden.
Obwohl vielen Eltern oder Bezugspersonen die Wichtigkeit einer gesunden, ausgewogenen Ernährung durchaus bewusst sein dürfte, haben diese aber oftmals keinen oder nur wenig Einfluss auf die bedarfsgerechte und gesundheitsförderliche Speisenwahl im Rahmen der Außer-Haus-Verpflegung. Umso wichtiger ist Informations- und Aufklärungsarbeit sowie die Unterstützung der Verantwortlichen in den unterschiedlichen Institutionen für eine zeitgemäße Ernährung der Kinder- und Jugendlichen.
Im Rahmen der vom Landtag einstimmig beschlossenen steirischen Gesundheitsziele wurden daher zum Ziel "Mit Ernährung und Bewegung die Gesundheit der SteirerInnen verbessern" bereits eine Reihe von Maßnahmen und Vorarbeiten gesetzt. Darunter die Entwicklung und Umsetzung des Modellprojektes "gemeinsam essen" zum Thema Gemeinschaftsverpflegung, die Erarbeitung von Standards zur Sicherung einer Basisqualität in der Gemeinschaftsverpflegung sowie der Leitfaden "Gesundheitsfördernde Bewegung und Ernährung".
Die verschiedenen Pilotmaßnahmen und Ergebnisse dieser Bestrebungen sollen möglichst breit und verbindlich implementiert werden. Gesundheit - und damit auch Kinder- und Jugendgesundheit - ist als Querschnittmaterie zu verstehen, die nicht nur den Bereich der Gesundheit, sondern auch Bildung, Familie, Soziales und Sport, aber genauso auch die Bereiche Verkehr, Landwirtschaft, Wirtschaftsförderung etc. betrifft. Gesundheit kann daher nicht alleine über die Arbeit und Aufgaben des Gesundheitswesens ermöglicht werden, es bedarf viel mehr der sektorenübergreifenden Zusammenarbeit, um Gesundheit in alle Bereiche der Gesellschaft (Health in all policies) zu bringen. Daher ist hier die konsequente Zusammenarbeit möglichst aller Ressorts erforderlich.
Es wird daher der
Antrag
gestellt:
Der Landtag wolle beschließen:
Die Landesregierung wird aufgefordert,
eine ressortübergreifende Arbeitsgruppe einzurichten, die sich mit dem Thema Bewegung und Ernährung von Kindern und Jugendlichen mit dem Ziel befasst, Umsetzungsmaßnahmen in den Ressorts zu erarbeiten, bestehende Projekte und Maßnahmen aller Ressorts darzustellen und Synergien aufzuzeigen und
dem Landtag einen entsprechenden Maßnahmenbericht vorzulegen.
Unterschrift(en):
Monika Kaufmann (SPÖ), Werner Breithuber (SPÖ), Gabriele Kolar (SPÖ), Markus Zelisko (SPÖ), Erich Prattes (SPÖ), Ursula Lackner (SPÖ), Siegfried Tromaier (SPÖ), Johannes Schwarz (SPÖ), Walter Kröpfl (SPÖ), Kurt Flecker, Klaus Konrad (SPÖ), Anton Lang (SPÖ), Karl Petinger (SPÖ), Günther Prutsch (SPÖ), Ilse Reinprecht (SPÖ), Waltraud Bachmaier-Geltewa (SPÖ), Barbara Gross, Gerhard Rupp (SPÖ), Gerald Schmid (SPÖ), Ewald Persch (SPÖ), Franz Schleich (SPÖ), Wolfgang Böhmer (SPÖ), Klaus Zenz (SPÖ), Martina Schröck (SPÖ), Detlef Gruber (SPÖ)