EZ/OZ: 3568/1
Regierungsvorlage
eingebracht am 24.02.2010, 00:00:00
Geschäftszahl(en): FA18A-A1.70-248/2010-22; FA18A 010.12-1/2009-20; FA12B JO3-2/2005-21
Zuständiger Ausschuss: -
Regierungsmitglied(er): Kristina Edlinger-Ploder (ÖVP), Hermann Schützenhöfer
Betreff:
Beschluss Nr. 1583 des Landtages Steiermark vom 7. Juli 2009 betreffend Aufrechterhaltung des Personenverkehrs durch das Gesäuse und Beschluss Nr. 1584 des Landtages Steiermark vom 7. Juli 2009 betreffend Machbarkeitsstudie Bahn und Tourismus
Der Landtag Steiermark hat am 07.07.2009 folgenden Beschluss gefasst:
Die Steiermärkische Landesregierung wird aufgefordert
1. umgehend Verhandlungen mit der ÖBB aufzunehmen, um
a) die bestehenden Verkehrsdienstverträge dahingehend abzuändern, dass eine nachhaltige Sicherung der Bahnlinie durch das Gesäuse gewährleistet wird und zusätzliche Busangebote nicht mit der Bahnlinie konkurrieren, sondern diese lediglich punktuell ergänzen sollen,
b) ein bedarfsorientiertes Fahrplanangebot in Abstimmung mit den Gemeinden zu erarbeiten und gleichzeitig die Komfortqualität der Gesäusebahn zu attraktivieren, um die Fahrgastzahlen zu steigern,
c) insbesondere die Tagesrandverbindungen nach Wien und Graz zu stärken,
2. ergänzende Maßnahmen im ÖV zu setzen, die speziell auch auf die Sondersituation der Gemeinde Johnsbach Bedacht nehmen und
3. ein touristisches Attraktivierungskonzept vorzulegen, um die Auslastung der Gesäusebahn zu steigern.
Mit Schreiben der "Stabstelle Präsidialangelegenheiten" vom 13. Juli 2009 wurde die Fachabteilung 18A - Gesamtverkehr und Projektierung mit der federführenden Bearbeitung der Punkte 1. a) - c) und 2., die Fachabteilung 12B - Tourismus- Rechtsangelegenheiten und Projektentwicklung mit der federführenden Bearbeitung des Punktes 3. ersucht.
Weiters wurde mit Beschluss des Landtages Steiermark Nr 1584 (EZ 3012/3) vom 7. Juli 2009 die Steiermärkische Landesregierung aufgefordert, eine Machbarkeitsstudie betreffend ein touristisches Bahnprojekt zu beauftragen, das sich von Vordernberg über Eisenerz durch das Gesäuse und bis Admont erstreckt und die Tagesverbindungen in die Ballungsräume einschließt.
Auf Grund der thematischen Nähe und des inhaltlichen Zusammenhanges werden seitens der Fachabteilung 18A und Fachabteilung 12B die beiden gegenständlichen Beschlüsse in einem Bericht zusammengefasst.
Aufgrund dieses Beschlusses berichtet die Steiermärkische Landesregierung wie folgt:
Seitens der Fachabteilung 18A und der Fachabteilung 12B des Amtes der Steiermärkischen Landesregierung wird nachfolgende Stellungnahme abgegeben:
"Eine Fülle an Angeboten zum Thema Natur und Kultur macht die touristische Besonderheit der Landschaft rund um das Gesäuse aus. Liegen doch das Benediktinerstift Admont mit seiner weltbekannten Klosterbibliothek, der Naturpark Steirische Eisenwurzen mit seinen Bildungsprogrammen und Projekten im Rahmen der Naturparkakademie und der einzige Nationalpark der Steiermark auf engstem Raum beisammen. In der Gesamtschau ergibt sich gemeinsam mit dem Projekt GEOLine, dem Wasserspielpark in St. Gallen oder aber dem Wassersportangebot im Bereich der Salza und Enns eine gute touristische Mischung, die durch den Zusammenschluss der Tourismusverbände Eisenwurzen und Gesäuse im Dezember 2006 zum mehrgemeindigen Tourismusverband Alpenregion Gesäuse noch gebündelter und aufeinander abgestimmter für den Gast, insbesondere den Tagestouristen, aufbereitet wurde und wird.
Bereits im Jahr 2004 haben sich 16 Gemeinden zwischen dem Gesäuse und dem Hochschwab im Projekt "Xeismobil" zusammengeschlossen und damit ein klares Bekenntnis zum sanften Tourismus abgegeben. Denn durch die verkehrstechnische Vernetzung attraktiver Ausflugsziele mit dem öffentlichen Verkehr und dem xeismobilen Rufbussystem wurden und werden sowohl natürliche Ressourcen geschont als auch klimaneutrale Aktivitäten gefördert.
Mit 7. September 2009 wurde der Gesäuseverkehr von der ÖBB-Personenverkehr AG nach umfangreichen Verhandlungen zwischen den ÖBB, dem Verkehrsressort und auch der Region nunmehr weitgehend von Zug auf Bus umgestellt. So war es aus wirtschaftlicher Sicht für die ÖBB nicht mehr vertretbar, in dieser sehr dünn besiedelten Region Schienenpersonenverkehr anzubieten. Denn der betriebswirtschaftliche Abgang betrug über zwei Millionen Euro im Jahr, wovon lediglich nur 3,5 Prozent durch Einnahmen aus dem Fahrkartenverkauf gedeckt waren. Die Züge waren wenig ausgelastet, noch dazu mit sinkender Tendenz, obwohl in Selzthal sehr gute Anschlussmöglichkeiten aus beiden Richtungen (Schladming und Leoben/Graz) bestanden. Da die nördlichen Anschlussstrecken Richtung Linz und Amstetten an die Taktknoten an der Westbahn angepasst sind, kam es in Kleinreifling zwangsläufig zu unattraktiven Wartezeiten beim Umsteigen.
Mit dem nun umgesetzten Buskonzept ist ein verdichteter, attraktiver Fahrplan sogar zu einem Bruchteil der Kosten des Schienenverkehrs möglich.
Im Entstehungsprozess des neuen Fahrplans und in Diskussionen mit den Bürgermeistern und der Bevölkerung hat sich bestätigt, dass der Busverkehr mehrere Vorteile für die Fahrgäste hat. Die Bushaltestellen befinden sich nämlich in den Orten, was gerade in der Gesäuseregion bei den meisten Bahnstationen nicht gegeben war. Darüber hinaus kann der Bus mehr Haltestellen bedienen, sodass sich der Fußweg für die Fahrgäste verkürzt. Weiters verbindet der Postbus die Region ohne Umsteigen mit der Bezirkshauptstadt und dem regionalen Zentrum Liezen. Da zusätzliche Buskurse über den Buchauer Sattel geführt werden, ergeben sich attraktive Verbindungen beispielsweise von Admont nach Wien und umgekehrt (mit nur kurzer Umsteigezeit zwischen Bus und Zug am Bahnhof Weißenbach-St. Gallen) und verbessert sich so auch einiges in Richtung Ober- und Niederösterreich.
Die angebotenen Busverbindungen umfassen nun 320.000 Kilometer pro Jahr, das Angebot der Bahn umfasste lediglich 220.000 Kilometer jährlich. Der Verkehrsabteilung war es besonders wichtig, dass die Kilometerleistung der Busverbindungen, die behindertengerechte Ausstattung des Busfuhrparkes (Hebelift für Rollstühle und Kinderwagen) und eine Ausrüstung für den Fahrradtransport (Fahrradträger) mit den ÖBB vereinbart wurden. Nicht zuletzt auch deshalb, da dies den barrierefreien Bestrebungen des steirischen Tourismus sowie dem Raderlebnis Steiermark entspricht.
Es ist somit festzustellen, dass durch die Einrichtung eines funktionierenden Busnetzes die Anbindung der Gesäuseregion an das überregionale Verkehrsnetz auch weiterhin gegeben ist und darüber hinaus die Erreichbarkeit sogar verbessert wurde.
Die im Zuge der Umstellung auf das Buskonzept durchgeführte Evaluierung des "Xeismobilen-Rufbussystems", erbrachte im Ergebnis, dass zwischen Admont und Johnsbach die Busverbindung weiterhin aufrecht bleibt und somit der exponierten Lage von Johnsbach, welches sonst durch öffentliche Verkehrsmittel nicht erschlossen wäre, auch weiterhin Rechnung getragen wird.
Die Bemühungen der Tourismusverantwortlichen um die Attraktivierung und somit Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln zeigen sich aktuell daran, dass vom Nationalpark Gesäuse und Naturpark Eisenwurzen gemeinsam unter der Leitung des Umweltbundesamtes ein Projekt im Rahmen von SOUTH-EAST EUROPE Programm 2007-2013 eingereicht wurde, welches dazu beitragen soll, hoch qualitative, ergebnisorientierte Projekte mit strategischem Charakter und Relevanz für den Programmraum zu realisieren.
In diesem eingereichten Projekt geht es vorrangig darum, Packages zu schnüren, die sich insbesondere an Personen richten, die mit dem öffentlichen Verkehr anreisen. An Eigenmitteln erfordert die Umsetzung dieses Vorhabens für das Gesäuse gesamt rund € 50.000.-.
Aber auch der Umstand, dass Tagesgäste zumeist mit dem eigenen Auto anreisen, wurde im Gesäusegebiet als Problem für die Annahme des öffentlichen Verkehrs erkannt und entsprechend reagiert. So soll durch den Ausbau der Nächtigungskapazitäten (wie zum Beispiel durch die Renovierung von Schloss Röthelstein seitens der Steirischen Jugend- und Familiengästehäuser GmbH) der Gast nicht nur zu einem längeren Aufenthalt sondern auch zu der einen oder anderen Reise mit einem öffentlichen Verkehrsmittel bewogen werden. Im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten wird selbstverständlich auch dieser Weg weiter verfolgt.
Bezüglich der Eisenstraße wird festgehalten, dass im Zuge des Programms CENTRAL EUROPE, das zur Stärkung der territorialen Kohäsion, Förderung der internen Integration und Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit Mitteleuropas beitragen soll, die Erstellung eines Konzeptes betreffend die touristische Nutzung ehemaliger Bergbaugebiete genehmigt wurde. In diesem findet auch das Thema Bahn insofern Berücksichtigung als eine finanziell umsetzbare Variante für die historisch dampfbetriebene Zahnradbahn auf den Präbichl durch einen extern Beauftragten geprüft wird.
Anhand obiger Ausführungen ist klar ersichtlich, dass die Tourismus- und Verkehrsabteilung gemeinsam umfassende Schritte gesetzt haben und setzen, um die Erschließung und Erreichbarkeit der Region (Gesäuse und Eisenstraße) zu gewährleisten sowie zu verbessern. Aber auch die Region selbst ist im Rahmen von EU-Programmen (wie etwa CENTRAL EUROPE) nachhaltig tätig."
Beschluss der Steiermärkischen Landesregierung vom 22. Februar 2010.
Es wird daher der
Antrag
gestellt:
Der Landtag wolle beschließen:
Der Bericht der Steiermärkischen Landesregierung zum Beschluss Nr. 1583 sowie 1584 des Landtages Steiermark vom 07.07.2009 betreffend "Aufrechterhaltung des Personenverkehrs durch das Gesäuse" sowie betreffend "Machbarkeitsstudie Bahn und Tourismus"wird zur Kenntnis genommen.