LANDTAG STEIERMARK
XV. GESETZGEBUNGSPERIODE


TOP 10

EZ/OZ 3254/5

Schriftlicher Bericht

Ausschuss: Bildung

Betreff:
Der weiß-grüne Weg - Qualitätsvolle Elternbildung


zu:


  • 3254/1, Der weiß-grüne Weg - Qualitätsvolle Elternbildung (Selbstständiger Antrag)


Der Ausschuss "Bildung" hat in seinen Sitzungen vom 03.11.2009 und 13.04.2010 über den oben angeführten Gegenstand die Beratungen durchgeführt.

Mit Beschluss des Ausschusses für Bildung vom 3.11.2009 wurde die Steiermärkische Landesregierung ersucht eine Stellungnahme zum Antrag Einl.Zahl 3254/1 von Abgeordneten der ÖVP betreffend qualitätsvolle Elternbildung zu ersuchen.
 
Seitens der Landesregierung (Fachabteilung 6A - Referat Familie) wurde folgende Stellungnahme abgegeben:

Das Referat Familie der Fachabteilung 6A hat sich 2009 im Rahmen der Familienoffensive die Elternbildung zum Schwerpunktthema gemacht.
 
Allgemeines
 
Elternbildung ist eine wichtige präventive und gesellschaftliche Aufgabe. Sie anerkennt die verschiedenen Familienformen und berücksichtigt deren Vielfalt in ihrer Arbeit.
 
Ziel der Elternbildung ist die Stärkung der Erziehungsverantwortung der Eltern, bedarfsgerecht für unterschiedliche Lebenslagen und  Familienformen.

Elternbildung soll leistbar sein, und die Finanzierung vor allem für kleinere und mittlere Einkommen sichergestellt werden. Dies wird ermöglicht mit dem Projekt "ZWEI UND MEHR - Elternbildungsgutschein", das 2009 von der Fachabteilung 6A - Referat Familie gestartet wurde.
 
Ziel ist es, Mütter und Väter auf die vorhandenen Elternbildungsangebote hinzuweisen und sie durch die finanzielle Unterstützung zu motivieren, Elternbildung in Anspruch zu nehmen. Das Jahr 2009 war als Pilotphase gedacht, in der in erster Linie Einrichtungen eingeladen wurden, die bereits länger in der Elternbildung tätig sind. Über die Pilotphase wurde eine externe Evaluierung beauftragt.
 
Qualitatives und quantitative Angebot

Im Jahr 2009 wurde ein vermehrtes Angebot für Elternbildung unterstützt. Mit dem ZWEI UND MEHR-Elternbildungsgutscheinen erhalten Eltern, die den Steirischen Familienpass besitzen zwei Elternbildungsgutscheine im Wert von á € 10,-- (2 Gutscheine pro Familie). Dieser Gutschein kann von den FamilienpassbesitzerInnen bei anerkannten AnbieterInnen von Elternbildungsveranstaltungen eingelöst werden.
 
Um für die Qualität von Elternbildungsveranstaltungen garantieren zu können wurde seitens des Referates Familie der Fachabteilung 6A ein Prozess gestartet, der die Entwicklung von Qualitätskriterien zum Ziel hat.
 
Bei der Erstellung der Qualitätskriterien zur Elternbildung wurden namhafte ExpertInnen aus verschiedenen wissenschaftlichen Bereichen eingebunden (VertreterInnen der Karl-Franzens-Universität Graz, der Fachhochschule Joanneum, der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule und aus dem Bereich Gender Mainstreaming).
 
Das Pilotjahr 2009 wurde bewusst breit angelegt, um vielfältige Erfahrungen mit Elternbildungsangeboten zu machen. Besonderer Wert wurde auf Rückmeldungen aus der Praxis und Feedback-Meldungen der Eltern gelegt, die in die Weiterentwicklung der Konzeption fließen.
 
So wurde auch bei den Evaluierungsmethoden der Schwerpunkt auf ExpertInnen-Interviews und die Auswertung von Feedbackbögen von Elternbildungsveranstaltungen gelegt.
 
Evaluierung der Elternbildungsaktion

Über die Einführung des steirischen Elternbildungsgutscheins im Pilotzeitraum 2009 wurde eine externe Evaluierung beauftragt. Um Aussagen über die Zielerreichung des Pilotprojekts "ZWEI UND MEHR-Elternbildungsgutschein" 2009 zu bekommen und Optimierungspotentiale zu erkennen, wurde eine demographische Analyse der TeilnehmerInnen an Elternbildungsveranstaltungen, eine Untersuchung der regionalen und thematischen Angebote, der Öffentlichkeitsarbeit und ExpertInnen-Interviews mit VertreterInnen von Bildungsinstitutionen durchgeführt. Die Ergebnisse der Evaluierung haben vor allem die positive Grundhaltung aller AnbieterInnen von Elternbildung ergeben.
 
Die Einführung des Elternbildungsgutscheins wird von allen als sehr wichtig und politisch wertvoll betrachtet. Die großen steirischen ElternbildungsanbieterInnen haben eine deutlich steigende Tendenz zu mehrteiligen Veranstaltungen bemerkt. Dies sei ein sehr positiver Effekt, da mehrteilige Veranstaltungen vielfach nachhaltiger seien.
 
Um vor allem bildungsferne Zielgruppen auf den Elternbildungsgutschein aufmerksam zu machen, sind günstige Zeitfenster, z.B. zu Beginn eines Schulsemesters zu nützen. Die besondere Wichtigkeit der Koppelung mit dem Versand des steirischen Familienpasses wurde 2010 bereits berücksichtigt. Die gemeinsame Aussendung mit dem Familienpass führt zur besseren Einordnung der Informationen, da der Familienpass einen sehr hohen Bekanntheits- und Nutzungsgrad hat.
 
Die Evaluierung hat auch die sehr hohe Bereitschaft aller AnbieterInnen gezeigt, sich nach Qualitätsstandards und Kriterien zu richten. Diese Dialogbereitschaft und positive Einstellung der AnbieterInnen spricht dafür, dass das Ziel (parallel zu einer quantitativen Erhöhung des Angebots) in einem Vernetzungsprozess mit den AnbieterInnen durchaus erreicht werden kann.
 
Zusammenfassend können folgende Schlussfolgerungen aus dem Evaluierungsprozess festgehalten werden:
·  Quantitativer und qualitativer Ausbau der Elternbildungsangebote in der Steiermark
·  Gezielte Öffentlichkeitsarbeit für Institutionen, die zentrale MulitplikatorInnen bzw. auch BucherInnen von Elternbildungsveranstaltungen sind (wie Schulen,  Kinderbildungs- und -betreuungseinrichtungen,…)
·  Verstärkte Qualitätsentwicklungs- und Abstimmungsprozesse mit den AnbieterInnen von Elternbildungsveranstaltungen
·  Entwicklung neuer Angebote und eines spezielles Marketings für neue Zielgruppen (z.B. Väter)
·  Unterstützung der AnbieterInnen durch regionale Öffentlichkeitsarbeit
·  Nutzung günstiger Zeitpunkte und Zeiträume
·  Einführung einer einfach zugänglichen Programmübersicht (Elternbildungsdatenbank auf www.zweiundmehr.steiermark.at)
·  Laufende Qualitätsentwicklungsprozesse mit systematischer Wirkungsevaluation

Schon jetzt kann aber gesagt werden, dass die "ZWEI UND MEHR-Elternbildungsgutscheine" ein Anreiz für Eltern sind, vermehrt  Elternbildungs-Veranstaltungen zu besuchen. Die Anzahl der TeilnehmerInnen ist im Vergleich zum Vorjahr deutlich gestiegen. Insgesamt wurden von März bis Dezember 2009 rund 1.200 Elternbildungsgutscheine von ca. 4.500 TeilnehmerInnen bei allen im Pilotjahr 2009 anerkannten  AnbieterInnen eingelöst.

Erreichbarkeit der Zielgruppe

Das seitens der AntragstellerInnen vorgeschlagene Vorgehen, Elternbildungsgutscheine als automatische Serviceleistung bei der Ausgabe der Geburtsurkunde bei den zuständigen Standesämtern zu vergeben, um flächendeckend alle Eltern zu erreichen, wird seitens des Referats Familie als nicht zielführend angesehen.
 
Um möglichst alle Eltern zu erreichen, werden hingegen vielfältige Informationskanäle genützt und diese entsprechend zielgruppenorientiert aufbereitet. Dazu zählen unter anderem die Informationen über die ZWEI UND MEHR-Homepage (www.zweiundmehr.steiermark.at sowie www.familienreferat.steiermark.at), ein informatives Familienmagazin, sowie umfangreiche Informationen im Zuge des Steirischen Familienpasses, u.v.m..
 
Eine der wichtigsten Wege um Eltern in all ihrer Vielfalt zu erreichen, ist die Kooperation mit zahlreichen und vielfältigen NGOs und NetzwerkpartnerInnen im Bereich Familie, die zum großen Teil auch als FördernehmerInnen des Landes Steiermark wichtige Programme für die Zielgruppen anbieten und auch als vertraute MulitplikatorInnen an Eltern heran treten können. Dazu zählen beispielsweise die Eltern-Kind-Zentren, die steirischen Kinderbildungs- und -betreuungseinrichtungen, Familienberatungsstellen, Schulen, u.v.m..
 
Auch die ExpterInneninterviews im Rahmen der Evaluierung, vor allem mit den AnbieterInnen von Elternbildungsveranstaltungen, haben deutlich gemacht, dass es einen Zusammenhang zwischen der Öffentlichkeitsarbeit der AnbieterInnen für Elternbildungsveranstaltungen und der Anzahl der eingelösten Gutscheine gibt. Das heißt, dort wo die AnbieterInnen in ihrer Öffentlichkeitsarbeit auch die "ZWEI UND MEHR-Elternbildungsgutscheine" bewarben, wurden in Folge auch mehr Elternbildungsgutscheine eingelöst. Vor allem in den ländlichen Regionen muss künftig die Öffentlichkeitsarbeit stärker ausgebaut werden.
 
Die derzeit vom Land Steiermark anerkannten AnbieterInnen von Elternbildungsveranstaltungen und deren Angebote werden aktuell mittels Informationsfolder und auf der Homepage www.weiterbildung.steiermark.at. kommuniziert. Weiters gibt das Steirische Weiterbildungstelefon unter 0810900320 entsprechende Auskünfte.
 
Die Analyse der Öffentlichkeitsarbeit im Zuge der Evaluierung hat jedoch ergeben, dass das Angebot des Bildungskalenders des Bildungsnetzwerks ein sehr komplexes, hochschwelliges ist und sich nur bedingt für die vielfältige Zielgruppe von Elternbildung eignet. Er ist eher für die Einholung genauerer Informationen über allgemein bekannte Angebote hilfreich. Zum einen ist es ein wenig geeignetes Mittel, um ein noch wenig bekanntes Angebot besser kennen zu lernen, zum anderen müssen die UserInnen sehr computer- und internetfit sein, um gezielt nach Informationen suchen zu können. Für sogenannte Bildungsferne Menschen aus niedrigen sozioökonomischen Schichten oder Menschen mit Migrationshintergrund (und geringen Deutschkenntnissen) scheint die Webseite als Informationsmedium nicht geeignet zu sein. Das wurde auch in den ExpertInnen-Interviews mit den AnbieterInnen rückgemeldet.
 
Um die zahlreichen Elternbildungsveranstaltungen für Eltern übersichtlicher zu gestalten, ist im Frühjahr 2010 geplant, eine Elternbildungsdatenbank auf der Homepage des Referats Familie (www.zweiundmehr.steiermark.at) einzurichten. Zur besseren Orientierung für interessierte Familien/Eltern soll in einfacher und übersichtlicher Weise das Angebot der anerkannten ElternbildungsanbieterInnen abrufbar sein, inklusive Kennzeichnung der Elternbildungsgutschein-tauglichen Angebote.
 
Das Interesse und die Nachfrage an den laufenden Elternbildungsaktivitäten im Ressort Familie zeigt, dass die gesetzten Maßnahmen von der Zielgruppe grundsätzlich angenommen werden und die bereits begonnenen Maßnahmen im Zuge des  Qualitätsentwicklungsprozesses Bestätigung finden. Die laufende Einbindung der Eltern mit ihren Anliegen und die Abstimmung mit den ExpertInnen der NGOs und Elternbildungsinstitutionen macht eine positive Weiterentwicklung zur Stärkung der Elternkompetenz in der Steiermark möglich.

Es wird daher der

Antrag

gestellt:

Der Landtag wolle beschließen:

Der Bericht des Ausschusses für Bildung, Schule, Kinderbetreuung, Wissenschaft, Forschung und Kultur zum Antrag, Einl.Zahl 3254/1, der Abgeordneten Elisabeth Leitner, Johann Bacher, Walburga Beutl, Erwin Dirnberger, Mag. Christopher Drexler, Dipl.Ing. Heinz  Gach, Anton Gangl, Erwin Gruber, Eduard Hamedl, Gregor Hammerl, Wolfgang Kasic, Karl Lackner, Franz Majcen, Ing. Josef Ober, Franz Riebenbauer, Barbara Riener, Peter Rieser, DDr. Gerald Schöpfer, Bernhard Ederer, Peter Tschernko, Dipl.Ing. Odo Wöhry betreffend qualitätsvolle Elternbildung wird zur Kenntnis genommen.