EZ/OZ: 3468/1
Regierungsvorlage
eingebracht am 18.01.2010, 00:00:00
Geschäftszahl(en): FA12A-s.14-14/2009-3
Zuständiger Ausschuss: -
Regierungsmitglied(er): Hermann Schützenhöfer
Beilagen: Graphik 1 - 3)
Betreff:
Beschluss des Landtages Steiermark Nr. 1664 vom 20. Oktober 2009, Einl.Zahl 3207/7, betreffend die Ausarbeitung eines Aus- und Weiterbildungskonzeptes sowie Verbesserung der Rahmenbedingungen im Tourismus für die Steiermark
1. Allgemeine Situation:
Im steirischen Tourismus sind derzeit rd. 38.000 Personen beschäftigt. Im Vergleich dazu waren es im Jahr 2001 29.360 Beschäftigte, 2005 stieg der Beschäftigtenstand bereits auf 33.715 Personen. Die steigenden Zahlen sind auf die gute Entwicklung im steirischen Tourismus zurückzuführen.
(siehe Graphik 1)
In der dargestellten Beschäftigtenzahl sind auch die Ausländersaisonkontingente (z.B. für 2008 / Wintersaison mit 660 Beschäftigten und für den Sommer mit 510 Beschäftigten) enthalten.
2. Ausbildungssituation:
In der Steiermark gibt es Ausbildungsmöglichkeiten für Tourismusberufe in den Tourismusschulen Bad Gleichenberg mit den spezifischen Ausbildungsschwerpunkten, den Landesberufsschulen Bad Gleichenberg und Aigen i. E., der Fachhochschule Bad Gleichenberg und dem WIFI Steiermark mit seinen Regionalstellen.
(siehe Graphik 2)
* zum Stichtag 30.09.2009
Quelle: Lehrlingsstatistik WK Stmk
Betrachtet man die Gesamtzahl der Lehrlinge in der Steiermark im ersten Lehrjahr nach Sparten, so liegt die Tourismus- und Freizeitwirtschaft mit 11% aller Lehrlinge nach Gewerbe / Handwerk, Industrie und Handel an 4. Stelle.
Der Rückgang der Lehrlingszahlen lässt sich unter anderem durch demographische Gegebenheiten erklären. Die Zahl der Geburten hat sich in den letzten Jahrzehnten stetig verringert. Gerade in den letzten beiden Jahren sind nach einem Geburtenknick die geburtenschwachen Jahrgänge in die Ausbildungszeit gekommen. So steht z.B. einem Geburtenrückgang im Jahre 1991 in der Höhe von 2,5% eine sinkende Lehrlingszahl 2007 von 0,91% im Tourismusbereich gegenüber. Ebenso gibt es ein Geburtenminus von 3,11% im Jahre 1992 und ein Lehrlingsminus im Tourismusbereich von 2,45% im Jahre 2008. Es ist auf Basis der Geburtenzahlen davon auszugehen, dass sich die Zahl der Auszubildenden auch in den nächsten Jahren auf einem niedrigeren Niveau einpendeln wird.
Außerdem ist eine starke Diversifizierung des Angebots am Ausbildungsmarkt zu beobachten.
(siehe Graphik 3)
Datenquelle: Landesstatistik Stmk
3. Personalfluktuation:
Im Vergleich zu anderen Sparten hat die Tourismusbranche mit einer höheren Personalfluktuation zu rechnen. Dieser Umstand beruht auf zwei Spezifika. Zum einen die hohe Quantität potentieller Arbeitgeberbetriebe und zum anderen die Ausbildungsspezifika. Die Ausbildung in der Tourismuswirtschaft ist umfassend und auf nahezu alle Arbeitgeberbetriebe umzulegen, während in anderen Branchen oft spezifische Anfordernisse bestehen, die zum Teil ausbildungsmäßig von den Arbeitgebern abgedeckt werden (z.B. Automobilbranche, Elektroindustrie oder chemische Industrie..).
4. Beurteilung und Lösungsansätze:
Der steirische Tourismus konnte in den letzten Jahren große Zugewinne erzielen. Dies ist auf das ständige Bemühen um Qualitätsverbesserung, verstärkte Präsenz als Urlaubsland, intensive Bearbeitung der touristischen Zielmärkte durch die Steirische Tourismus GmbH, Tourismusregionen und Betriebe, aber auch durch besondere gezielte finanzielle Förderprogramme im Hinblick auf die Qualitätsverbesserung der Betriebe und neuer Angebote zurückzuführen. Auch der allgemeine Wellness-Trend trug zu diesem erfolgreichen Wachstum bei. Ein wesentlicher Qualitäts- und Erfolgsfaktor sind aber vor allem gut ausgebildete und motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Um die Rahmenbedingungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im steirischen Tourismus zu attraktivieren wurden seitens der Fachabteilung 12A folgende Institutionen eingeladen, an einem Konzept mitzuarbeiten: Wirtschaftskammer Steiermark, Arbeiterkammer Steiermark, ÖGB Landesorganisation Steiermark, AMS Steiermark, Steirische Tourismus Gesellschaft sowie die Tourismusschulen Bad Gleichenberg.
- Seitens des AMS Steiermark wurde im November 2008 ein Projekt zur Verbesserung der Arbeitskräftevermittlung im Bereich Tourismus und Gastronomie mit dem Ziel gestartet, die Beschäftigungsfähigkeit zu erhalten und das Image im Bereich der Tourismus- und Gastronomiebranche zu steigern. Es wurde unter anderem auf Erfahrungen aus dem EU-Projekt WAGE (Winning Age Getting Future) zurückgegriffen. Hierbei wurde am Beispiel des Tourismusnetzwerkes Salzkammergut erhoben, dass das Image der Tourismus- und Gastrobetriebe innerhalb der Branche wesentlich höher ist, als nach außen kommuniziert. Weiters wurde dabei ermittelt, dass die Drop-Out Rate durch gezielte Weiterbildung und Personalentwicklung entscheidend verringert werden kann. Dies wurde durch ein Pilotprojekt des AMS in dieser Region bewiesen und kann auf andere steirische Regionen umgelegt werden. Das AMS-Steiermark untersucht im diesjährigen Programm im Vergleich zu anderen Bundesländern Maßnahmen und Strategien, um zu einer verbesserten Situation der Beschäftigten in der Tourismuswirtschaft zu kommen.
- Die Tourismusschulen Bad Gleichenberg führen laufend Fortbildungs-Veranstaltungen für Jugendliche bzw. im Sinne der Erwachsenenbildung (z.B. Seminare bzw. Ausbildungsschienen in Zusammenarbeit mit dem BFI) durch.
- Die Wirtschaftskammer Steiermark hat zu diesem Thema verschiedene Maßnahmen eingeleitet, um den erfolgreichen Weg des steirischen Tourismus mit gut ausgebildeten Mitarbeitern und Unternehmern fortsetzen zu können.
Mit dem Projekt "Get a Job" werden in Schulen im Rahmen von Workshops Informationsveranstaltungen von Vertretern der Wirtschaftskammer mit Unternehmern und Lehrlingen durchgeführt, um damit mehr Jugendliche für eine Lehre im Tourismus zu begeistern.
Als weitere konkrete Maßnahme wurde gemeinsam mit dem WIFI unter dem Begriff "Tourismusakademie Steiermark", ein systematisches Aus- und Weiterbildungskonzept für Unternehmer, Mitarbeiter und Lehrlinge entwickelt. Mit dem dazu erarbeiteten Bildungsscheckmodell soll das Bildungsangebot noch attraktiver gemacht werden. Das Land Steiermark beabsichtigt 2010 dieses touristische Aus- und Weiterbildungsprogramm des WIFI Steiermark als Starthilfe mit € 250.000,-- zu unterstützen.
Zielgruppen dieser Aktion sind alle ArbeitnehmerInnen, WiedereinsteigerInnen nach dem Elternkarenzurlaub und QuereinsteigerInnen, die an Weiterbildungsmaßnahmen teilnehmen, die Qualifikationen vermitteln, und die im Berufsleben zur Anwendung gelangen oder Voraussetzung für eine Höherqualifizierung sind. Die Kurse müssen in den Bereichen Management/Betriebswirtschaft, Tourismus, Küche/Service, Wein in der "Gastronomie und Tourismusbroschüre" des WIFI angeführt sein. Die geförderten Weiterbildungen sollen die klaren Ziele unterstützen, die der Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit im touristischen Umfeld, der Anpassung an den touristischen Strukturwandel und der Sicherung der Betriebsstandorte durch Höherqualifizierung von Schlüsselpersonal (z. B. zu "Küchenmeister, Weinexperte, Diplomsommelier, Marketing &\; Sales Manager im Tourismus" uvm.) dienen.
- Seitens des "Landes Steiermark" werden über die Steirische Tourismus GmbH vermehrt Tagesseminare zu Themen wie Kommunikationsarbeit, Verkaufsförderung, Text, Bildarchiv angeboten. Zielgruppe sind dabei Mitarbeiter aus den Tourismusorganisationen beziehungsweise Sales- und PR- Beauftragte in Hotels bzw. Infrastrukturanbietern. Alle Seminare waren bisher ausgebucht.
- Seitens der Arbeiterkammer Steiermark und ÖGB Landesorganisation Steiermark wurden keine Stellungnahmen abgegeben.
Beschluss der Steiermärkischen Landesregierung vom 21. Dezember 2009.
Es wird daher der
Antrag
gestellt:
Der Landtag wolle beschließen:
Der Bericht der Steiermärkischen Landesregierung betreffend die Ausarbeitung eines Aus- und Weiterbildungskonzeptes sowie Verbesserung der Rahmenbedingungen im Tourismus für die Steiermark wird zur Kenntnis genommen.