LANDTAG STEIERMARK
XVI. GESETZGEBUNGSPERIODE


TOP 2

EZ/OZ 466/3

Schriftlicher Bericht

Ausschuss: Wirtschaft

Betreff:
Wirtschaftsstrategie Steiermark 2020 - Wachstum durch Innovation


zu:


  • 466/1, Wirtschaftsstrategie Steiermark 2020 - Wachstum durch Innovation (Regierungsvorlage)
Der Ausschuss "Wirtschaft" hat in seiner Sitzung vom 10.05.2011 über den oben angeführten Gegenstand die Beratungen durchgeführt.

Begründung:
Ausgangslage

Die steirische Wirtschaft machte bei den wichtigsten Realindikatoren bis zum Ausbruch der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise gute Fortschritte. So lag das Wachstum in den Jahren vor der Krise höher als jenes in den EU-15-Ländern und die Zahl der Beschäftigten stieg im bundesweiten Vergleich von 2004 bis 2008 überdurchschnittlich stark. Gleichzeitig sank die traditionellerweise hohe Arbeitslosenquote zeitweise auf das - im internationalen Vergleich sehr niedrige - gesamtösterreichische Niveau. Die Exportquote konnte auf 58 % des Bruttoregionalproduktes gesteigert werden.

Diese positive Entwicklung erfuhr Mitte 2008 durch die globale Finanz- und Wirtschaftskrise einen abrupten Einbruch. Die Steiermark war - wie alle exportorientierten Regionen - davon besonders stark betroffen. Produktion und Exporte gingen deutlich zurück, die Arbeitslosigkeit stieg kräftig an. Als stabilisierender Faktor wirkten auch für die Steiermark die vorwiegend auf regionale Märkte ausgerichteten gewerblichen Klein- und Mittelunternehmen (KMU).

Seit dem Jahr 2010 erholt sich die Wirtschaft. Auch in der Steiermark wächst die Produktion seit 2010 wieder, überproportional durch die exportorientierten Leitunternehmen getragen. Es wird ein Beschäftigungswachstum über dem Österreichschnitt erwartet. Unsicher ist, ob dieses Wachstum nachhaltig ist, und ob die Finanz- und Währungsmärkte stabil bleiben. Vor allem wirkt die Krise auf den Arbeitsmärkten durch den stark erhöhten Druck auf gering qualifizierte MitarbeiterInnen nach.

Die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise, der Klimawandel und Engpässe bei natürlichen Ressourcen etc. haben die Prozesse der Veränderung der Produktionsbedingungen (einschl. F&\;E) beschleunigt und tun dies auch weiterhin. Es kommt dadurch - nicht nur in der Steiermark, sondern auch in anderen Teilen der globalisierten Ökonomien - zu einer Neudefinition industrieller Branchen und somit zu veränderten Produktionsbedingungen an den Standorten. Die schon mehrfach angestrebte Wissensgesellschaft ist nicht mehr für einzelne Branchen von Bedeutung, sondern wird sich auf nahezu alle Bereiche ausdehnen müssen.

In Hinkunft wird es ausschließlich durch Innovationen möglich sein, jene Wettbewerbsfähigkeit zu schaffen und zu erhalten, die Wachstum und Beschäftigung generieren kann. Tatsächlich feststellbare Wirtschaftsentwicklung wird zukünftig nur dort stattfinden, wo international wettbewerbsfähige Unternehmen mit Forschungs- und Bildungseinrichtungen kooperieren. Damit können weltweite Toppositionen im Technologie- und F&\;E-Bereich entwickelt und ausgebaut werden.

Die Steiermark steht damit vor neuen Herausforderungen, aber auch Chancen.


Wirtschaftsstrategie Steiermark 2020 - Wachstum durch Innovation

Der Innovations- und Wirtschaftsstandort Steiermark wurde innerhalb der letzten 5 Jahre auf Basis der Wirtschaftsstrategie "Innovation serienmäßig" erfolgreich entwickelt, die mit RSB vom 03.07.2006 genehmigt und vom Landtag Steiermark am 19.09.2006 einstimmig beschlossen wurde.

Die nun vorliegende "Wirtschaftsstrategie Steiermark 2020 - Wachstum durch Innovation" baut auf der Strategie "Innovation serienmäßig" auf und berücksichtigt die Ziele der EU-Strategie 2020, die generell die Prioritäten intelligentes, nachhaltiges und integratives Wachstum verfolgt. Das Ziel der steirischen Wirtschaftspolitik durch die "Wirtschaftsstrategie Steiermark 2020" liegt darin, die Steiermark als europäischen Benchmark für den Wandel zu einer wissensbasierten Produktionsgesellschaft zu etablieren. Die Wirtschaftsstrategie Steiermark 2020 führt daher zu neuen Schwerpunkten für die künftige operative Ausrichtung der Wirtschaftsförderung in der Steiermark. Dies beinhaltet auch eine Adaptierung bzw. Neugestaltung der operativen Förderungsprogramme, die unmittelbar nach Beschlussfassung in die Wege geleitet wird.

 
Wirtschaftsstrategische Wendepunkte

Es ergeben sich im Wesentlichen drei markante wirtschaftsstrategische Wendepunkte.

1.    Die 11 steirischen Stärkefelder werden zu 3 zukunftsfähigen Leitthemen mit hohem Wertschöpfungs-, Innovations- und Wachstumspotenzial gebündelt. Dabei handelt es sich um die Leitthemen:

-           Mobility: Die traditionelle Stärke der Steiermark im Automobilsektor wird um die Chancen in der "clean mobility" erweitert, die in der Herstellung von hochwertigen Nischenprodukten und in der Ausweitung der Produktpalette durch die Einbeziehung der Bereiche Luftfahrt und Bahnsystemtechnik bestehen wird.
 
-           Eco-Tech: Für die Positionierung in der Umwelttechnik "Eco-Tech" geht es um die effiziente und nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen und ist insbesondere in diesem Technologiefeld eine ausgeprägte Wettbewerbsfähigkeit vorhanden. Dieses Leitthema integriert aber auch den für die Steiermark nachwachsenden Rohstoff Holz.

-           Health Tech: Im dritten Leitthema Health-Tech geht es um Innovationen in der Gesundheits- und Lebensmitteltechnologie, die aufgrund der demographischen Prozesse ein hohes Potenzial für Wachstum und Beschäftigung aufweisen. Zudem haben sich die Unternehmen dieses Segmentes als äußerst krisenresistent erwiesen bzw. haben sich während der Finanz- und Wirtschaftskrise permanent weiter entwickelt.

Den 3 Leitthemen stehen in der Steiermark technologische Kernkompetenzen und Standortvorteile zur Verfügung, insbesondere in den Bereichen Bildung und Forschung. Der Kreativwirtschaft kommt dabei eine Querschnittsfunktion zu\; ihre Aufgaben liegen in der Stärkung der Innovationsfähigkeit der Unternehmen (z. B. Industrial Design), der Standortentwicklung und bei der Bildung innovativer Milieus.

Die Entwicklung der Leitthemen und technologischen Kernkompetenzen wird aktiv bearbeitet. Die Standortentwicklung und das Standortmanagement beziehen ebenfalls alle drei Leitthemen mit ein. Dennoch bedarf es gleichzeitig einer Offenheit gegenüber neuen und aussichtsreichen Themen und Technologien. Eine Unterstützung kann dann erfolgen, wenn sich dadurch neue Chancenfelder eröffnen, das Projekt von hoher Relevanz für das Gesamtsystem ist und Chancen zur Bildung einer kritischen Masse bestehen. Diese Leitthemen bieten auch neue Einsatzmöglichkeiten für alle anderen Branchen und liefern innovative Impulse.

2.    Die Förderungsinstrumente (unternehmensbezogene Förderungen und Finanzierungen) werden verstärkt auf eine aktive Standortentwicklung durch Einbindung der Bereiche Bildung und Forschung ausgerichtet.

Die darüber hinausgehenden unternehmensbezogenen Förderungen und Finanzierungen orientieren sich an den Kernstrategien, der Projektqualität und am Beitrag zur Unternehmensentwicklung. Sie sehen keine Einschränkung auf Themen oder Technologien vor.

Im Rahmen der Wirtschaftsförderung und ihrer Programme werden die unterschiedlichen regionalen Ausgangsbedingungen berücksichtigt. In benachteiligten Regionen eröffnen das EU-Wettbewerbsrecht und die Abgrenzung nationaler Regionalförderungsgebiete für investitionsorientierte Maßnahmen die Möglichkeit, Großunternehmen zu unterstützen, damit gehen auch verbesserte Projektförderungsmöglichkeiten für KMU einher. Darüber hinaus sollen durch ressortübergreifende Maßnahmen die endogenen Entwicklungspotenziale ausgeschöpft werden.

Wirtschaftsentwicklung hängt eng mit einer umfassenden Sichtweise von Standorten zusammen. Die strategischen Ziele können von der Wirtschaftspolitik aktiv gestaltet werden. Für den Standort Steiermark ist jedoch auch die ressortübergreifende Gestaltung von allgemeinen Rahmenbedingungen (wie z.B. Bildung, Infrastruktur, Energie, Öffentliche Verwaltung) von Bedeutung, um die allgemeine Wettbewerbsfähigkeit des Standortes zu verbessern.

Darüber hinaus gilt es weiterhin spezielle regionale Problemlagen - wie etwa die der Nahversorgung im ländlich peripheren Raum - mit zu berücksichtigen.

3.    Im Förderungsbereich soll eine Verlagerung von Zuschüssen zu Finanzierungspaketen erreicht werden, d.h. dass künftig verstärkt barwertschonende Beteiligungs- und Finanzierungsinstrumente in der Förderung eingesetzt werden. Zuschüsse sollen aber weiterhin insbesondere für KMU, für zukunftsorientierte Standortentwicklungsprojekte und F&\;E, gewährt werden.


Fünf Kernstrategien zur Umsetzung der Wirtschaftsstrategie

Die bisher sieben strategischen Leitlinien werden auf fünf Kernstrategien fokussiert:

-           Standortentwicklung und Standortmanagement
-           Innovations- und F&\;E-Förderung
-           Unternehmertum &\; Wachstum junger Unternehmen
-           Qualifizierung und Humanpotenzial
-           Internationalisierung von Unternehmen und Standort

Zielgruppe der offensiven Standortpolitik
 
Als besondere Wachstumstreiber für das steirische Wachstumspotenzial werden rund 2.200 produzierende und unternehmensnahe Dienstleistungsunternehmen angesehen, die die primäre Zielgruppe für eine offensive Standortpolitik bilden werden und die als vorwiegend kleine und mittlere innovationsorientierte Unternehmen einzustufen sind. Damit werden Unternehmen mit insgesamt rund 120.000 Beschäftigten in der Steiermark erreicht. Hinzu werden auch Neugründungen und junge Unternehmen mit Wachstumspotenzialen gezählt. Eine spezielle Zielgruppe stellen Unternehmensnachfolgen dar. Erfolgreiche Betriebsnachfolgen wirken direkt auf die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft und die Sicherung von Arbeitsplätzen. Das Nachfolgepotenzial bei kleinen und mittleren Unternehmen wird für die Steiermark in der Periode 2009 bis 2018 auf rund 7.000 Unternehmen geschätzt, verbunden damit sind laut KMU-Forschung Austria bis zu 62.000 Arbeitsplätze.

Die Entwicklungs-, insbesondere jedoch die Innovationsdynamik wird wesentlich durch international agierende Leitunternehmen geprägt. Die Basis dafür bilden rund 200 industrielle Groß- und Leitunternehmen mit insgesamt rund 60.000 Beschäftigten, davon rund 75% in Unternehmen bis 500 MitarbeiterInnen. Sie gelten nach dem EU-Wettbewerbsrecht als Großunternehmen. Sie stehen im konzerninternen Standortwettbewerb bzw. agieren als Nischenplayer im globalen Wettbewerb. Für den Standort Steiermark ist es wichtig, die bestehende Wettbewerbsfähigkeit durch entsprechende Maßnahmen abzusichern. Gleichzeitig können große Unternehmen eine Impuls-, Netzwerk- und Vorbildwirkung übernehmen und durch Zusammenarbeit (beispielsweise Zulieferung, Exportnetzwerke) Impulse für KMU geben.

Diese Wechselwirkung zwischen "groß" und "klein" stellt in der Standortentwicklung auch weiterhin einen zentralen Faktor dar.


Monitoring und Evaluierung der Wirtschaftsstrategie

Die Umsetzung der neuen Wirtschaftsstrategie soll laufend einem Monitoring, einer Evaluierung und Erfolgskontrolle unterzogen werden. Dadurch ist es möglich, geänderte Rahmenbedingungen zu erfassen und neue Herausforderungen zu identifizieren, die in adäquate operative Maßnahmen umgesetzt werden können.


Die "Wirtschaftsstrategie Steiermark 2020 - Wachstum durch Innovation", die einen integrierenden Bestandteil dieses Regierungssitzungsantrages bildet, wurde in einem intensiven, gemeinsamen Prozess mit den Sozialpartnern und Interessensvertretungen sowie der Steirischen WirtschaftsförderungsgmbH erarbeitet und abgestimmt und in der Sondersitzung des Wirtschaftsförderungsbeirates vom 11.04.2011 einstimmig positiv begutachtet.

Beschluss der Steiermärkischen Landesregierung vom 14. April 2011.

Es wird daher der

Antrag

gestellt:

Der Landtag wolle beschließen:

Der Bericht der Steiermärkischen Landesregierung betreffend "Wirtschaftsstrategie Steiermark 2020 - Wachstum durch Innovation" wird zur Kenntnis genommen.