- 565/1, Wirtschaftsbericht 2010 (Regierungsvorlage)
Der Ausschuss "Wirtschaft" hat in seiner Sitzung vom 28.06.2011 über den oben angeführten Gegenstand die Beratungen durchgeführt.
Begründung: Gesetzliche Grundlage
Gemäß § 9 Abs. 5 des Steiermärkischen Wirtschaftsförderungsgesetzes ist vom Amt der Steiermärkischen Landesregierung jährlich der Steirische Wirtschaftsbericht zu erstellen. Dieser ist bis spätestens 30. April des jeweiligen Folgejahres dem Beirat zur Begutachtung vorzulegen. Nach Begutachtung durch den Beirat ist der Bericht vom zuständigen Mitglied der Landesregierung mit der Empfehlung des Beirates der Landesregierung vorzulegen und von dieser dem Landtag Steiermark zur Kenntnis zu bringen.
Der gegenständliche Wirtschaftsbericht 2010 wurde nach termingerechter Aussendung durch die Abteilung 14 von den Beiratsmitgliedern in der Sitzung des Wirtschaftsförderungsbeirates am 13.05.2011 einstimmig positiv begutachtet.
Wirtschaftsbericht 2010 - Aufbau
Der Wirtschaftsbericht 2010 ermöglicht einen umfassenden Einblick in die Hauptbereiche "Wirtschaft und Beschäftigung" sowie "Wirtschaftsförderung in der Steiermark" und liefert mit dem "Wirtschaftsradar" aufgrund spezifischer Indikatoren einen Überblick der wirtschafts-, struktur- und beschäftigungspolitischen Entwicklungen der letzten Jahre. Diverse Graphiken und ein ausführlicher Tabellenteil ergänzen die Ausführungen.
Das Kapitel "Wirtschaft und Beschäftigung" berichtet über die internationale konjunkturelle Entwicklung des Jahres 2010 und richtet den Fokus sodann auf Österreich und insbesondere die Steiermark. Themenfelder bilden die demographische Entwicklung in der Steiermark, die Beschäftigungslage, Lehrlingsausbildung, Einkommenssituation am Arbeits- und Wohnort, Unternehmensgründungen und die internationale Wirtschaftsverflechtung der Steiermark sowie der Bereich Technologie und Innovation.
Das Kapitel "Wirtschaftsförderung in der Steiermark" informiert sowohl über die Wirtschaftsförderung des Bundes (Austria Wirtschaftsservice GmbH und Forschungsförderungsgesellschaft) als auch der Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Landes (SFG) anhand der sieben strategischen Leitlinien nach dem Prinzip "Innovation serienmäßig".
Das Wirtschaftsradar informiert über die kontinuierliche Entwicklung wesentlicher Wirtschaftsdaten (z. B. F&\;E-Ausgaben, Exportquote und Exportumsätze, Bruttoregionalprodukt, Bruttowertschöpfung, Eigenkapitalquote der KMU etc.) der letzten Jahre und die Programmindikatoren des Jahres 2010 geben Einblick in Zielerreichungsgrößen innerhalb der einzelnen Leitlinien.
Die wesentlichsten Kernaussagen für 2010
Internationale Konjunktur global und in Europa
2010 war das Jahr der Trendwende. Die internationalen konjunkturellen Rahmenbedingungen haben sich im Laufe des Jahres 2010 zunehmend gebessert. Das Welthandelsvolumen hat um geschätzt rund 12,0 % zugenommen und damit annähernd das Vorkrisenniveau erreicht. Das Wachstum wurde dabei vor allem von den dynamischen Wachstumsmärkten in Asien (China, Indien), Brasilien, aber auch von Deutschland getragen. Japan hat seine wirtschaftliche Vormachtstellung in Asien endgültig verloren.
Nach Schätzungen des Internationalen Währungsfonds (IMF) betrug das reale Wirtschaftswachstum (BIP) der Entwicklungs- und Schwellenländer 2010 +7,1 %, während die Industrieländer ihre Wirtschaftsleistung um durchschnittlich +3,0 % steigern konnten. Im Euroraum fiel das Wachstum mit rund +1,7 % vergleichsweise geringer aus. Mittelfristig bestehen für die Zukunft zahlreiche Unsicherheitsfaktoren, wie beispielsweise steigende Rohstoff- und Energiepreise. Die europäische Wirtschaft konsolidiert sich. Dennoch geht von den Finanzierungsproblemen einiger europäischer Länder ein Wachstumsrisiko aus.
Konjunkturelle Entwicklung in Österreich
Österreich (und auch die Steiermark) konnte von den sich bessernden Rahmenbedingungen profitieren. Vor allem die rasche Erholung der deutschen Wirtschaft als wichtigstem Handelspartner Österreichs brachte für die Exportwirtschaft wichtige Impulse. Zudem wirkte der heimische Konsum weiterhin stabilisierend. Mit einem realen Wirtschaftswachstum von geschätzten +2,0 % (WIFO) konnte sich Österreich gegen den Schnitt der EU-27 und des Euroraums behaupten.
Konjunkturelle Entwicklung in der Steiermark
Die Steiermark, die 2009 als exportorientiertes Bundesland von den Auswirkungen der Krise besonders betroffen war, konnte 2010 den Produktionswert der abgesetzten Produktion im produzierenden Bereich im Bundesländervergleich am stärksten erhöhen (+13,8 %). Vor allem der steirische Fahrzeug- und Maschinenbau gewinnt nach den massiven Absatzrückgängen 2009 infolge der gestiegenen internationalen Nachfrage an Dynamik.
Die einsetzende Erholung zeigt sich auch am Arbeitsmarkt. Mit zusätzlichen 5.464 Beschäftigungsverhältnissen wurde in der Steiermark im Jahresschnitt 2010 ein Beschäftigungswachstum von +1,2 % realisiert. Als Wachstumsträger fungierte vorwiegend der Dienstleistungsbereich (vor allem der öffentliche Bereich mit dem Gesundheits- und Sozialwesen). Die positive Beschäftigungsentwicklung brachte auch eine wesentliche Entspannung am Arbeitsmarkt mit sich. Die Zahl der Arbeitslosen ging um -10,9 % gegenüber dem Vorjahr zurück.
Die steirische Exportwirtschaft erholte sich, befindet sich aber nahezu auf dem Exportniveau des Jahres 2005 (€ 16,5 Mrd.). Lt. Berechnung von Joanneum Research sind die Warenexporte um +15,9 % auf € 16,3 Mrd. gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Die stärksten Wirtschaftsverflechtungen bestehen weiterhin mit Deutschland bzw. mit den EU-27 Ländern.
Auch die Gründungszahlen konnten gesteigert werden, wobei ein Großteil auf die Sparten "Gewerbe und Handwerk" sowie "Handel" entfällt.
Im Bereich der unternehmerischen Innovation nimmt die Steiermark eine eindeutige Sonderstellung ein. Wie bereits bekannt, erreichte die Steiermark 2007 eine F&\;E-Quote von 4,3 % (gemessen an den Ausgaben für F&\;E) und liegt damit weit über dem Österreichdurchschnitt. Auch die Innovations-erhebung CIS 2008 (Community Innovation Survey im Zeitraum 2006-2008), für die eine regionale Auswertung durch Joanneum Research vorliegt, stellt fest, dass in der Steiermark jedes zweite Unternehmen mit mehr als neun Beschäftigten nach eigenen Angaben neue Produkt-, Prozess- und Marketinginnovationen bzw. organisatorische Innovationen eingeführt oder Innovationsaktivitäten gesetzt hat. Die daraus resultierende Innovatorenquote von 54,6 % ist im europäischen Vergleich überdurchschnittlich hoch. Die Steiermark kann damit neuerlich auf ihre hervorragende Position als Innovations-, Produktions- und Wirtschaftsstandort innerhalb der EU verweisen.
Wirtschaftsförderung in der Steiermark
Die Steiermark war wie in den Vorjahren bei der Inanspruchnahme von Bundesförderungsmitteln - sowohl bei der Austria Wirtschaftsservice GmbH (AWS) als auch bei der Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) - im Bundesländervergleich höchst erfolgreich.
Von der Steirischen Wirtschaftsförderungsgesellschaft (SFG) wurden 2010 nach den sieben strategischen Leitlinien der Wirtschaftsstrategie "Innovation serienmäßig" 2.930 Förderungsfälle mit einem Förderungsvolumen von insgesamt € 86,6 Mio. abgewickelt. Durch die Abteilung 14 - Wirtschaft und Innovation konnten 108 wirtschaftsbezogene Projekte mit rund € 1,9 Mio. Förderungsvolumen gefördert werden.
Die Förderungsprogramme der Leitlinie "Innovation" bildeten in den Bereichen Projektvolumen und Förderungsmitteleinsatz die bedeutendsten Programme der Steirischen Wirtschaftsförderung. Die größte Anzahl an Förderungsfällen verzeichnete die Leitlinie "Betriebliche Qualifizierung."
Als bedeutende Impuls- und Leitprojekte sind die 20 Kompetenzzentren der Steiermark (16 mit Hauptsitz und 4 mit Nebensitz in der Steiermark), das Leuchtturmprojekt "Erlebniswelt Wirtschaft - made in Styria", der Fast Forward Award, aber auch Förderungsprogramme wie "Qplus - Qualifizierungsscheck", das Förderungs- und Jugendprogramm "Green Jobs", das "Creative Lab" in Graz-Liebenau für die Kreativwirtschaft und das Förderungs- und Finanzierungsprogramm "Zukunfts!Sicher 2011+" als Pilotprojekt anzusehen.
Beschluss der Steiermärkischen Landesregierung vom 09. Juni 2011.
Der Wirtschaftsbericht 2010 wird zustimmend zur Kenntnis genommen.