EZ/OZ: 1347/1
Selbstständiger Antrag von Abgeordneten (§ 21 GeoLT)
eingebracht am 15.06.2012, 09:50:44
Landtagsabgeordnete(r): Georg Mayer (FPÖ), Peter Samt (FPÖ), Gunter Hadwiger (FPÖ), Gerald Deutschmann (FPÖ), Anton Kogler (FPÖ), Hannes Amesbauer (FPÖ)
Fraktion(en): FPÖ
Zuständiger Ausschuss: Bildung
Regierungsmitglied(er): Elisabeth Grossmann
Beilagen: Hausordnung BHAK 10 Wien: Deutsch als Verkehrs- und Unterrichtssprache, Hausordnung Gymnasium BRG7 Wien: Die Umgangssprache ist Deutsch
Betreff:
Deutsch als Schulsprache
Gemäß einer schriftlichen Anfragebeantwortung von Landesrätin Elisabeth Grossmann vom 7. Februar 2012 ist im städtischen Bereich der Anteil von Kindern mit nichtdeutscher Muttersprache besonders hoch. So haben in der Landeshauptstadt Graz 43% aller Volksschüler nicht Deutsch als Muttersprache, einen vergleichsweisen hohen Anteil weisen auch die obersteirischen Städte Kapfenberg (38%), Knittelfeld (37%) und Leoben (34%) auf. Besonders drastisch ist die Situation in einigen Stadtbezirken der Landeshauptstadt Graz. In Gries haben beispielsweise 86%, in Lend 77%, in Eggenberg 62% und in Jakomini 60% der schulpflichtigen Volksschüler nicht Deutsch als Muttersprache. Spitzenreiter ist die Volksschule St. Andrä im Bezirk Gries. Hier beträgt der Anteil an Kindern mit nichtdeutscher Muttersprache 98%.
Sprechen Schüler aus verschiedenen Sprach- und Kulturkreisen untereinander in verschiedenen, den Lehrern und auch den heimischen Schülern nicht verständlichen Sprachen, sind Gruppenbildungen und Konflikte vorprogrammiert. Die Verständigung der Schüler untereinander bzw. der Schüler mit den Lehrern wird erschwert, auch das Verständnis für kulturelle Unterschiede und Eigenheiten der verschiedenen Sprachgruppen kann kaum gewährleistet werden.
Die Verpflichtung zur Verwendung der deutschen Sprache als Schulsprache würde zur Verbesserung dieser Situation beitragen. Für eine bessere Integration wäre diese Maßnahme ebenfalls hilfreich. Schließlich ist das Beherrschen der deutschen Sprache für die Zukunft der Kinder von entscheidender Bedeutung. Denn gerade in der Schule besteht die Möglichkeit, die deutsche Sprache durch tägliches Üben in Alltagssituationen perfekt zu erlernen.
In der Bundesrepublik sind Vertreter von CDU und SPD von der Notwendigkeit einer solchen Regelung überzeugt. "Es hilft der Integration, wenn nicht nur im Unterricht Deutsch gesprochen wird, sondern auch auf dem Pausenhof", stellte dazu auch FDP-Generalsekretär Christian Lindner fest.
"Deutsch macht friedlich" titelte hiezu die Süddeutsche Tageszeitung und verwies auf die Herbert-Hoover-Realschule in Berlin, wo der Anteil von Schülern mit Migrationshintergrund fast 90 Prozent beträgt, jedoch auf dem Schulgelände nur Deutsch gesprochen wird. Dem ging ein freiwilliger Beschluss von Schülern, Lehrern und Eltern voraus, "jederzeit und überall Deutsch zu sprechen". Der Schulleiter begründete die Initiative wie folgt: "Manche Schüler dachten, andere reden schlecht über sie, weil sie deren Sprache nicht verstanden. Wir fragten uns gegenseitig: wieso benutzen wir nicht eine Sprache?" so der Direktor. der anmerkte, dass seit dem Beschluss mehr Schüler den Realschulabschluss schafften, mehr Abgänger eine Lehrstelle fanden und mehr aufs Gymnasium wechselten.
An der Sinnhaftigkeit, die Beherrschung der deutschen Sprache in der Schule voranzutreiben, sind auch Bildungsexperten hierzulande überzeugt. "Erst wenn ich die Sprache kann, kann ich mich auch bilden. Sprache bedeutet Autonomie und Freiheit, 'in' sein und nicht 'out' sein", so Prof. MMag. Dr. Ilan Knapp, Leiter des "Jüdischen Beruflichen Bildungszentrums" (JBBZ) und Experte für Bildung und Sprache im Expertenrat des "Nationalen Aktionsplans für Integration" (NAP) der Bundesregierung.
In Österreich gibt es bereits zahlreiche öffentliche Schulen, die in der Hausordnung Deutsch als Schul- bzw. Verkehrssprache eingeführt haben. So heißt es in der Hausordnung des Bundesrealgymnasiums 7 in Wien:
"Die Umgangssprache ist Deutsch. Da wir eine bunte Schule sind, in der viele Kinder Deutsch nicht als ihre Muttersprache haben, sollte allen die Chance geboten werden, an Gesprächen teilzunehmen. So können wir zudem unsere Deutschkenntnisse vertiefen."
Den pädagogischen Mehrwert für die Verwendung der deutschen Sprache als "Unterrichts- und Verkehrssprache" unterstreicht auch die Hausordnung der BHAK/BHAS Wien 10:
"Innerhalb der Klassen sehen wir die kulturelle Verschiedenartigkeit unserer Schüler/innen als Bereicherung, erwarten aber zugleich Offenheit und Bereitschaft, mit der österreichischen Kultur und den geltenden Gepflogenheiten des alltäglichen Umgangs vertraut zu werden. Wir pflegen Deutsch als Unterrichts- und Verkehrssprache und erwarten auch, dass die Erziehungsberechtigten die Schüler/innen dabei unterstützen."
Durch die Verwendung der deutschen Sprache als Schulsprache würde die Verständigung in der Schule eine wesentliche Verbesserung erfahren. Gerade an steirischen Schulen mit einem hohen Anteil von Kindern mit nichtdeutscher Muttersprache könnten dadurch Konflikte, die oftmals in der Nichtbeherrschung der Sprache begründet sind, vorzeitig entschärft werden. Da man eine Sprache bekanntlich am besten lernt, wenn man sie spricht, wäre die Verwendung der deutschen Sprache in Alltagssituationen der Schüler, wie beispielsweise am Pausenhof, eine ideale Möglichkeit, um Sprachdefizite von Kindern mit nichtdeutscher Muttersprache entscheidend zu verbessern. Insofern stellt der Antrag auch einen wesentlichen Beitrag zur besseren Integration von Kindern mit nichtdeutscher Muttersprache dar, wobei festgehalten wird, dass keine Schule mit einer Deutschpflicht zwangsbeglückt werden soll, sondern den Schulen auf freiwilliger Basis seitens des Landesschulrats Muster-Vereinbarung zur grundsätzlichen Verwendung der deutschen Sprache als Schulsprache zur Verfügung gestellt werden sollen.
Es wird daher der
Antrag
gestellt:
Der Landtag wolle beschließen:
Die Steiermärkische Landesregierung wird aufgefordert, sich beim Präsidenten des Landesschulrates dafür einzusetzen, dass steirischen Schulen Muster-Vereinbarungen zur Verfügung gestellt werden, mit denen Regelungen für die grundsätzliche Verwendung der deutschen Sprache auch außerhalb der Unterrichtszeiten vereinbart werden können.
Unterschrift(en):
Georg Mayer (FPÖ), Peter Samt (FPÖ), Gunter Hadwiger (FPÖ), Gerald Deutschmann (FPÖ), Anton Kogler (FPÖ), Hannes Amesbauer (FPÖ)