LANDTAG STEIERMARK
XVI. GESETZGEBUNGSPERIODE


EZ/OZ: 1953/1

Selbstständiger Antrag von Abgeordneten (§ 21 GeoLT)

eingebracht am 23.05.2013, 16:34:24


Landtagsabgeordnete(r): Ingrid Lechner-Sonnek (Grüne), Lambert Schönleitner (Grüne), Sabine Jungwirth (Grüne)
Fraktion(en): Grüne
Zuständiger Ausschuss: Gesundheit
Regierungsmitglied(er): Kristina Edlinger-Ploder (ÖVP)

Betreff:
Einführung eines Case- und Care-Management für ältere Menschen mit Betreuungs- und Pflegebedarf

Was ältere Menschen derzeit in der Steiermark an Unterstützung bekommen, hängt sehr vom Zufall ab. Einerseits ist die Palette der Dienstleistungen in den Regionen sehr unterschiedlich, andererseits fehlt es an einer unabhängigen Beratung und tätigen Hilfe beim Organisieren der Dienste für die einzelne Person. In der Folge kommen viele Menschen nicht zu der Hilfe, die sie brauchen und die es auch gäbe, wenn man davon wüßte bzw. den verwaltungstechnischen Hürdenlauf bewältigen könnte.

Für eine bessere und vor allem bedarfsorientierte Versorgung der älteren Bevölkerung ist es also unumgänglich, den systematischen Aufbau vor allem mobiler und ambulanter Dienste voranzutreiben - und zwar dem tatsächlichen Bedarf entsprechend. Für die einzelne Person, die Hilfe braucht, soll die Information über die relevanten Hilfeleistungen schnell und einfach erreichbar sein, es braucht aber auch Hilfe bzw. die Übernahme der Organisation von Dienstleistungen.

Case- und Care-Management vereint diese beiden Aufgaben. "Care-Management meint die System- und Versorgungssteuerung, die fallübergreifend und einrichtungsübergreifend bedarfsgerechte Hilfen im Sozial- und Gesundheitswesen koordiniert, organisiert und die strukturelle Voraussetzungen dafür im Gemeinwesen in der Region aufzeigt", definiert die Österreichische Gesellschaft für Case- und Care-Management. Das Case-Management bezieht sich auf den Einzelfall, die einzelne Person, für die es gilt, den genauen Bedarf an Hilfestellungen festzustellen und diese Hilfe dann optimal zu organisieren.

Als Grundsatz für Dienste im Sozial- und Gesundheitsbereich gilt, dass die Versorgung punktgenau am Bedarf ansetzen muss. Nicht zuviel, aber auch nicht zu wenig soll geholfen werden. Die Erfahrung zeigt, dass eine Versorgung, die sich in erster Linie am Bedarf orientiert, auch die finanziell günstigste ist. Überversorgung ist teurer als es nötig wäre, Unterversorgung führt zu vermehrten Erkrankungen und höheren Kosten durch Spitalsaufenthalte bzw. medizinische Leistungen. Ein System der bedarfsorientierten Versorgung aufzubauen, in dem rasche und wirkungsvolle Hilfe organisiert wird, kann den Zielen der Wirtschaftlichkeit, Sparsamkeit und Zweckmäßigkeit auch wesentlich besser entsprechen als die bisherige Form der angebotsinduzierten Versorgung - ganz abgesehen von der Qualitätssteigerung für die Betroffenen und ihre Familien.

Die Grünen propagieren seit Jahren die Einführung von Case- und Care-Management in der Steiermark und haben dies auch bereits im März 2011 ausführlich begründet beantragt. Obwohl schon vor über 2 Jahren von der Landesregierung versprochen, wurde der Aufbau noch immer nicht begonnen. Im Gegenteil: Die Einführung des Pflegeregresses ist die einzige Maßnahme, die gesetzt wurde, sie erschwert den Zugang zu den Pflegeheimen - ohne den tatsächlichen Bedarf als Entscheidungsgrundlage zu nehmen und auch, ohne den Betroffenen Alternativen anzubieten. Das ist ein menschenunwürdiger Zugang, so kann und darf nicht politisch gesteuert werden.

Die meisten Bundesländer haben Case- und Care-Management bereits eingeführt, Vorarlberg wird es in zwei Jahren flächendeckend ausgebaut haben - weil die Erfahrungen so gut sind. Die Steiermark hat nach den Daten der Statistik Austria aus dem Jahr 2011 den größten Nachholbedarf an mobilen Diensten, Kurzzeitpflege und anderen ambulanten und mobilen Angeboten. Auch Case- und Care-Management als Dreh- und Angelpunkt für die Betroffenen, aber auch die Angebotsplanung fehlt noch zur Gänze.

Es wird daher der

Antrag

gestellt:

Der Landtag wolle beschließen:

Die Landesregierung wird aufgefordert, ein Case- und Care-Management für ältere Menschen aufzubauen, um die bedarfsgerechte Versorgung in der Steiermark sicherzustellen und den einzelnen betroffenen Menschen rasch und verläßlich jene Hilfe zu zukommen zu lassen, die sie brauchen.


Unterschrift(en):
Ingrid Lechner-Sonnek (Grüne), Lambert Schönleitner (Grüne), Sabine Jungwirth (Grüne)