EZ/OZ: 2345/1
Regierungsvorlage
eingebracht am 21.11.2013, 00:00:00
Geschäftszahl(en): ABT12-347/2013-88; ABT12-WT-WP.01-53/2013-742
Zuständiger Ausschuss: Wirtschaft
Regierungsmitglied(er): Christian Buchmann
Beilagen: Human Resources Forecast 2014
Betreff:
Beschäftigungs- und Arbeitsmarkt Steiermark, Ausblick 2014
Nach 2012 wurde heuer zum zweiten Mal der "Human Resources Forecast", eine Umfrage unter hundert der größten steirischen Arbeitgeber-Betriebe aus Industrie, Gewerbe und Handel durchgeführt. Darüber hinaus erstellte die Forschungsgesellschaft Joanneum Research über Auftrag des Landes Steiermark im Rahmen von WIBIS (Wirtschaftspolitisches Berichts- und Informationssystem) die Beschäftigungs- und Arbeitsmarktprognose 2014, die auf Basis einer Monatsdatenanalyse, einer quantitativen Prognose aufgrund einer Zeitreihenvorschau und mittels qualitativer Einschätzungen auf der Grundlage von zeitnahen Studien, Analysen und Berichten zur Konjunktur auf nationaler und internationaler Ebene, beruht. Die Daten werden dabei vom Hauptverband der Sozialversicherungsträger (HVSV), vom Arbeitsmarktservice und von der Statistik Austria im Rahmen der Konjunkturerhebung zur Verfügung gestellt.
Zusammenfassend ergibt sich aus der Befragung "Human Resources Forecast 2014" unter maßgeblichen steirischen Unternehmen und der Beschäftigungs- und Arbeitsmarktprognose 2014 von Joanneum Research folgendes Bild:
Export- und Dienstleistungsunternehmen als Arbeitsmarkt-Motoren
Für den steirischen Arbeitsmarkt wird im Jahr 2014 ein Beschäftigungswachstum von rund 4.000 zusätzlichen Arbeitsplätzen und damit ein neuer Beschäftigungsrekord erwartet. Für 2013 wird mit durchschnittlich 469.000 Beschäftigungsverhältnissen gerechnet. Dennoch blieben die Entwicklungen 2013 vor allem wegen der Strukturprobleme in Süd- und Südosteuropa sowie der Firmeninsolvenzen von "Alpine" und "Dayli" unter den Erwartungen der Wirtschaftsforschungsinstitute. Dabei konnte aber die Beschäftigung um + 0,3 % gesteigert werden, das entspricht einem Zuwachs von 1.400 Jobs. Im produzierenden Bereich konnten im heurigen Jahr nur exportstarke Unternehmen der Kernbranchen Metall, Fahrzeug- und Maschinenbau ihre Exportaktivitäten steigern. Die größten Wachstumsträger sind exportorientierte Produktionsbetriebe und der Dienstleistungssektor, insbesondere das Segment der wissensintensiven Dienstleistungen, wie beispielsweise EDV, Consulting, Marktkommunikation und Ingenieurswesen. Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass die Wirtschaftsstrategie Steiermark 2020 mit der Kernstrategie 5 "Internationalisierung von Unternehmen und Standort" richtigerweise konsequent die Exportbemühungen der Unternehmen unterstützt, um weitere Markterschließungen zu forcieren und damit bestehende Arbeitsplätze in der Steiermark zu sichern und auch neue zu schaffen.
Für 2014 wird ein stärkerer Aufschwung am Arbeitsmarkt prognostiziert. In der Steiermark wird dabei mit einem Beschäftigungsplus von + 0,9 % (4.000 zusätzliche Arbeitsplätze) für die stark exportorientierte Wirtschaft gerechnet und würde damit über dem erwarteten Bundesschnitt von + 0,8 % liegen. Die Folge wäre ein neuerlicher Höchststand von rund 473.000 Aktivbeschäftigten im Jahresdurchschnitt. Diese positive Entwicklung sollte sich durch das für Deutschland und die EU 28 erwartete Wirtschaftswachstum ergeben. Insbesondere Deutschland ist der mit Abstand wichtigste Außenhandelspartner für Österreich bzw. auch die Steiermark.
Fachkräftemangel weiterhin als akutes Problem
Wie bereits angeführt, wurde die repräsentative Umfrage unter den Personalverantwortlichen von 100 der größten steirischen Arbeitgeber-Betriebe aus Industrie, Gewerbe und Handel durchgeführt. Laut dieser Erhebung werden 58 % der befragten Unternehmen in den kommenden sechs Monaten ihren Beschäftigungsstand stabil halten können. Bei jenen Betrieben, die mit einer Veränderung des Beschäftigungsstands rechnen, werden nahezu zwei Drittel qualifizierte Fachkräfte aufbauen, wobei mit Schwierigkeiten bei der Personalrekrutierung gerechnet wird. Immerhin gaben 61 % der Befragten einen deutlichen Fachkräftemangel sowohl in der Produktion als auch im wettbewerbsentscheidenden Bereich Forschung und Entwicklung an.
Hauptkriterien sind fachliche Qualifikation, soziale Kompetenz, dann erst Branchenerfahrung
Wie erwartet, ergab die Unternehmensbefragung, dass die fachliche Qualifikation das wichtigste Auswahlkriterium bei der Aufnahme neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter spielt, gefolgt allerdings von der sozialen Kompetenz. Für manche Unternehmen bildet die soziale Kompetenz sogar das wichtigste Aufnahmekriterium. Erst danach würden die branchenbezogene Berufserfahrung oder absolvierte Weiterbildungsmaßnahmen in die Bewertung einfließen. Für die Unternehmen sind die Präsentation der eigenen Persönlichkeit, Teamorientierung und gute Umgangsformen sehr wichtig, da sich der menschliche Faktor entscheidend auf die Produktivität einer Organisation auswirkt.
Niedriger Bildungsgrad als Barriere beim (Wieder-)Einstieg in den Beruf
Trotz des neuen Beschäftigungsrekordes steigt 2013 allerdings auch die Zahl der beim Arbeitsmarktservice vorgemerkten Personen (arbeitslose und in Schulung befindliche Personen) in der Steiermark im Jahresdurchschnitt um + 8,7 % oder um zusätzlich 3.800 Personen, somit insgesamt auf 47.500 Arbeitssuchende. Die Arbeitslosenquote (Anzahl der beim AMS vorgemerkten arbeitslosen Personen geteilt durch das Arbeitskräftepotenzial) steigt um + 0,6 % auf 7,4 % und liegt damit unter dem erwarteten österreichischen Durchschnitt von 7,6 %. Für 2014 wird eine Steigerung um + 0,1 % prognostiziert. Nach den Erhebungen von Joanneum Research sind Männer und Frauen sowie nahezu alle Altersgruppen von der Arbeitslosigkeit gleichermaßen betroffen. Es lässt sich aber feststellen, dass Arbeitssuchende mit niedrigem Bildungsniveau und Migrationshintergrund wesentlich stärker betroffen sind. Für das Wirtschaftsressort bleibt daher die betriebliche Qualifizierung nach wie vor im Fokus der wirtschaftspolitischen Bemühungen (Kernstrategie 4 "Qualifizierung und Humanpotenzial" der Wirtschaftsstrategie Steiermark 2020). Seitens der Steirischen WirtschaftsförderungsgmbH wird durch adäquate Förderungsprogramme die Aus- und Weiterbildung von Unternehmerinnen und Unternehmen sowie ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unterstützt. Initiativen wie die "Erlebniswelt Wirtschaft" oder die Veranstaltung "Take Tech" können insbesondere jungen Menschen zeigen, welche Berufsbilder und Karrierechancen in den heimischen Unternehmen bestehen.
Erwartungen der Unternehmen an das Bildungssystem
Die Personalverantwortlichen der Unternehmen sind sich darin einig, dass es einer Reform des österreichischen Bildungssystems bedarf und es wurden zahlreiche Vorschläge zur Verbesserung vorgebracht. Der größte Bedarf wird in einer besseren Basisausbildung (Schreiben, Lesen, Rechnen) in den Grundschulen gesehen, gefolgt von einer engeren Zusammenarbeit mit Unternehmen und mehr Praxisbezug. Für angehende Lehrkräfte werden effiziente Eignungstests sowie eine Neuausrichtung in der Lehrerausbildung gewünscht. Ein wichtiges Anliegen ist daher in diesem Zusammenhang, dass die Unternehmen ihren Bedarf nach gut ausgebildeten Fachkräften decken können, um im internationalen Standortwettbewerb weiterhin konkurrenzfähig zu sein. Dazu müsste seitens der Bundesregierung die längst überfällige Bildungsreform im Interesse der Jugend umgesetzt werden.
Abschließend kann daher festgestellt werden, dass durch die Zielsetzungen und Kernstrategien der Wirtschaftsstrategie Steiermark 2020 nicht nur Förderungsmöglichkeiten für innovationsorientierte Unternehmen sondern vielmehr Rahmenbedingungen für wirtschaftliche Prosperität, Standortentwicklung und Exportorientierung geschaffen werden. Als Indiz für eine zukunftsorientierte, zielgerichtete Wirtschaftspolitik ist dabei auch die Auszeichnung zur "Europäischen Unternehmerregion 2013" durch den Ausschuss der Regionen der EU zu werten. Die entsprechende Unterlage "Human Resources Forecast 2014 mit WIBIS Beschäftigungs- und Arbeitsmarktprognose 2014" bildet einen integrierenden Bestandteil dieses Antrags.
Beschluss der Steiermärkischen Landesregierung vom 14. November 2013.
Es wird daher der
Antrag
gestellt:
Der Landtag wolle beschließen:
Der Bericht der Steiermärkischen Landesregierung, betreffend den Beschäftigungs- und Arbeitsmarkt Steiermark, Ausblick 2014 "Human Resources Forecast 2014 mit WIBIS Beschäftigungs- und Arbeitsmarktprognose 2014", wird zur Kenntnis genommen.