LANDTAG STEIERMARK
XVI. GESETZGEBUNGSPERIODE


EZ/OZ: 2617/1

Selbstständiger Antrag von Abgeordneten (§ 21 GeoLT)

eingebracht am 14.03.2014, 10:11:50


Landtagsabgeordnete(r): Hannes Amesbauer (FPÖ), Georg Mayer (FPÖ), Anton Kogler (FPÖ), Gunter Hadwiger (FPÖ)
Fraktion(en): FPÖ
Zuständiger Ausschuss: Bildung
Regierungsmitglied(er): Michael Schickhofer

Betreff:
Sofortiger Stopp für die "Neue Mittelschule" als Regelschule!

Mit dem Schuljahr 2012/13 wurde die "Neue Mittelschule" (NMS) ohne Evaluierung ins Regelschulwesen übernommen und soll bis 2018/19 die Hauptschule ersetzen. Die finanziellen Aufwendungen seitens der öffentlichen Hand für die NMS waren und sind enorm. Dies zeigt sich nicht nur an zahlreichen Kampagnen zur Bewerbung dieser Schulform, sondern auch am deutlich höheren Personalbedarf. Schließlich ist die Anzahl von Lehrkräften, die in NMS-Klassen unterrichten, deutlich höher als in Klassen von Hauptschulen bzw. der AHS-Unterstufe. So beträgt der Lehrpersonalaufwand an der NMS pro Schüler durchschnittlich 7.200 Euro im Jahr und liegt damit um 53 Prozent über dem Wert für AHS-Unterstufenschüler (4.700 Euro) bzw. um 9 Prozent über jenem für Hauptschüler (6.600 Euro).

Trotz des massiven Geldmitteleinsatzes für die NMS bleiben merkbare "Schulerfolge" aus. Dies belegen die Ende Jänner 2014 veröffentlichten Ergebnisse der Bildungsstandardtests des Jahres 2013, bei der flächendeckend Hauptschulen (HS), AHS-Unterstufen sowie die "Neuen Mittelschulen" untersucht wurden. Wie dem Bericht des Bundesinstituts für Bildungsforschung (Bifie) zu entnehmen ist, schnitten die "Neuen Mittelschulen" (ausgenommen in Wien) in allen Bundesländern schlechter ab, als die Hauptschulen und erreichten bei den Englisch-Standardtests österreichweit einen Mittelwert von 478 Punkten, die Hauptschulen kamen indes auf 480 Punkte. Gemäß der Untersuchung liegt die NMS in den anderen Bundesländern zum Teil deutlich hinter der Hauptschule, so auch in der Steiermark, wo 10.536 Schüler der 8. Schulstufe aus 208 Schulen getestet wurden. Schüler der HS erreichten in der Steiermark durchschnittlich 474 Punkte, Schüler der NMS lediglich 462 Punkte.

Bildungsexperte Günter Haider forderte daher im Februar 2014 den sofortigen Stopp der NMS: "Unsere Kinder sind ja keine Versuchskaninchen. Wenn man schon weiß, dass eine bestimmte Schulform kein Erfolg ist oder keinen Erfolg bringt, ist es aus meiner Sicht ethisch nicht vertretbar, diese Schulen und Schüler quasi alle umzuwandeln, ob sie wollen oder nicht. Jetzt gehört ein Stopp her." Hinterfragenswürdig ist für Haider auch die in der NMS praktizierte Form des "Teamteaching": "Es liegen keine Erkenntnisse vor, dass dieses verschränkte Teamteaching irgendeine positive Wirkung hätte. Es gibt keine Überprüfung der Behauptungen, gar nichts."

Angesichts des Umstandes, dass trotz eines wesentlich höheren Geldmitteleinsatzes für die NMS die Schüler dieser Regelschule dennoch schlechtere Ergebnisse bei Bildungstests erzielen als Schüler von Hauptschulen, erscheint es dringend notwendig, die sukzessive Überführung aller Hauptschulen in "Neue Mittelschulen" zu überdenken und die bisherigen Schulstandorte einer wissenschaftlichen Evaluierung zu unterziehen.

Es wird daher der

Antrag

gestellt:

Der Landtag wolle beschließen:

Die Landesregierung wird aufgefordert, an die Bundesregierung mit dem dringenden Ersuchen heranzutreten,
1.) die "Neue Mittelschule" als Regelschule umgehend zu stoppen und wieder in einen Schulversuch überzuleiten,
2.) eine wissenschaftliche Evaluierung der bestehenden "Neuen Mittelschulen" (NMS) durchzuführen und
3.) auf Basis der daraus gewonnen Erkenntnisse ein Modell für ein zukunftsfähiges Schulsystem vorzulegen.


Unterschrift(en):
Hannes Amesbauer (FPÖ), Georg Mayer (FPÖ), Anton Kogler (FPÖ), Gunter Hadwiger (FPÖ)