EZ/OZ: 2696/1
Selbstständiger Antrag von Abgeordneten (§ 21 GeoLT)
eingebracht am 15.04.2014, 14:23:30
Landtagsabgeordnete(r): Sabine Jungwirth (Grüne), Lambert Schönleitner (Grüne), Ingrid Lechner-Sonnek (Grüne)
Fraktion(en): Grüne
Zuständiger Ausschuss: Wirtschaft
Regierungsmitglied(er): Christian Buchmann
Betreff:
Modernisierung der Fachkräfteausbildung - Berufsausbildungsmodell Neu
Der Strukturwandel der Arbeitsgesellschaft verbunden mit der Wirtschaftskrise hat zur Folge, dass die institutionellen Übergangswege, auf denen Heranwachsende bislang in die Arbeitsgesellschaft geleitet wurden, brüchig geworden sind. Insbesondere die duale Lehrlingsausbildung ist den neuen arbeitsmarktpolitischen Herausforderungen nur noch teilweise gewachsen. Neben dem Fehlen von Lehrstellen zeigt sich, dass auch die Qualität der beruflichen Ausbildung leidet. Zudem mangelt es an alternativen Bildungs- und Beschäftigungsformen. Wir wissen, dass bis zu 10% aller Jugendlichen trotz Absolvierung der Schulpflicht massive Grundbildungsdefizite (Lesen, Schreiben, Rechnen, IKT) haben und daher auch kaum Chancen, eine adäquate Lehrstelle zu finden.
Nicht nur die Jugendlichen, auch die Betriebe werden mit diesen Problemen allein gelassen, und obwohl Österreich eine erkleckliche Summe in die Beschäftigungsgarantie für Jugendliche investiert, sind diese trotz einer abgeschlossenen Lehre nicht vor Arbeitslosigkeit gefeit. Die Arbeitsmarktlage Ende März 2014, veröffentlich vom AMS Österreich, zeigt, dass den stärksten absoluten Anstieg an arbeitslosen Personen neben Personen mit maximal Pflichtschulabschluss Personen mit Lehrabschluss haben. Zudem ist der Mangel an Lehrstellen evident. Zwar ist die Lehrstellenlücke insgesamt etwas kleiner geworden, trotzdem verzeichnen wir im Vergleich zum Vorjahr einen Anstieg bei den Lehrstellensuchenden und einen Rückgang beim Lehrstellenangebot. Auch das Angebot an überbetrieblichen Lehrwerkstätten, in das hauptsächlich jene Jugendlichen aufgenommen werden, die am freien Markt keine Lehrstelle finden, kann keine Dauerlösung sein.
Eine Modernisierung der Fachkräfteausbildung scheint daher dringend geboten. Mit dem Ziel, ein modernes Berufsausbildungsmodell zu implementieren, das sowohl wirtschaftsnah als auch zeitgemäß und qualitativ hochwertig ausbildet, sollen regionale Ausbildungsplattformen (RAPs) geschaffen werden. Alle Jugendlichen, die sich für eine praktische Berufsausbildung interessieren, schreiben sich an der RAP ihrer Region ein. Die RAP koordiniert das Netzwerk von Betrieben und Einrichtungen der Region (gewerbliche Wirtschaft, landwirtschaftliche Betriebe, soziale Einrichtungen, NGOs, Ämter, Vereine u.ä.), die ausbilden möchten, und vermittelt die BerufsschülerInnen an geeignete Betriebe. Zudem kontrolliert die RAP die Qualität der Ausbildung in Betrieb und Berufsschule, entwickelt neue, bedarfsgerechte Ausbildungen und fördert die schulische Höherqualifizierung und die Ausbildung von Fach- und Schlüsselqualifikationen der BerufsschülerInnen.
Es wird daher der
Antrag
gestellt:
Der Landtag wolle beschließen:
Die Landesregierung wird aufgefordert,
1. die Zusammenarbeit von Bund, Land und Regionen im Zuge der Lehrlingsausbildung dahingehend zu fördern, dass eine regionale Ausbildungsplattform implementiert werden kann, und
2. an die Bundesregierung heranzutreten, um das Berufsausbildungsgesetz und das Schulorganisationsgesetz dahingehend zu ändern, dass eine Berufsausbildung Neu im Sinne einer qualitativ hochwertigen und modernen Fachkräfteausbildung garantiert werden kann.
Unterschrift(en):
Sabine Jungwirth (Grüne), Lambert Schönleitner (Grüne), Ingrid Lechner-Sonnek (Grüne)