- 3192/1, Beschäftigungs- und Arbeitsmarkt Steiermark, Ausblick 2015 (Regierungsvorlage)
Der Ausschuss "Wirtschaft" hat in seiner Sitzung vom 13.01.2015 über den oben angeführten Gegenstand die Beratungen durchgeführt.
Begründung: Heuer wurde zum dritten Mal der "Human Resources Forecast", eine Umfrage unter hundert der größten steirischen Arbeitgeber-Betriebe aus Industrie, Gewerbe und Handel durchgeführt. Darüber hinaus erstellte die Forschungsgesellschaft Joanneum Research im Auftrag des Wirtschaftressorts im Rahmen von WIBIS (Wirtschaftspolitisches Berichts- und Informationssystem) die Beschäftigungs- und Arbeitsmarktprognose 2015, die auf Basis einer Monatsdatenanalyse, einer quantitativen Prognose aufgrund einer Zeitreihenvorschau und mittels qualitativer Einschätzungen auf der Grundlage von zeitnahen Studien, Analysen und Berichten zur Konjunktur auf nationaler und internationaler Ebene, beruht. Die Daten werden dabei vom Hauptverband der Sozialversicherungsträger (HVSV), vom Arbeitsmarktservice und von der Statistik Austria im Rahmen der Konjunkturerhebung zur Verfügung gestellt.
Zusammenfassend ergibt sich aus der Befragung "Human Resources Forecast 2015" unter maßgeblichen steirischen Unternehmen und der Beschäftigungs- und Arbeitsmarktprognose von Joanneum Research folgendes Bild:
Export- und Dienstleistungsunternehmen als Arbeitsmarkt-Motoren
Im Jahresschnitt 2014 erwartet Joanneum Research einen Höchststand von insgesamt 548.200 Erwerbstätigen. Das entspricht einem Plus von 0,8 Prozent oder 4.100 Jobs gegenüber dem Vorjahr. 472.900 unselbstständig Beschäftigten stehen 75.600 Selbstständige gegenüber. Das Beschäftigungswachstum liegt in der Steiermark damit geringfügig über dem Bundesschnitt (plus 0,7 Prozent).
Beschäftigungsausweitungen für das laufende Jahr werden vor allem, wie bereits in den vergangenen Jahren, für international erfolgreich agierende Unternehmen des produzierenden Bereichs (insbesondere in den Bereichen Metallerzeugung und Metallverarbeitung, Nahrungsmittel und Fahrzeugbau), im Bereich der Information und Kommunikation sowie für regional wie national tätige Unternehmen im Gesundheits- und Pflegebereich erwartet. Nach der Nachfragedelle des Jahres 2013 wird auch die Branche der Arbeitskräfteüberlasser deutliche Beschäftigungszuwächse verzeichnen können.
Für 2015 rechnen die Experten mit einem weiteren Aufschwung am Arbeitsmarkt. Das Wachstum soll laut Prognose mit 0,9 Prozent wieder leicht über dem Österreichschnitt (plus 0,8 Prozent) liegen. Die 553.000 Beschäftigungsverhältnisse (477.100 unselbstständig Beschäftigte, 75.900 Selbstständige) lassen neuerlich einen Allzeit-Höchststand erwarten. Verunsicherung auf internationalen Märkten, unter anderem bedingt durch die angespannte Situation in der Ukraine sowie die damit verbundenen Wirtschaftssanktionen gegen Russland verhindern ein stärkeres Wachstum.
Fachkräfte gesucht - und immer schwerer gefunden
Bereits zum dritten Mal wurde die Beschäftigungs- und Arbeitsmarktprognose um den Human Resources Forecast, eine repräsentative Umfrage des Instituts bmm unter den Personalverantwortlichen der 100 größten steirischen Arbeitgeber aus Industrie, Gewerbe und Handel ergänzt. Rund 60 Prozent der befragten Unternehmen werden ihren Beschäftigungsstand in den nächsten sechs Monaten unverändert halten. Ein Viertel will zusätzliche Fachkräfte aufnehmen, insgesamt suchen die betreffenden Unternehmen 734 neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Weniger zuversichtlich sind die Human-Resources-Manager, wenn es um die Frage geht, auf dem Arbeitsmarkt genügend Mitarbeiter mit den erforderlichen Qualifikationen zu finden. Mehr als zwei Drittel der Befragten sehen einen Fachkräftemangel. Insbesondere in Verkauf, Produktentwicklung, Forschung und Entwicklung und Produktion sei es schwer, geeignete Leute zu finden.
Persönliches Auftreten wichtigstes Auswahlkriterium
In 97 Prozent der befragten Unternehmen gilt das persönliche Auftreten bei Bewerbungsgesprächen als wichtigstes Kriterium bei der Auswahl neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Knapp gefolgt von einer soliden Grundausbildung (96 Prozent) und der laufenden fachlichen Weiterbildung (94 Prozent) der Bewerber. Die praktischen Erfahrungen und die abgeschlossene Fachausbildung folgen mit 93 bzw. 92 Prozent. "Ohne das entsprechende Auftreten und eine überzeugende persönliche Präsentation haben es auch gut ausgebildete Bewerber schwer, einen guten Job zu bekommen", weiß die Trendforscherin Claudia Brandstätter-Kobalt. Je höher die befragten Unternehmen ein Auswahlkriterium einschätzen, desto höher ist auch der Anteil der dort georteten Defizite bei Bewerberinnen und Bewerbern. Bei 71 Prozent, also fast drei Viertel der Betriebe, entspricht der persönliche Auftritt bei Bewerbungsgesprächen nicht den Erwartungen, 65 Prozent sehen Mängel bei der Grundausbildung.
Differenziert beurteilen die Arbeitgeberbetriebe die Eignung von Ausbildungswegen als beruflicher
Basis. Die Lehre übertrifft mit 98 Prozent (Nennungen "sehr gut" und "gut") sogar das Uni- oder FH-Studium (94 bzw. 93 Prozent), während hier die Matura mit 54 Prozent guter oder sehr guter Eignung deutlich abgeschlagen zurückliegt.
Die meisten Verbesserungswünsche der HR-Manager an das Bildungssystem beziehen sich übrigens auf die Grundschulausbildung und die Praxisnähe des Unterrichts.
Rasche Steuerreform und Maßnahmen für Wachstum
Trotz steigender Beschäftigungszahlen wächst auch die Zahl der beim AMS vorgemerkten Personen. 2014 sind im Jahresschnitt rund 51.000 Personen in der Steiermark arbeitslos oder in Schulung, um 7,1 Prozent oder 3.400 Personen mehr als im Vorjahr. Auch 2015 wird die Arbeitslosigkeit weiter wachsen, allerdings in geringerem Ausmaß. Die Experten von Joanneum Research erwarten einen Zuwachs von 3,7 Prozent im Jahresschnitt. Die steigende Arbeitslosigkeit betrifft zwar alle Bevölkerungsgruppen, am stärksten aber Personen mit niedrigem Bildungsniveau oder Migrationshintergrund.
Abschließend kann daher festgestellt werden, dass durch die Zielsetzungen und Kernstrategien der Wirtschaftsstrategie Steiermark 2020 nicht nur Förderungsmöglichkeiten für innovationsorientierte Unternehmen sondern vielmehr Rahmenbedingungen für wirtschaftliche Prosperität, Standortentwicklung und Exportorientierung geschaffen werden. Die entsprechende Unterlage "Human Resources Forecast 2015 mit WIBIS Beschäftigungs- und Arbeitsmarktprognose 2015" bildet einen integrierenden Bestandteil dieses Antrags.
Beschluss der Steiermärkischen Landesregierung vom 18. Dezember 2014.
bildende "Human Resources Forecast 2015 mit WIBIS Beschäftigungs- und Arbeitsmarktprognose 2015" wird zur Kenntnis genommen.