LANDTAG STEIERMARK
XVII. GESETZGEBUNGSPERIODE


EZ/OZ: 360/14

Unselbstständiger Entschließungsantrag (§ 51 GeoLT)

freigegeben am 16.09.2019, 15:29:28


Landtagsabgeordnete(r): LTAbg. Liane Moitzi (FPÖ), LTAbg. Christian Cramer (FPÖ), LTAbg. Erich Hafner (FPÖ), LTAbg. Dipl.-Ing. Gerald Deutschmann (FPÖ), LTAbg. Mag. Stefan Hermann (FPÖ), LTAbg. Herbert Kober (FPÖ), LTAbg. Helga Kügerl (FPÖ), LTAbg. Mario Kunasek (FPÖ), Dritter Landtagspräsident Dr. Gerhard Kurzmann (FPÖ), LTAbg. Arnd Meißl (FPÖ), LTAbg. Albert Royer (FPÖ), LTAbg. Dipl.-Ing. Hedwig Staller (FPÖ), LTAbg. Marco Triller, BA MSc (FPÖ), LTAbg. Günter Wagner (FPÖ)
Regierungsmitglied(er): Landesrätin MMag. Barbara Eibinger-Miedl, Landesrätin Mag. Ursula Lackner, Landesrat Anton Lang
Zu Tagesordnungspunkt 15

Betreff:
Jugendlandtag 2019: Abwanderung aus dem ländlichen Raum stoppen, Online-Plattform für die Arbeitssuche und Sportförderung an Schulen etablieren

Ein wesentlicher Aspekt freiheitlicher Jugendpolitik ist die Heranführung von Jugendlichen und deren Entwicklung zu aufgeklärten, unabhängigen und mündigen Staatsbürgern. Diese sollen mit allen Kenntnissen und Fähigkeiten ausgestattet sein, um in einer vielfältigen Gesellschaft als charakterlich gefestigte, freie Menschen bestehen zu können. Deshalb ist es Aufgabe der Politik, für diesen Entwicklungsprozess den Jugendlichen optimale Rahmenbedingungen zu ermöglichen. Die Etablierung von angemessenen Möglichkeiten zur Teilhabe an demokratischen Prozessen innerhalb der Gesellschaft darf hierbei nicht vernachlässigt werden. Die Handlungsmaxime muss dabei stets lauten, Politik nicht nur für, sondern vor allem auch mit Jugendlichen zu machen.

In diesem Zusammenhang ist der Jugendlandtag 2019 zu nennen, der eindrucksvoll das politische Interesse der steirischen Jugend darlegte und Gelegenheit bot, jugendrelevante Themen auf das Tapet zu bringen.

Neben dem im Zuge der Landtagssitzung vom 17. September 2019 zu behandelnden Bericht von „beteiligung.st“, der detailliert die Zielsetzung, den Ablauf, die Begleitung und Nachbearbeitung des Jugendlandtags sowie die Anträge der Jugendlichen enthält, ist es der FPÖ ein Anliegen, zumindest einige ausgewählte Punkte direkt zur Abstimmung zu bringen. Bei der Fülle an sinnvollen und interessanten Anträgen kann dabei selbsterklärend niemals ein Anspruch auf Vollständigkeit erfolgen.

In mehreren Anträgen des Jugendlandtages 2019 wurde die Abwanderung aus den ländlichen Regionen, die Notwendigkeit einer Onlineplattform mit Informationen zu Jobs sowie freien Betreuungs- und Ausbildungsplätzen sowie die Sportförderung an Schulen thematisiert.

Durch die sogenannte Landflucht ergeben sich massive Verschiebungen im Bevölkerungsaufbau. Die Prognose für das Jahr 2030 geht davon aus, dass 63 Prozent der steirischen Gemeinden von einer rückläufigen Bevölkerungsentwicklung betroffen sein werden. Vor allem das Vorhandensein entsprechender Ausbildungs- und Arbeitsplätze ist ein entscheidendes Motiv für die Wahl des Wohnstandortes. Der Entscheidung für eine ländliche Gemeinde liegen aber auch wirtschaftliche Überlegungen zugrunde, ob passender und leistbarer Wohnraum vorhanden ist, ob es einen geeigneten Baugrund gibt oder wie weit man zum Arbeitsplatz pendeln muss. Die Verkehrsanbindung, die Versorgung mit Gütern und Dienstleistungen des täglichen Bedarfs sowie Einkaufsmöglichkeiten vor Ort bilden wichtige Entscheidungsfaktoren. Für Mütter stellen insbesondere die Qualität der Kinderbetreuung und das Vorhandensein entsprechender Freizeitmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche essenzielle Kriterien dar. Ein dementsprechendes Maßnahmenpaket wäre daher dringend erforderlich, um der Abwanderung effektiv entgegenwirken zu können.

Viele Studien belegen die Unzufriedenheit von Jugendlichen mit der angebotenen Berufsorientierung. Dies zeigt die Notwendigkeit, Maßnahmen zu setzen. Eine davon könnte die – wie im Jugendlandtagsantrag „Unsere ländlichen Regionen attraktiv gestalten“ angesprochen – Etablierung eines landesweiten Onlineportals sein, wo sich junge, arbeitssuchende Menschen einen Überblick über vorhandene Arbeitsmöglichkeiten im ländlichen Raum verschaffen können. Je früher man Jugendlichen die Möglichkeit bietet, sich einen Einblick in die Berufswelt zu verschaffen, desto mehr Vorteile ergeben sich daraus. So kann schon vorzeitig festgestellt werden, ob die Vorstellungen junger Menschen und auch von Unternehmen mit der Realität übereinstimmen. Neben der Minimierung von beruflichen Fehlentscheidungen kann eine umfangreiche Information dazu beitragen, dass Jugendliche weitere Berufs- und Ausbildungsfelder ins Auge fassen, an die sie aufgrund ihres privaten Umfeldes überhaupt nicht gedacht hätten.

Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) stellt körperliche Betätigung ein grundlegendes Mittel zur Verbesserung der physischen und mentalen Gesundheit der Menschen dar. Sowohl die WHO als auch der Fonds Gesundes Österreich (FGÖ) empfehlen, täglich mindestens 60 Minuten mit mittlerer Intensität aktiv zu sein. Immer mehr Kinder und Jugendliche leiden an Bewegungsmangel. Laut Ernährungswissenschaftern ist mittlerweile jedes dritte Kind in Österreich übergewichtig. Die Anzahl von Heranwachsenden mit Koordinationsschwierigkeiten und Haltungsproblemen nimmt immer mehr zu. Mangelnde Bewegung ist die Ursache für viele chronische Krankheitsbilder.

40 Prozent der Kinder, die von Fettleibigkeit betroffen sind, weisen diese Symptome auch im hohen Lebensalter auf. Fakt ist, dass der Anteil an übergewichtigen Kindern in Schulen ohne Turnsaal signifikant höher ist als in Schulen mit entsprechender Sportinfrastruktur. Unsere politische Verantwortung ist es daher, die Bewegung unserer Kinder und Jugendlichen von klein auf zu fördern. Angesichts des steigenden Bewegungsmangels ist es notwendig, entsprechende Maßnahmen im Sinne der Gesundheit unserer Jugend zu setzen. Durch die tägliche Turnstunde können die geistigen, körperlichen und sozialen Fähigkeiten der Schüler gestärkt und eine gesunde nachhaltige Lebensführung angeregt werden. Auch im türkis-blauen Regierungsprogramm war eine bundesweite Umsetzung der täglichen Bewegungseinheit für alle Kinder in öffentlich finanzierten Betreuungseinrichtungen – vom Kleinkind bis zum Ende der Schulpflicht – vorgesehen. Es wäre ein starkes Signal des Landtags Steiermark und im Sinne der Gesundheit der steirischen Kinder und Jugendlichen, wenn es hierzu ein eindeutiges Bekenntnis geben würde.


Es wird daher der

Antrag

gestellt:

Der Landtag wolle beschließen:

Die Landesregierung wird aufgefordert,

  1. einen Bericht zu erstellen, in dem die bisher umgesetzten Maßnahmen zur Eindämmung der Landflucht junger Menschen in den Bereichen Atmosphärisches und Identifikationsbildung, Freizeitgestaltung und Ehrenamt, Mobilität, Versorgungsqualität und Organisation des täglichen Lebens, Wohnraum, Ausbildung, Arbeitsplatz und Weiterbildung sowie Partnerschaft, Familie und Kinderbetreuung evaluiert und dem Landtag zur Kenntnis gebracht werden,
  2. ein landesweites Onlineportal zu etablieren, womit sich junge, arbeitssuchende Menschen einen Überblick über vorhandene Arbeits- und Ausbildungsmöglichkeiten im ländlichen Raum verschaffen sowie über die Berufsbilder informieren können und
  3. an die Bundesregierung mit der Forderung heranzutreten, die „tägliche Turnstunde“ umzusetzen sowie die Einführung eines schulübergreifenden Wahlsystems, das verschiedene Sportarten ermöglicht, zu prüfen.

Unterschrift(en):
LTAbg. Liane Moitzi (FPÖ), LTAbg. Christian Cramer (FPÖ), LTAbg. Dipl.-Ing. Gerald Deutschmann (FPÖ), LTAbg. Erich Hafner (FPÖ), LTAbg. Mag. Stefan Hermann (FPÖ), LTAbg. Herbert Kober (FPÖ), LTAbg. Mario Kunasek (FPÖ), Dritter Landtagspräsident Dr. Gerhard Kurzmann (FPÖ), LTAbg. Arnd Meißl (FPÖ), LTAbg. Albert Royer (FPÖ), LTAbg. Dipl.-Ing. Hedwig Staller (FPÖ), LTAbg. Marco Triller, BA MSc (FPÖ), LTAbg. Günter Wagner (FPÖ)