EZ/OZ: 3531/1
Selbstständiger Antrag von Abgeordneten (§ 21 GeoLT)
eingebracht am 20.08.2019, 11:33:05
Landtagsabgeordnete(r): LTAbg. Sandra Krautwaschl (Grüne), LTAbg. Dipl.-Ing.(FH) Lara Köck (Grüne), LTAbg. Lambert Schönleitner (Grüne)
Fraktion(en): Grüne
Zuständiger Ausschuss: Umwelt
Regierungsmitglied(er): Landesrat Anton Lang, Landesrat Johann Seitinger
Betreff:
Pestizide auf Spielplätzen
Eine internationale Gruppe von Forscherinnen und Forschern, der auch der österreichische Pestizid-Experte und Ökologe an der Wiener Universität für Bodenkultur Assoz.-Prof. Dr. Johann G. Zaller angehört, veröffentlichte am 8. Mai 2019 eine Studie im Auftrag des Pesticide Action Network Europe mit dem Titel „Pesticide contamination and associated risk factors at public playgrounds near intensively managed apple and wine orchards“ („Verunreinigungen mit Pestizid und damit verbundene Risikofaktoren auf öffentlichen Spielplätzen in der Nähe von intensiv bewirtschafteten Apfel- und Weingärten“). Im Rahmen der Studie wurden 71 Kinderspielplätze in Südtirol auf eine mögliche Kontamination durch Spritzmittel geprüft, indem Grasproben gesammelt und auf Rückstände von 315 verschiedenen Arten von Pestiziden getestet wurden.
Beinahe die Hälfte der Spielplätze (45 %) war mit zumindest einem Pestizid verunreinigt, ein Viertel (24 %) mit mehr als einem Pestizid. Insgesamt wurden 12 verschiedene Arten von Pestiziden auf diesen Spielplätzen gefunden, von denen 11 als hormonell wirksam gelten und zu Krankheiten wie Diabetes oder Krebs beitragen können. In mehreren Fällen wurden die in der EU geltenden Grenzwerte für pestizid-belastetes Obst und Gemüse überschritten, teils sogar um das bis zu 26-fache. Die Pestizid-Konzentration war besonders an jenen Spielplätzen hoch, die sich in unmittelbarer Nähe von stark bewirtschafteten Wein- und Obstanbaugebieten befanden. Niederschlag, Wind und Sonneneinstrahlung haben demnach Einfluss auf das Ausmaß der Pestizid-Rückstände, die von Kindern auf Spielplätzen eingeatmet werden und mit denen sie in Berührung kommen. Im Rahmen der Studie wird vor einer Abdrift von Pestiziden durch Wind von über 300 m gewarnt.
Kinder sind besonders anfällig für die in Pestiziden enthaltenen hormonaktiven Substanzen, da diese Stoffe, wenn sie in den Körper gelangen, bereits in geringsten Mengen durch Veränderung des Hormonsystems die Gesundheit schädigen können. Die WHO sieht es als erwiesen an, dass diese hormonaktiven Substanzen („endokrine Disruptoren“) beim Menschen zur Entstehung von Krebserkrankungen, Diabetes, Unfruchtbarkeit, neuronalen Entwicklungsstörungen und neurologischen, neurodegenerativen und psychischen Erkrankungen beitragen.
Die Autorinnen und Autoren der Studie weisen darauf hin, dass die Prüfung der Spielplätze zu Beginn der Pflanzenwachstumszeit durchgeführt wurde und es daher wahrscheinlich erscheint, dass sich die Pestizid-Konzentration auf Spielplätzen mit fortlaufendem Pflanzenwachstum und intensiverer Schädlingsbekämpfung bis zur Ernte erhöht. Sie empfehlen Schutzmaßnahmen für Flächen wie Kinderspielplätze, die zwar nicht direkt Zielfläche des Pestizideinsatzes sind, aber an derartige Flächen angrenzen oder sich in unmittelbarer Nähe befinden. Zu diesen Maßnahmen zählt auch ein Pestizid-Monitoring auf öffentlichen Spielplätzen in Gebieten mit intensiver Landwirtschaft.
Aufgrund der besorgniserregenden Ergebnissen dieser Studie ist auch in der Steiermark ein regelmäßiges Monitoring von Spielplätzen vor allem in der Nähe von Wein- und Obstanbaugebieten unumgänglich, um zum Schutz der Kinder sicherzustellen, dass die Kontamination von Spielplätzen mit gesundheitsschädlichen Pestiziden hintangehalten wird.
Es wird daher der
Antrag
gestellt:
Der Landtag wolle beschließen:
Die Landesregierung wird aufgefordert,
- stichprobenartig zu prüfen, inwieweit Spielplätze in der Steiermark im Nahbereich von Wein- und Obstanbaugebieten mit Pestiziden verunreinigt sein könnten,
- den steirischen Gemeinden ein Monitoring von Spielplätzen in ihrem Gemeindegebiet betreffend die Belastung mit Pestiziden anzubieten und sie in fachlicher und finanzieller Hinsicht zur Gänze zu unterstützen, sowie
- ausgehend von den Ergebnissen der Studie „Pesticide contamination and associated risk factors at public playgrounds near intensively managed apple and wine orchards“ den steirischen Gemeinden, Schulen, Kinderbetreuungseinrichtungen, Wohnbaugesellschaften und sonstigen EigentümerInnen von öffentlich zugänglichen Spielplätzen Informationen über die Problematik und Gesundheitsgefährdung von mit Pestiziden belasteten Spielplätzen bereitzustellen.
Unterschrift(en):
LTAbg. Sandra Krautwaschl (Grüne), LTAbg. Dipl.-Ing.(FH) Lara Köck (Grüne), LTAbg. Lambert Schönleitner (Grüne)