LANDTAG STEIERMARK
XVII. GESETZGEBUNGSPERIODE


EZ/OZ: 2111/1

Selbstständiger Antrag von Abgeordneten (§ 21 GeoLT)

eingebracht am 29.12.2017, 09:14:33


Landtagsabgeordnete(r): LTAbg. Liane Moitzi (FPÖ), LTAbg. Christian Cramer (FPÖ), LTAbg. Dipl.-Ing. Gerald Deutschmann (FPÖ), LTAbg. Erich Hafner (FPÖ), LTAbg. Herbert Kober (FPÖ), LTAbg. Anton Kogler (FPÖ), LTAbg. Helga Kügerl (FPÖ), Dritter Landtagspräsident Dr. Gerhard Kurzmann (FPÖ), LTAbg. Albert Royer (FPÖ), LTAbg. Andrea Michaela Schartel (FPÖ), LTAbg. Dipl.-Ing. Hedwig Staller (FPÖ), LTAbg. Marco Triller, BA MSc (FPÖ)
Fraktion(en): FPÖ
Zuständiger Ausschuss: Bildung
Regierungsmitglied(er): Landesrätin Mag. Ursula Lackner

Betreff:
Adaptierung des StKBBG sowie des StKBFG und Erhebung der Anzahl von Kindern mit nichtdeutscher Muttersprache in steirischen Kindergärten gegliedert nach Standorten

Von Jahr zu Jahr erhöht sich die Anzahl der Kinder mit nichtdeutscher Muttersprache in Österreichs Kindergärten und Schulen. Für jeden fünften Schüler in der Steiermark ist im aktuellen Schuljahr Deutsch eine Fremd- bzw. Zweitsprache, in Graz haben bereits mehr als die Hälfte der Kinder eine andere Muttersprache als Deutsch. In den Stadtbezirken stellt der Anteil von fremdsprachigen Volksschülern einen erschreckend hohen Wert dar. So liegt dieser in den Bezirken Gries und Lend bereits bei rund 92 Prozent, in Eggenberg, Gösting und Jakomini beträgt der Anteil über 70 Prozent und auch im Bezirk Innere Stadt liegt dieser bereits bei knapp 60 Prozent. Die Anzahl von Kindern mit nichtdeutscher Muttersprache ist allerdings auch in anderen steirischen Städten und Gemeinden teilweise stark steigend. (Quelle: Anfragebeantwortung durch Landesrätin Ursula Lackner vom 13.12.2017, EZ 1958/2)

Auch der Anteil der Kindergartenkinder mit anderer Muttersprache als Deutsch ist seit Jahren im Steigen begriffen. Der Gesamtüberblick über die Steiermark zeigt einen Anteil von rund 17 Prozent an Kindern nichtdeutscher Muttersprache im Kindergartenjahr 2016/17. (Quelle: Anfragebeantwortung durch Landesrätin Ursula Lackner vom 27. Juni 2017, EZ 1653/2) Die Daten des aktuellen Kindergartenjahres 2017/18 sind derzeit noch nicht verfügbar, wie die Anfragebeantwortung vom 18. Dezember 2017 (EZ 1967/2) belegt. Laut Landesrätin Ursula Lackner ist „eine tiefergehende Auswertung der Daten gegliedert nach Standorten […] weder für die Meldung an die Statistik Austria, noch zur Abwicklung der Förderungen seitens des Landes Steiermark vorhanden“. Allerdings kann angenommen werden, dass sich die Situation in Kindergärten ähnlich problematisch darstellt wie in den steirischen Pflichtschulen. In städtischen Betreuungseinrichtungen dürfte der Anteil von Kindern nichtdeutscher Muttersprache – ähnlich wie in Schulen im urbanen Raum – bei weitem höher liegen. Aus diesem Grund erscheint es sinnvoll, die von den Kindergärten eingespeisten Daten auch standortbezogen wiederzugeben und zu veröffentlichen.

Aus der Beantwortung der Schriftlichen Anfrage der FPÖ betreffend „Kinder mit nichtdeutscher Muttersprache in steirischen Kindergärten und Maßnahmen zur Sprachintegrationsförderung“ vom 18. Dezember 2017 (EZ 1967/2) geht hervor, dass der Anteil an Kindern mit nichtdeutscher Muttersprache gegliedert nach Standorten nicht vorliegt, „weil das Steiermärkische Kinderbildungs- und -betreuungsgesetz und Steiermärkische Kinderbetreuungsförderungsgesetz bei der Sprachförderung nicht über Herkunft, Muttersprache, Aufenthaltsstatus unterscheidet. Vielmehr richtet sich die Sprachförderung an alle Kinder, die einen Sprachförderbedarf (Sprachstandsfeststellung) haben und umfasst sowohl Kinder deutscher als auch Kinder nicht deutscher Muttersprache.“

Nachdem bei der Sprachförderung, welche auf der Vereinbarung gemäß Artikel 15a B-VG über die frühe sprachliche Förderung in institutionellen Kinderbetreuungseinrichtungen basiert, nicht zwischen der Muttersprache und Herkunft der Kinder unterschieden wird, erfahren alle Kinder – egal ob deutscher oder nichtdeutscher Muttersprache – dieselben Sprachförderungsmaßnahmen. Die Praxis zeigt allerdings, dass diese Maßnahmen in die völlig falsche Richtung gehen. So wurden in letzter Zeit vermehrt Fälle in Kindergärten bekannt, in denen auch heimische Kinder Sprachen wie Türkisch, Rumänisch oder Serbisch/Bosnisch/Kroatisch mit den fremdsprachigen Kindern in ihrer Gruppe mitlernen mussten. Vor dem Hintergrund, dass die Sprachfrühförderung in Kindergärten immer häufiger als „Türkisch-Unterricht“ oder Unterricht in anderen Fremdsprachen zweckentfremdet wird, ist es nicht nachvollziehbar, dass auch österreichische Kinder angehalten sind, daran teilzunehmen. In diesen für die Sprachförderung vorgesehenen Einheiten wird oftmals nicht Deutsch gelernt, sondern eben eine Fremdsprache. Dies widerspricht allerdings dem ursprünglichen Zweck der frühen sprachlichen Förderung. Ziel ebendieser ist nämlich die Verbesserung der Kenntnisse der Unterrichtssprache Deutsch, sodass alle Kinder beim Eintritt in die erste Schulstufe der Volksschule die deutsche Sprache möglichst beherrschen.

Um auf die derzeitigen Umstände und Entwicklungen in steirischen Kindergärten reagieren zu können, ist es wichtig, auch genaue Kenntnis über den Anteil von Kindern mit nichtdeutscher Muttersprache in den jeweiligen Betreuungseinrichtungen zu haben. Folglich soll bei der Sprachförderung auch zwischen den jeweiligen Erstsprachen der Kinder unterschieden werden. Zu diesem Zweck sind das Steiermärkische Kinderbildungs- und -betreuungsgesetz (StKBBG) und das Steiermärkische Kinderbetreuungsförderungsgesetz (StKBFG) insofern zu adaptieren, als entsprechende Kategorien zur Differenzierung von bestimmten Gruppenmerkmalen wie Herkunft, Muttersprache und Aufenthaltsstatus geschaffen werden müssen. Folglich kann, basierend auf dieser Novelle, nicht nur der Anteil von Kindern mit nichtdeutscher Muttersprache in steirischen Kinderbetreuungseinrichtungen gesamt, sondern auch standortbezogen erhoben und statistisch aufbereitet werden.


Es wird daher der

Antrag

gestellt:

Der Landtag wolle beschließen:

Die Landesregierung wird aufgefordert,

  1. eine Novelle des Steiermärkischen Kinderbildungs- und -betreuungsgesetzes sowie des Steiermärkischen Kinderbetreuungsförderungsgesetzes auszuarbeiten, sodass bei der Sprachförderung nach Herkunft, Muttersprache und Aufenthaltsstatus unterschieden wird,

  2. die Anzahl der Kinder mit nichtdeutscher Muttersprache in steirischen Kindergärten gegliedert nach Standorten statistisch zu erfassen und

  3. dem Landtag darüber Bericht zu erstatten.


Unterschrift(en):
LTAbg. Liane Moitzi (FPÖ), LTAbg. Christian Cramer (FPÖ), LTAbg. Dipl.-Ing. Gerald Deutschmann (FPÖ), LTAbg. Erich Hafner (FPÖ), LTAbg. Herbert Kober (FPÖ), LTAbg. Anton Kogler (FPÖ), LTAbg. Helga Kügerl (FPÖ), Dritter Landtagspräsident Dr. Gerhard Kurzmann (FPÖ), LTAbg. Albert Royer (FPÖ), LTAbg. Andrea Michaela Schartel (FPÖ), LTAbg. Dipl.-Ing. Hedwig Staller (FPÖ), LTAbg. Marco Triller, BA MSc (FPÖ)