LANDTAG STEIERMARK
XVII. GESETZGEBUNGSPERIODE


EZ/OZ: 1910/1

Selbstständiger Antrag von Abgeordneten (§ 21 GeoLT)

eingebracht am 21.09.2017, 15:10:10


Landtagsabgeordnete(r): LTAbg. Sandra Krautwaschl (Grüne), LTAbg. Lambert Schönleitner (Grüne), LTAbg. Dipl.-Ing.(FH) Lara Köck (Grüne)
Fraktion(en): Grüne
Zuständiger Ausschuss: Soziales
Regierungsmitglied(er): Landesrätin Mag. Doris Kampus

Betreff:
Systemumstellung in der Kinder- und Jugendhilfe

Die Kinder- und Jugendhilfe in der Steiermark wird derzeit neu geordnet, wobei sich die Bezirke bei der grundlegenden Systemumstellung zwischen zwei Fachkonzepten entscheiden können: Zur Wahl stehen das Modell „Sozialraumorientierung" und das Modell „Case Management“. In den Bezirken Voitsberg und Bruck/Mürzzuschlag erfolgte die Systemumstellung im Juli 2015, in Leibnitz und Graz Umgebung nach einer dreimonatigen Übergangsphase im April 2016, inzwischen sind weitere Bezirke dazugekommen. Es ist geplant, die Umsetzung bis 2020 in allen Bezirken abzuschließen.

Das Konzept der Sozialraumorientierung in Graz galt als Probelauf für die Systemumstellung im Jugendwohlfahrtbereich des Landes Steiermark. Die Stadt wurde in "Sozialräume" aufgeteilt, in denen "passgenaue" Hilfen für KlientInnen entwickelt werden sollten. Dafür gab es viel Kritik, etwa dass das Modell der Sozialraumorientierung keine qualitative Weiterentwicklung sei, sondern letztlich eine budgetgetriebene Strategie, um mit vermeintlich „sozialräumlichen“ Methoden die stark ansteigenden Kosten zu reduzieren bzw. zu deckeln.

Die Evaluierung des Grazer Sozialraumkonzepts, die von Anfang an Teil des Projekts war, wurde der FH Joanneum wegen Auffassungsunterschieden entzogen. Die durch ein anderes Institut durchgeführte Evaluierung hält einer fachlich-pädagogischen Bewertung nicht stand. Es fehlt daher nach wie vor eine seriöse wissenschaftliche Begleitung und Aufarbeitung der Ergebnisse der Sozialraumorientierung in Graz.

Es ist daher wichtig, die beiden nun auf Case Management umgestellten Bezirke, Bruck-Mürzzuschlag und Voitsberg, seriös und so rasch wie möglich zu evaluieren, um entscheiden zu können, ob ergänzender Handlungsbedarf besteht und/oder gegebenenfalls gegengesteuert werden muss. In der Stellungnahme zum diesbezüglichen Antrag der Grünen hält die Landesregierung fest:

„Eine Evaluation der Systemumstellung soll Erkenntnisse zum Regelbetrieb der Umsetzung des Rahmen- und Fachkonzeptes bringen. Das setzt jedoch voraus, dass die wichtigsten Eckpunkte des Rahmenkonzeptes im jeweiligen Bezirk in der Praxis über einen aussagekräftigen Zeitraum (zumindest zwei Jahre) angewendet werden. Erst dann ist eine Evaluation sinnvoll und kann für die Weiterentwicklung brauchbare Erkenntnisse liefern.“

Daher wird die Forderung nach einer Evaluierung erneut eingebracht.


Es wird daher der

Antrag

gestellt:

Der Landtag wolle beschließen:

Die Landesregierung wird aufgefordert, die beiden „Modell“-Bezirke für die Umstellung der Kinder- und Jugendhilfe, Bruck-Mürzzuschlag und Voitsberg, extern und ergebnisoffen auf Basis wissenschaftlicher Methoden der Sozialforschung evaluieren zu lassen und dabei insbesondere zu klären, wie sich die Qualität der Betreuung und die Anzahl der Betreuten sowie die Arbeitsbedingungen der SozialarbeiterInnen entwickelt haben.


Unterschrift(en):
LTAbg. Sandra Krautwaschl (Grüne), LTAbg. Lambert Schönleitner (Grüne), LTAbg. Dipl.-Ing.(FH) Lara Köck (Grüne)