LANDTAG STEIERMARK
XVII. GESETZGEBUNGSPERIODE


EZ/OZ: 2763/1

Selbstständiger Antrag von Abgeordneten (§ 21 GeoLT)

eingebracht am 03.10.2018, 15:24:30


Landtagsabgeordnete(r): Dritter Landtagspräsident Dr. Gerhard Kurzmann (FPÖ), LTAbg. Christian Cramer (FPÖ), LTAbg. Dipl.-Ing. Gerald Deutschmann (FPÖ), LTAbg. Erich Hafner (FPÖ), LTAbg. Mag. Stefan Hermann (FPÖ), LTAbg. Herbert Kober (FPÖ), LTAbg. Anton Kogler (FPÖ), LTAbg. Helga Kügerl (FPÖ), LTAbg. Arnd Meißl (FPÖ), LTAbg. Liane Moitzi (FPÖ), LTAbg. Albert Royer (FPÖ), LTAbg. Dipl.-Ing. Hedwig Staller (FPÖ), LTAbg. Marco Triller, BA MSc (FPÖ), LTAbg. Günter Wagner (FPÖ)
Fraktion(en): FPÖ
Zuständiger Ausschuss: Wirtschaft
Regierungsmitglied(er): Landesrat Mag. Christopher Drexler

Betreff:
Aufstellung eines Denkmals für „Trümmerfrauen“ in der Landeshauptstadt Graz

Bereits im Jahr 2005 erstellten steirische Jugendliche eine Film-Doku über den Alltag von Trümmerfrauen, deren schwierige Wohnverhältnisse und die immensen Probleme mit der Nahrungsbeschaffung. Auch die Angst vor russischen Besatzungssoldaten und die tägliche Schwerstarbeit wurden dabei thematisiert. Der „Standard“ berichtete am 16. Dezember 2005 folgendermaßen: „Steirische Jugendliche erstellten Film-Doku in Zusammenarbeit mit der Grazer ARGE Jugend gegen Rassismus und Gewalt Graz - Sie leisteten nach 1945, als viele der eingerückten Ehemänner und Väter noch in Gefangenenschaft waren, die Aufräumarbeit und meisterten den täglichen Existenzkampf in der Nachkriegszeit: die ‚Trümmerfrauen‘. Steirische Jugendliche haben auf Initiative der Grazer ‚ARGE Jugend gegen Rassismus und Gewalt‘ sowie der Grazer Sozial- und Frauenstadträtin Zeitzeuginnen über ihre Erinnerungen interviewt. Das Ergebnis - eine zweiteilige DVD-Edition - wurde Donnerstagabend in Graz präsentiert. Ihr Alltag war bestimmt von den schwierigen Wohnverhältnissen und den immensen Problemen der Nahrungsbeschaffung, aber auch die Angst vor allem vor den russischen Besatzungssoldaten oder die tägliche Schwerstarbeit, ohne die viele Städte lange Zeit Schutthalden geblieben wären. Die persönlichen Erfahrungen der Frauen aus dem Nachkriegsalltag werden jedoch oft nur im Familienkreis weitergegeben. Aus diesem Grund hat sich die Grazer ‚ARGE Jugend gegen Gewalt und Rassismus‘ in einem Oral-History-Projekt gemeinsam mit steirischen Jugendlichen der Tätigkeit dieser Frauen gewidmet. ‚Wir wollten gesprächsbereite Frauen, die ihre Erfahrungen aus der unmittelbaren Nachkriegszeit weitergeben wollen, mit neugierigen Jugendlichen zusammenbringen‘, so Projektleiterin Bettina Ramp. Eingeschult durch das Zeitzeugen-Team der ARGE befragten 20 Jugendliche aus Grazer Gymnasien (BG/BRG Liebenau, BG/BRG Carnerigasse und GIBS) insgesamt acht Zeitzeuginnen der so genannten Wiederaufbaugeneration. ‚Die Frauen haben alles machen müssen‘ und ‚Der Hunger war an der Tagesordnung‘, halten die befragten Frauen in den Interviews fest. Die Ernährungs- und die Wohnungsfrage etwa wurden in den ersten zwei Nachkriegsjahren als prekärer erlebt als selbst im Krieg, geht aus den Schilderungen der Zeitzeuginnen hervor. Die Stadtbevölkerung konnte das noch schwerer bewältigen als die Landbewohner. Schwarzmärkte wie z. B. jener im Grazer Volksgarten und so genannte ‚Hamsterfahrten zum Bauern‘ ergänzten die Nahrungsration auf den Lebensmittelkarten. Aber auch über einschneidende familiäre Auswirkungen des Krieges wird berichtet: Gefallene, Gefangene, Vermisste oder traumatisierte Heimkehrer führten abgesehen von der emotionell belastenden Situation auch zur Veränderung der Frauenrolle und der Familienstrukturen und Spannungen und Konflikte in der Familie waren auf der Tagesordnung. Die ARGE hat bereits im Großprojekt ‚Jugendliche im Dialog mit Zeitzeugen und Historikern über die Erste und Zweite Republik‘ Erfahrungen in der dokumentarischen Arbeit mit Senioren gesammelt. Mehrere Videos sind seit 2002 bereits entstanden.“ (Quelle: https://derstandard.at/2277690/Oral-History-der-Truemmerfrauen)

2006 folgte seitens der damaligen Bundesregierung eine weitere Initiative. So gab Theresia Zierler, unterstützt vom Sozialministerium, ein Buch über die Geschichte der sogenannten „Trümmerfrauen“ heraus. Bundesministerin a.D. Ursula Haubner sprach sogar von einer Entschädigung seitens der Republik: „‚Ich sehe das als moralische Verpflichtung gegenüber jenen Frauen an, die trotz der Belastung und der Schrecken des Krieges unser Land wieder aufgebaut haben. Deshalb war es auch für mich selbstverständlich, dass wir eine Dokumentation über das Leben dieser Frauen in Buchform herausbringen wollen‘, so Haubner. […] Zierler berichtet über die Entstehung des Buches und die vielen menschlichen Momente, die sie im Rahmen ihrer Recherche mit den noch lebenden Betroffenen erfahren durfte. ‚Ich hatte den Eindruck, vielen Frauen ist ein Stein vom Herzen gefallen. Erstmals konnten sie ihre ganz persönliche Schicksalsgeschichte jemanden anvertrauen. Das Leben nach dem schrecklichen Krieg, der Aufbau einer neuen Existenz, die Erziehung der Kinder. Diese Frauen haben dem damals zerstörten Österreich ein neues Gesicht gegeben‘, so Zierler.“ (Quelle: https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20060701_OTS0028/truemmerfrauen-buch-in-graz-von-bundesministerin-haubner-und-autorin-zierler-praesentiert)

Seitdem verliefen viele Anstrengungen, den Trümmerfrauen die notwendige Anerkennung teilwerden zu lassen, ins Leere. In Wien bemühte man sich seit Jahren um die Aufstellung eines Denkmals, doch die SPÖ-geführte Landesregierung weigerte sich, entsprechend unterstützend einzuwirken. Ganz im Gegenteil, man torpedierte hier sämtliche Bemühungen seitens der Freiheitlichen. Doch mit Unterstützung der türkis-blauen Bundesregierung gelang es nun einer Privatinitiative, endlich die Verwirklichung sicherzustellen. Die Zeitschrift „News“ berichtete am 1. Oktober 2018 wie folgt: „Auf Initiative des FPÖ-nahen Cajetan-Felder-Instituts wird am Montag in Wien ein Denkmal für sogenannte ‚Trümmerfrauen‘ enthüllt. Das auf Privatgrund stehende Denkmal soll an den Einsatz der Frauen beim Wiederaufbau während und nach dem Zweiten Weltkrieg erinnern, wie Instituts-Präsident Walter Prinz und Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ), der als Festredner agiert, ausführten. Strache nahm auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Prinz und Bildhauer Magnus Angermeier zu der für den Nachmittag (16 Uhr) geplanten Denkmal-Enthüllung auf der Mölker Bastei Stellung. Bereits seit dem Jahr 1986 habe es Initiativen der Freiheitlichen im Wiener Landtag bzw. Gemeinderat gegeben, ein entsprechendes Denkmal zu initiieren, sagte Strache. Leider sei dies - bis zum heutigen Tag - nicht gelungen, was ‚enttäuschend‘ sei. Es sei oft der Eindruck entstanden, ‚es wird bewusst von der Stadtregierung torpediert‘, meinte er. Wie Prinz ausführte, waren seitens des Instituts ursprünglich andere Standorte, etwa der Helmut-Zilk-Park beim Hauptbahnhof für ein (kleineres) Denkmal angedacht. Von der Stadt Wien (MA 42) sei dies aber mit der Begründung, dort sei kein Platz, abgelehnt worden. Schließlich sei es der ‚rettenden Aktion des Herrn Vizekanzlers‘ zu verdanken gewesen, der den Liegenschaftseigentümer (Sigmund Kahlbacher) des nunmehrigen Standortes vermittelt habe. Der Grundstückseigner sei es auch, der die Kosten von rund 60.000 Euro trage. […] Der FPÖ-Chef hob die Leistung der Trümmerfrauen hervor, diese hätten zu Tausenden in ganz Österreich, ‚buchstäblich mit bloßen Händen‘ Trümmer und Schutt beseitigt und das ‚unter unvorstellbaren Bedingungen‘. Daher sei es eine ‚große Freude‘ am Nachmittag das Denkmal zu enthüllen. ‚Wir werden ein würdiges Denkmal setzen‘, so Strache. Von einer ‚großen Ehre und Freude, dass ich dieses Denkmal habe machen dürfen‘, sprach Bildhauer Angermeier. Die von ihm geschaffene weibliche Figur stehe nicht nur für die Trümmerfrauen, sondern für die Frauen an sich, denn diese seien es zu einem großen Teil stets gewesen, die unter Kriegen zu leiden haben, sagte er. Bei dem Festakt am Nachmittag mit dabei sein werden neben Strache unter anderem auch eine ‚Trümmerfrau‘, der emeritierte St. Pöltner Bischof Klaus Küng, Vertreter der evangelischen Kirche sowie weitere Vertreter der Bundesregierung.“ (Quelle: https://www.news.at/a/strache-enthuellt-denkmal-fuer-truemmerfrauen-in-wien-10379714)

Über die Enthüllung, an der neben dem Vizekanzler auch die Minister Mario Kunasek, Norbert Hofer, Herbert Kickl und Beate Hartinger-Klein, Staatssekretär Herbert Fuchs sowie die Dritte Nationalratspräsidentin Anneliese Kitzmüler teilnahmen, berichtete die „Kronen Zeitung“ am Abend des 1. Oktobers 2018, wobei auch auf kritische Stimmen eingegangen wurde: „‚Ich kann das nur schwer nachvollziehen.‘ Er [Strache, Anm.] verwies u.a. auf die ehemalige DDR, auch dort seien die Leistungen der ‚Trümmerfrauen‘ gewürdigt worden. Die betroffenen Frauen seien natürlich immer Opfer von Kriegen gewesen und in der Regel nicht an den Taten des NS-Regimes beteiligt gewesen - mit Ausnahme der einen oder anderen NSDAP-Mitgliedschaft, wie Strache sagte. ‚Die Masse aber waren Opfer.‘ […] (Quelle: https://www.krone.at/1781055)

Nachdem nun in der Bundeshauptstadt endlich ein Denkmal die aufopferungsvolle und selbstlose Arbeit der Trümmerfrauen würdigt, ist es an der Zeit, diese Lücke auch in der Steiermark zu schließen, zumal die Landeshauptstadt der Grünen Mark eines der Hauptziele alliierter Luftangriffe war und über fünfzigmal bombardiert wurde: „Während des Zweiten Weltkriegs wurde Graz mit der Eröffnung der zweiten alliierten Luftfront am 13. August 1943 laufend überflogen. Die im Raum Foggia stationierten Verbände der 15. US-Luftflotte überflogen für fast alle Einsätze steirisches Gebiet. Von allen österreichischen Städten verzeichnete Graz die meisten Luftangriffe – insgesamt 56, die zwischen dem 25. Februar 1943 und dem 2. April 1945 vor allem bei Tag stattfanden. Dabei wurden rund 29.000 Brand- und Sprengbomben abgeworfen. Hauptziele der Angriffe waren der Hauptbahnhof sowie die großen Industrieanlagen im Westen und Süden der Stadt.“ (Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_von_Graz#Zeit_des_Nationalsozialismus)

Wie bereits Vizekanzler Heinz-Christian Strache ausführte, beseitigten die Trümmerfrauen zu Tausenden mit bloßen Händen die Trümmer und den Schutt des Bombenkrieges und versuchten darüber hinaus, auch ihre Familien und Kinder zu versorgen. Welche menschlichen Entbehrungen dahinterstanden, kann aus heutiger Sicht kaum mehr nachvollzogen werden. Umso mehr gilt es, der Aufbaugeneration zumindest durch die Errichtung eines Denkmals symbolisch Dank und Anerkennung auszusprechen.


Es wird daher der

Antrag

gestellt:

Der Landtag wolle beschließen:

Die Landesregierung wird aufgefordert, in Zusammenarbeit mit der Stadt Graz einen angemessenen Standort für ein Denkmal für die „Trümmerfrauen“ sicherzustellen, die für die Aufstellung benötigten finanziellen Mittel – unter Einbeziehung möglicher Privatinitiativen – bereitzustellen und dem Landtag darüber Bericht zu erstatten.


Unterschrift(en):
Dritter Landtagspräsident Dr. Gerhard Kurzmann (FPÖ), LTAbg. Christian Cramer (FPÖ), LTAbg. Dipl.-Ing. Gerald Deutschmann (FPÖ), LTAbg. Erich Hafner (FPÖ), LTAbg. Mag. Stefan Hermann (FPÖ), LTAbg. Herbert Kober (FPÖ), LTAbg. Anton Kogler (FPÖ), LTAbg. Helga Kügerl (FPÖ), LTAbg. Arnd Meißl (FPÖ), LTAbg. Liane Moitzi (FPÖ), LTAbg. Albert Royer (FPÖ), LTAbg. Dipl.-Ing. Hedwig Staller (FPÖ), LTAbg. Marco Triller, BA MSc (FPÖ), LTAbg. Günter Wagner (FPÖ)