EZ/OZ: 1326/2
Schriftliche Anfragebeantwortung (§ 66 GeoLT)
eingebracht am 15.06.2021, 22:43:41
Zu:
1326/1 Fernwärme-Verfehlungen
(Schriftliche Anfrage an ein Mitglied der Landesregierung (§ 66 GeoLT))
Landtagsabgeordnete(r): LTAbg. Sandra Krautwaschl (Grüne), LTAbg. Dipl.-Ing.(FH) Lara Köck (Grüne), LTAbg. Veronika Nitsche, MBA (Grüne), LTAbg. Lambert Schönleitner (Grüne), LTAbg. Mag. Alexander Pinter (Grüne), LTAbg. Georg Schwarzl (Grüne)
Regierungsmitglied(er): Landesrätin Mag. Ursula Lackner
Betreff:
Fernwärme-Verfehlungen
Die Anfrage vom 15.04.2021, Einl.Zahl 1326/1 der Abgeordneten LTAbg. Dipl.-Ing.(FH) Lara Köck, LTAbg. Sandra Krautwaschl, LTAbg. Veronika Nitsche, MBA, LTAbg. Mag. Alexander Pinter, LTAbg. Lambert Schönleitner und LTAbg. Georg Schwarzl betreffend "Fernwärme-Verfehlungen" beantworte ich wie folgt:
Ad 1:
Das Land Steiermark, Abteilung 15 – Fachabteilung Energie und Wohnbau, Referat Energietechnik und Klimaschutz, führt eine Heizwerkedatenbank. In dieser Datenbank werden Standorte von insgesamt 648 Heizwerken in der Steiermark aufgelistet und im geographischen Informationssystem (GIS) verortet. Diese Heizwerke dienen Nah- und Fernwärmenetzen, Mikronetzen oder Objektversorgungen als Wärmelieferant.
Zur Erfassung der für die Wohnbauförderung geeigneten Nah- und Fernwärmenetze wurden im Jahr 2020 von der Abteilung 15 – Fachabteilung Energie und Wohnbau, Referat Energietechnik und Klimaschutz, alle Heizwerke und relevanten Netzbetreiber aufgefordert, Daten zum Energieeinsatz für die Jahre 2015 bis 2019 in den von ihnen betriebenen Nah- und Fernwärmenetzen bereit zu stellen. Die Daten wurden ausgewertet und daraus die Liste der „hocheffizienten alternativen Fern- und Nahwärmenetze in der Steiermark“ erstellt. Für die Bewertung wurde der Durchschnitt der letzten drei vorliegenden Kalenderjahre herangezogen, um Sonderereignisse, wie z.B. technische Gebrechen oder Anlagenumstellungen auszugleichen.
Diese Liste ist seit 1.1.2021 auf der Homepage des Landes Steiermark abrufbar https://www.technik.steiermark.at/cms/ziel/161425384/DE/.
Für den Energiebezug dieser Fern- und Nahwärmenetze gilt:
Mindestens 80 % der Energie stammen aus
- erneuerbaren Quellen oder
- die Energie stammt aus hocheffizienten Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen im Sinne der Richtlinie 2012/27/EU oder
- die Energie stammt aus Abwärme, die andernfalls ungenutzt bleibt oder
- die Energie stammt aus einer Kombination der vorangehend angeführten Energiequellen.
Einige der gelisteten Fern- und Nahwärmenetze erfüllen die oben angeführten Kriterien erst nach einer Übergangszeit. Es liegt aber ein von der Fachabteilung Energie und Wohnbau anerkanntes Entwicklungskonzept vor, aus dem hervorgeht, dass die Voraussetzungen bis spätestens 31. Dezember 2023 erfüllt werden. Bei diesen Netzen besteht ein Vorrang gegenüber anderen Energieträgern, im Rahmen der Wohnbauförderung bzw. der Ökoförderungen des Landes Steiermark nicht.
Die Liste gibt einen aktuellen Überblick über die Netzstandorte (Gemeinden) und die Kontaktdaten der jeweiligen BetreiberInnen. Für andere als die gelisteten Daten (z.B. Netzleistung) wurde von den NetzbetreiberInnen keine Einwilligung für die Veröffentlichung der Daten gegeben, weshalb diese Daten nicht dargestellt werden können. Sie dienen lediglich der internen Kontrolle für die Förderstellen.
Derzeit sind 261 Nah- und Fernwärmenetze gelistet, wovon 11 ein Entwicklungskonzept bis Ende 2023 zu erfüllen haben. Nicht gelistet werden:
- Nah- und Fernwärmenetze, welche keine Daten übermittelt haben (hier ist eine Wohnbauförderung nicht möglich)
- Netze, welche das oben beschriebene 80%-Kriterium nicht erfüllen (hier handelt es sich ausschließlich um sehr kleine Netze, welche keine neuen Wohnobjekten mehr anschließen)
- Mikronetze
- Objektversorgungen
Da die Liste mit 1.1.2021 erstmalig veröffentlicht wurde, sind Vergleiche zu Vorjahren nicht möglich.
Ad 2:
Die Fernwärmebereitstellung in der Steiermark erfolgt etwa jeweils zur Hälfte aus hocheffizienten Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen und reinen Heizwerken ohne Stromerzeugung.
Ad 3:
Die Veröffentlichung der Daten einzelner Netzbetreiber ist aus datenschutzrechtlichen Regelungen nicht möglich.
Ad 4:
Die in der Steiermark im Jahr 2019 erzeugte Fernwärme kam zu 5,3 PJ (49%) aus biologischen Energieträgern, zu 2,5 PJ (23 %) aus Steinkohle und zu 2,7 PJ (25%) aus Erdgas. Kleinere Anteile an der Fernwärmeerzeugung machen Solaranlagen, Wärmepumpen und Geothermie, Öl und brennbare Abfälle aus. Insgesamt lag der energetische Endverbrauch von Fernwärme in der Steiermark im Jahr 2019 bei 10,9 PJ, was rund 5,8 % des gesamten Endenergieverbrauchs entsprach.
Der Anteil an erneuerbarer Energie an der Fernwärmebereitstellung betrug 2019 in der Steiermark 50,3%.
Ad 5 und 6:
Die Fragen 5 und 6 werden wie folgt beantwortet: Die Veröffentlichung der Daten einzelner Netzbetreiber ist aus datenschutzrechtlichen Regelungen nicht möglich.
Ad 7 bis 9:
Die Fragen 7 bis 9 werden wie folgt beantwortet: Das Land Steiermark, Abteilung 15 – Fachabteilung Energie und Wohnbau, Referat Energietechnik und Klimaschutz, erhebt regelmäßig die Energieträgerdaten der steirischen Nah- und Fernwärmenetze. Geeignete Netze werden auf der Homepage des Landes Steiermark gelistet (siehe Frage 1). Diese stellt die Basis für die Fragen der Wohnbauförderung dar. Die Wohnbauförderung fällt in die Zuständigkeit von LR Johann Seitinger.
Ad 10:
Daten über die CO2-Emissionen der Fernwärmeerzeugung für den Großraum Graz liegen dem Land Steiermark nicht vor. Vom Land Steiermark, Abteilung 15 – Fachabteilung Energie und Wohnbau, Referat Energietechnik und Klimaschutz, wird lediglich der Energiebezug von Nah- und Fernwärmenetzen abgefragt. Die letzten diesbezüglich vorliegenden Daten stammen aus dem Jahr 2019. Die Abfrage für das abgelaufene Jahr 2020 wurde bereits ausgesandt, die Rückmeldungen müssen aber noch abgewartet und letztendlich ausgewertet werden.
Bei der Fernwärmeversorgung für den Großraum Graz liegt der Anteil aus erneuerbaren Quellen, Abwärme und Wärme aus hocheffizienter KWK aktuell (Jahresschnitt 2017 – 2019) bei über 80%. Das Netz erfüllt damit das Kriterium für hocheffiziente alternative Fern- und Nahwärmenetze und ist entsprechend auf der Homepage des Landes Steiermark (siehe Frage 1) gelistet.
Die Wärmemenge der Einspeisung aus erneuerbaren Quellen und Abwärme konnte bei der Fernwärmeversorgung für den Großraum Graz in den letzten 5 Jahren durch zahlreiche Projekte von rund 70 GWh im Jahr 2015 auf rund 290 GWh im Jahr 2019 mehr als vervierfacht werden und der Anteil an der Gesamtaufbringung somit von ca. 6% auf rund 23% gesteigert werden.
Auch im laufenden Jahr sind einige Projekte zur Erhöhung des Anteils der Wärmeaufbringung aus erneuerbaren Quellen und Abwärme in Umsetzung. Dabei handelt es sich unter anderem um
- die Erweiterung der Abwärmenutzung aus dem Papier- und Zellstoffwerk Sappi Gratkorn,
- die Restabwärmenutzung aus dem Stahl- und Walzwerk Marienhütte für das Energiekonzept Reininghaus,
- die Erweiterung der Thermosolarfläche beim Speicherprojekt Helios,
- die Abwärmenutzung bei der KF-Uni Graz.
Weitere Projekte wie BioSolar Graz und die Erweiterung der Wärmespeicher beim Energiekonzept Reininghaus befinden sich in Konzeption bzw. Planung. Das Projekt Abwärmenutzung der Kläranlage Graz in Gössendorf mit Hilfe einer Wärmepumpe wird zur Reduktion des ökologischen Impacts und zur Optimierung der Wirtschaftlichkeit einer nochmaligen Evaluierung unterzogen und weiterverfolgt.
Ad 11:
Die Speicherkapazität der Erdgasspeicher in Österreich entspricht einer Energiemenge von 344 PJ (Quelle e-control). Der Bruttoinlandsverbrauch an Erdgas in Österreich lag 2019 bei 321 PJ (Statistik Austria). Es kann also mehr Erdgas in Österreich gespeichert werden, als in einem gesamten Jahr benötigt wird. Zur Krisenvorsorge wird ständig genug Erdgas in Österreich gespeichert, um temporäre Engpässe oder Ausfälle von Gasimporten ausgleichen zu können.