EZ/OZ: 1505/1
Selbstständiger Antrag von Abgeordneten (§ 21 GeoLT)
eingebracht am 18.06.2021, 09:11:29
Landtagsabgeordnete(r): LTAbg. Nikolaus Swatek, BSc (NEOS), LTAbg. Robert Reif (NEOS)
Fraktion(en): NEOS
Zuständiger Ausschuss: Bildung, Gesellschaft und Gesundheit
Regierungsmitglied(er): Landesrätin Dr. Juliane Bogner-Strauß
Betreff:
Queere Jugendzentren in der Steiermark schaffen
Für LGBTIQ-Jugendliche und junge Erwachsene ist die Phase der Autonomie- und Identitätsentwicklung vielfach von Unsicherheiten und Ängsten geprägt. Das führt dazu, dass viele aus Sorge vor unangenehmen Reaktionen der sozialen Umgebung ihre Orientierung, Gefühle oder Identität unterdrücken.
Noch immer erfahren acht von zehn LGBTIQ-Jugendlichen und jungen Erwachsenen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität Diskriminierung, 60,5 % rechnen mit Problemen in Bildungs- sowie Arbeitsstätten und rund 10 % erleben sogar körperliche Gewalt. All dies führt unter anderem dazu, dass queere Jugendliche eine vier- bis sechsfach höhere Suizidalität aufweisen als andere Jugendliche. Zu diesen Ergebnissen kommt das Forschungsprojekt „Coming-out – und dann…?!“ des Deutschen Jugendinstituts (DJI), das sich mit den Coming-out-Verläufen und Diskriminierungserfahrungen von LGBTIQ-Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Deutschland befasst hat (https://www.dji.de/ueber-uns/projekte/projekte/coming-out-und-dann.html).
Eine weitere Erkenntnis der Studie: Gerade in dieser Zeit der Orientierung und Identitätsfindung stellt die Unterstützung durch Freund_innen, Familienmitglieder oder Freizeit- und Beratungsangebote für LGBTIQ-Jugendliche und junge Erwachsene eine ganz wesentliche Ressource zur Unterstützung dar.
Was es also braucht, um queere Jugendliche vor Diskriminierung zu schützen und sie in ihren Lebenssituationen bestmöglich zu unterstützen, sind niederschwellige Beratungsangebote und die Einrichtung von Schutzräumen, in denen LGBTIQ-Jugendliche sie selbst sein können, so die Empfehlung der DJI-Studie. Auch die HOSI Wien fordert maßgeschneiderte Angebotsstrukturen, die der gesamten sexuellen und geschlechtlichen Vielfalt gerecht werden, sowie offene Treffs und die Möglichkeit zur Vernetzung, um insbesondere für jüngere Jugendliche im Übergang von der Kindheit zur Jugendphase bzw. zu Beginn der Pubertät ein elternunabhängiges Beratungsangebot zu Fragen der geschlechtlichen Identität und sexuellen Orientierung zu schaffen. LGBTIQ-Jugendliche müssen niederschwellig, jugendgerecht und ohne Angst vor Stigmatisierung in erreichbarer Nähe Austausch mit Peers pflegen können und qualifizierte Ansprechpartner_innen vorfinden.
Neben Städten wie London, Paris, Berlin, München und Köln, in denen sich queere Jugendzentren bereits seit Jahren bewähren, wird nun auch in Wien ein erstes queeres Jugendzentrum als qualifizierte Anlaufstelle für LGBTIQ-Jugendliche eingerichtet. Diese Maßnahme ist zu begrüßen, darf aber nicht auf Österreichs Bundeshauptstadt begrenzt bleiben. Auch LGBTIQ-Jugendliche in der Steiermark brauchen Unterstützung und einen geschützten Rahmen, in dem ein Austausch über Coming-out, Erfahrungen, Medien udgl. stattfinden kann. Denn es braucht „Regenbogenkompetenz“ vor Ort, um dem spezifischen Beratungsbedarf queerer Jugendlicher qualifiziert gerecht werden zu können.
Es wird daher der
Antrag
gestellt:
Der Landtag wolle beschließen:
Die Landesregierung wird aufgefordert, die Einrichtung von unabhängigen queeren Jugendzentren in der Steiermark für junge Menschen zwischen 14 und 21 Jahren, die sich als LGBTIQ-Personen identifizieren, als geschützten Raum und qualifizierte Anlaufstelle mit hauptamtlichem Fachpersonal zu unterstützen und die dafür notwendige Finanzierung sicherzustellen.
Unterschrift(en):
LTAbg. Nikolaus Swatek, BSc (NEOS), LTAbg. Robert Reif (NEOS)