EZ/OZ: 1301/1
Schriftliche Anfrage an ein Mitglied der Landesregierung (§ 66 GeoLT)
eingebracht am 09.04.2021, 11:13:48
Landtagsabgeordnete(r): LTAbg. Patrick Derler (FPÖ), LTAbg. Ewald Schalk (FPÖ), LTAbg. Marco Triller, BA MSc (FPÖ)
Fraktion(en): FPÖ
Regierungsmitglied(er): Landesrätin Dr. Juliane Bogner-Strauß
Frist: 09.06.2021
Betreff:
Medikamentenmissbrauch in der Steiermark in den Jahren 2019 und 2020
Schlaf- und Schmerzmittel und beruhigende oder aufputschende Mittel finden in Österreich zunehmend Abnehmer, wie die „Kleine Zeitung“ bereits am 13. August 2018 berichtete. Laut Michael Musalek, dem Leiter des Anton-Proksch-Instituts, ist die Medikamentensucht in unserem Land ein Riesenproblem. Konkret waren zum Zeitpunkt der Berichterstattung rund 150.000 bis 200.000 Menschen in Österreich von Medikamenten abhängig. Damit ist Medikamentensucht nach Alkohol und Nikotin die dritthäufigste Sucht in Österreich. (Quelle: https://www.kleinezeitung.at/oesterreich/5479437/An-die-200000-Abhaengige_Medikamentensucht-ist-in-Oesterreich)
Auch in der Steiermark stellt der Medikamentenmissbrauch seit Jahren ein massives Problem dar, wie die Beantwortung von Schriftlichen Anfragen der FPÖ aus der XVII. Gesetzgebungsperiode belegen. So waren laut den Auskünften des ehemaligen Gesundheitslandesrats Christopher Drexler im Jahr 2018 sogar 1.383 Steirer wegen Medikamentenmissbrauchs in KAGes-Spitälern in Behandlung. Am häufigsten betroffen sind Menschen in der Altersklasse von 35 bis 44 Jahren, wobei tendenziell mehr Männer als Frauen zu Medikamentenabhängigen zählen. Gerade im Bereich des Missbrauchs von Arzneimitteln gibt es ständig neue Trends und Wirkstoffzusammensetzungen, die unter anderem auch einfach über das Internet erworben werden können.
In der Anfragebeantwortung wurde seitens Landesrat Drexler hinsichtlich der Fragen, ob eine Evaluierung der aus dem Jahr 2011 stammenden Strategie „Die neue steirische Suchtpolitik“ geplant sei bzw. falls ja, inwiefern diese auch neue Konzepte beinhalten werde, um der Medikamentensuchtproblematik effektiver entgegenzuwirken, Folgendes festgehalten: „Die Suchtkoordinationsstelle des Landes ist seit 01.01.2019 beim Gesundheitsfonds Steiermark angesiedelt. Der Aufgabenbereich umfasst insbesondere Netzwerkarbeit und Koordination im Bereich Sucht sowie Drogen analog dem Bereich der Psychiatriekoordination sowie die Vergabe von Fördermitteln zur Suchtbehandlung und -prävention. Derzeit ist ein Bedarfs- und Entwicklungsplan für die Versorgung suchtkranker Menschen in der Steiermark (BEP-Sucht-Stmk) in Ausarbeitung. Aufgrund der Ergebnisse des Bedarfs- und Entwicklungsplans werden die bisher umgesetzten Maßnahmen entsprechend angepasst und weiterentwickelt. […]“ (Quelle: EZ/OZ: 3262/2, XVII. GP)
Tatsächlich findet man den angesprochenen „Bedarfs- und Entwicklungsplan zur Versorgung suchtkranker Menschen in der Steiermark (BEP-Sucht-Stmk)“ auf der Homepage der EPIG GmbH, dem Entwicklungs- und Planungsinstitut für Gesundheit (siehe https://epig.at/sites/default/files/2020-06/zur%20Pra%CC%88sentation.pdf). Bedauerlicherweise entspricht dieses Schriftstück allerdings nicht ansatzweise den Ankündigungen von Landesrat Drexler. So finden sich in dem 14 Seiten umfassenden „Plan“ keine aktuellen Zahlen und Daten, keinerlei konkrete Suchtbekämpfungsstrategien und auch der Medikamentenmissbrauch wird nicht thematisiert, obwohl dieser – wie ausgeführt – die dritthäufigste Sucht in Österreich darstellt. Inwiefern auf dem „BEP-Sucht-Stmk“ aufbauend die bisher in diesem Problemfeld umgesetzten Maßnahmen entsprechend angepasst und weiterentwickelt werden konnten, soll unter anderem im Rahmen der gegenständlichen Anfrage geklärt werden.
Es wird daher folgende
Schriftliche Anfrage
gestellt:
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Wie viele Menschen sind in der Steiermark nach neuesten Schätzungen von Medikamenten abhängig?
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Von wann stammen diese Schätzungen und inwiefern ist geplant, neue Daten hinsichtlich der Gesamtzahl erheben zu lassen?
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Wie viele Todesfälle waren in den Jahren 2019 und 2020 in der Steiermark einem missbräuchlichen Konsum von Medikamenten direkt zuordenbar und wie teilten sich diese Fälle auf die steirischen Bezirke in den jeweiligen Jahren auf?
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Wie viele Personen befanden sich in der Steiermark in den Jahren 2019 und 2020 aufgrund ihrer Medikamentenabhängigkeit in einer KAGes-Einrichtung in Behandlung (Aufgeschlüsselt nach ambulanter und stationärer Behandlung)?
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Welche Kosten sind in den Jahren 2019 und 2020 aufgrund der Behandlung von Medikamentenabhängigen in KAGes-Einrichtungen erwachsen?
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Wie stellt sich die Verteilung nach Alter, Geschlecht und Wohnort von den in der Steiermark in Behandlung befindlichen Personen in den Jahren 2019 und 2020 dar?
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Welche Kategorien von Medikamenten wurden von diesem Personenkreis konsumiert?
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Welche neuen Suchtpotentiale bzw. neuen „Trends“ im Bereich des Medikamentenmissbrauchs waren in jüngster Vergangenheit zu verzeichnen?
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Welche besonderen Problemstellungen gehen mit diesen neuen Suchtpotentialen bzw. neuen „Trends“ einher?
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Welche Medikamente bergen in der Steiermark, aus Sicht Ihres Ressorts, nach neuesten Untersuchungen generell das größte Suchtpotential?
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Von wann stammen diese Untersuchungen und inwiefern ist geplant, neue Daten erheben zu lassen?
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Welche Maßnahmen stellten sich in den Jahren 2019 und 2020 bei der Behandlung von Medikamentenabhängigen als besonders erfolgreich heraus?
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Welche Präventionsmaßnahmen wurden in den Jahren 2019 und 2020 durch das Land Steiermark durchgeführt, um Medikamentenmissbrauch vorzubeugen?
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Welche Vereine, Institutionen und Unternehmen wurden in den Jahren 2019 und 2020 für die Durchführung von Präventionsmaßnahmen vom Land Steiermark subventioniert?
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In welcher Höhe wurden Finanzmittel seitens des Landes Steiermark in den Jahren 2019 und 2020 zur Bekämpfung des Medikamentenmissbrauchs zur Verfügung gestellt?
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Wofür wurden diese Mittel in welcher Höhe konkret eingesetzt (beispielsweise Personalkosten, Flyer, Seminare etc.)?
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Wurden auch in den Jahren 2019 und 2020 Präventionsmaßnahmen und Therapieprogramme in allen steirischen Regionen angeboten?
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Falls ja, wie stellten sich diese in den jeweiligen Regionen konkret dar?
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In seiner Anfragebeantwortung (EZ/OZ: 3262/2, XVII. GP) führte der ehemalige Gesundheitslandesrat Christopher Drexler aus, dass ein Bedarfs- und Entwicklungsplan für die Versorgung suchtkranker Menschen in der Steiermark (BEP-Sucht-Stmk) in Ausarbeitung sei und aufgrund der Ergebnisse dieses Bedarfs- und Entwicklungsplans die bisher umgesetzten Maßnahmen entsprechend angepasst und weiterentwickelt werden würden. Diesbezüglich stellen sich folgende Fragen:
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Welche Stellen waren für die Ausarbeitung des BEP-Sucht-Stmk (mit)verantwortlich (bspw. Land Steiermark, Gesundheitsfonds, EPIG GmbH etc.)?
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Welche konkreten personellen Ressourcen hat die Ausarbeitung des BEP-Sucht-Stmk beansprucht (Ausmaß der Arbeitsstunden, Stundensätze etc.)?
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Welche konkreten finanziellen Aufwendungen hat die Ausarbeitung des BEP-Sucht-Stmk verursacht?
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Wurden zur Unterstützung bei der Ausarbeitung des BEP-Sucht-Stmk auch externe Unternehmen beauftragt?
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Falls ja, welche Unternehmen wurden in welchem Umfang beauftragt und welche Kosten hat dies verursacht?
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Inwiefern konnten aufgrund der Ergebnisse dieses Bedarfs- und Entwicklungsplans die zuvor umgesetzten Maßnahmen im Bereich der Bekämpfung des Medikamentenmissbrauchs entsprechend angepasst und weiterentwickelt werden?
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Warum wird im BEP-Sucht-Stmk das Problemfeld Medikamentenmissbrauch nicht thematisiert?
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Warum finden sich im BEP-Sucht-Stmk keine aktuellen Zahlen und Daten rund um die Thematik Suchtmittelmissbrauch (insbesondere von Medikamentenmissbrauch) in der Steiermark?
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Warum finden sich im BEP-Sucht-Stmk keine konkreten Suchtbekämpfungsstrategien?
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Inwiefern werden Sie über den BEP-Sucht-Stmk hinausgehende Erhebungen veranlassen, um der Medikamentensuchtproblematik effektiver entgegenwirken zu können?
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Wird die aus dem Jahr 2011 stammende Strategie „Die neue steirische Suchtpolitik“ noch vor deren 10-Jahres-Jubiläum im Oktober dieses Jahres durch eine moderne und auf die aktuellen Problemstellungen eingehende Strategie abgelöst werden?
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Falls ja, wann und inwiefern soll dies geschehen?
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Falls nein, warum sehen Sie dazu keine Notwendigkeit?
Unterschrift(en):
LTAbg. Patrick Derler (FPÖ), LTAbg. Ewald Schalk (FPÖ), LTAbg. Marco Triller, BA MSc (FPÖ)