EZ/OZ: 2268/1
Selbstständiger Antrag von Abgeordneten (§ 21 GeoLT)
eingebracht am 20.05.2022, 09:35:46
Landtagsabgeordnete(r): LTAbg. Nikolaus Swatek, BSc (NEOS), LTAbg. Robert Reif (NEOS)
Fraktion(en): NEOS
Zuständiger Ausschuss: Bildung, Gesellschaft und Gesundheit
Regierungsmitglied(er): Landesrätin Dr. Juliane Bogner-Strauß
Betreff:
Bezahlung von Praktika in Gesundheitsstudiengängen langfristig sicherstellen
Die Landesvorsitzende des österreichischen Gesundheits- und Krankenpflegeverbandes Marianne Raiger machte eklatante Missstände in der steirischen Pflegelandschaft öffentlich. So berichtet sie, dass über 1.000 Betten in der Langzeitpflege zurzeit in der Steiermark nicht besetzt werden können. Sogar Überlastungsanzeigen werden eingebracht, „weil das der einzige Weg ist, sich auch abzusichern gegen Fälle, die auftreten können, wenn Pflegepersonen in Stresssituationen sind bzw. zu wenig Zeit haben, Pflege durchzuführen." (https://steiermark.orf.at/stories/3144482/).
Ein wirksames Mittel, um den Pflegekräftemangel langfristig zu bekämpfen, sind die Gesundheitsstudiengänge der FH Joanneum. Diese stellen einen wichtigen Eckpfeiler der steirischen Gesundheitsvorsorge dar, ihre Absolvent_innen werden händeringend von allen Gesundheitseinrichtungen gesucht. Allerdings gibt es immer noch einige große Hürden für Studierende diese Studiengänge.
So beinhaltet zum Beispiel das Bachelorstudium Gesundheits- und Krankenpflege unter anderem 2.300 zu absolvierende Praktikumsstunden (https://www.fh-joanneum.at/gesundheits-und-krankenpflege/bachelor/im-studium/praktikum/), welche nicht entlohnt werden.
Es werden somit auch keinerlei Zuschläge für Sonn- und Feiertage und/oder Nachtdienste bezahlt, geschweige denn Anspruch auf Gefahrenzuschläge gewährt. Ein weiterer Aspekt ist, dass ein Großteil der Studierenden auf Öffentliche Verkehrsmittel zurückgreift und somit die Kosten für ein Semester- oder Jahresticket selbst stemmen muss.
Durch die Dienstplangestaltung in der Praktikumszeit ist es außerdem kaum möglich, neben dem Studium einen regelmäßigen Nebenjob auszuüben und sich dadurch finanziell etwas unabhängiger zu machen. Alle oben genannten Faktoren haben über die Jahre dazu geführt, dass viele Studierende auf finanzielle Unterstützung der Eltern angewiesen sind, um sich ihr Studium überhaupt leisten zu können.
Weitere nicht zu vernachlässigende Faktoren, wie die bereits in großem Ausmaß vorhandene physische und psychische Überbelastung der Pflegekräfte aufgrund von Personalmangel, machen eine Ausbildung in Richtung eben jener gesellschaftsimmanenten Berufe für junge Menschen geradezu unattraktiv. Die Studierenden leisten wichtige Arbeit, die auch für die Betriebe eine wertvolle Unterstützung darstellen. Der Landesrechnungshof stellt daher folgerichtig in seinem aktuellen Bericht Pflege- und Betreuungsberufe in der Steiermark daher auch auf Seite 88 folgenden Forderung auf: "Der LRH empfiehlt, im Studiengang ,Gesundheits- und Krankenpflege' vorgesehene Praktika angemessen zu entlohnen".
Bei der Befragung im Rahmen der Landtagssitzung vom 26. April 2022 antwortete die zuständige Landesrätin ausweichend und vertrat die Meinung, die Einführung von Aufwandsentschädigungen für Pflichtpraktika würde zu einem Wettbewerb um Studierende führen und dieser zum Nachteil der Steiermark reichen. Allerdings wäre das Gegenteil der Fall. Würde die Steiermark als erstes Bundesland solch eine Aufwandsentschädigung einführen, würde sie damit ein attraktives Angebot für Studierende aus anderen Bundesländern darstellen, die als zusätzliche Pflegekräfte in der Steiermark eingesetzt werden könnten.
Mit einer Aufwandsentschädigung für Praktika in der Gesundheits- und Krankenpflege wird ein erster Schritt in die richtige Richtung gemacht, um den Pflegeberuf bzw. dessen Ausbildung attraktiver zu gestalten und gegen den grassierenden Arbeitskräftemangel im Pflegebereich vorzugehen. Deshalb wäre es jetzt an der Zeit diesen längst überfälligen Schritt zu setzen.
Aus diesem Grund ist es auch begrüßenswert, dass die Bundesregierung die Wichtigkeit des Themas erkannt hat und für zumindest zwei Jahre medial kolportierte 600 Euro monatlich an Pflegestudierende und Schüler_innen von Gesundheits- und Krankenpflegeschulen auszahlen möchte. Allerdings ist gerade in Hinblick auf die Berufswahl Planungssicherheit essentiell, die durch die fehlende Perspektive über die zwei Jahre hinausgehend nicht gegeben ist. Deshalb braucht es ein klares Bekenntnis der Landesregierung, langfristig ein System in der Pflegeausbildung zu etablieren, in dem Auszubildende und Studierende Aufwandsentschädigungen für Praktika erhalten.
Es wird daher der
Antrag
gestellt:
Der Landtag wolle beschließen: Die Landesregierung wird aufgefordert, die entsprechenden Maßnahmen zu setzen, damit an den steirischen Fondskrankenanstalten sowie anderen Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen im Eigentum des Landes Steiermark nachhaltig sämtliche Pflichtpraktika in den Gesundheits- und Pflegestudiengängen der FH Joanneum mit einer angemessenen Aufwandsentschädigung zu vergüten.
Unterschrift(en):
LTAbg. Nikolaus Swatek, BSc (NEOS), LTAbg. Robert Reif (NEOS)