EZ/OZ: 1944/1
Selbstständiger Antrag von Abgeordneten (§ 21 GeoLT)
eingebracht am 25.01.2022, 11:49:59
Landtagsabgeordnete(r): LTAbg. Mag. Stefan Hermann, MBL (FPÖ), LTAbg. Patrick Derler (FPÖ), Dritter Landtagspräsident Dipl.-Ing. Gerald Deutschmann (FPÖ), LTAbg. Herbert Kober (FPÖ), LTAbg. Helga Kügerl (FPÖ), LTAbg. Mario Kunasek (FPÖ), LTAbg. Albert Royer (FPÖ), LTAbg. Marco Triller, BA MSc (FPÖ)
Fraktion(en): FPÖ
Zuständiger Ausschuss: Bildung, Gesellschaft und Gesundheit
Regierungsmitglied(er): Landesrätin Dr. Juliane Bogner-Strauß
Betreff:
Begabungs- und Begabtenförderung in der Steiermark
Begabungs- und Begabtenförderung, Individualisierung sowie Personalisierung des Lernprozesses kommen in der bildungspolitischen Diskussion bedauerlicherweise kaum vor. Dabei wäre es gerade die Förderung von Begabungen, die das Lernen für Schüler interessant macht.
Begabungsförderung gilt ganz allgemein als Begleitung und Unterstützung aller Schüler bei der Entwicklung ihrer Leistungspotenziale. Begabtenförderung bezieht sich auf die spezielle Förderung von Schülern mit besonders hohen Potenzialen und überdurchschnittlicher Leistungsfähigkeit. Diese Potenziale müssen allerdings erst entwickelt und durch entsprechende Unterstützung herausgebildet werden. Jeder Mensch wird mit speziellen Eigenschaften und individuellen Talenten geboren, die sich nur unter den richtigen Voraussetzungen entfalten können. Begabungsförderung spricht die Förderung genau dieser Fähigkeiten bzw. Interessen von Kindern und Jugendlichen an.
(Hoch-)Begabung wird nach dem „Grundsatzerlass zur Begabungs- und Begabtenförderung“ aus dem Jahr 2016 verstanden als „das Potenzial eines Individuums zu Leistungen in verschiedensten Domänen und gesellschaftlichen Gebieten […]. Darin eingeschlossen sind kognitiv-intellektuelle, emotional-soziale, musisch-kreative und künstlerische, sportliche und weitere, für die Person und die Gesellschaft relevante Potenziale und daraus resultierende Fähigkeiten.“ Um ebenjene Potenziale in Schule, Alltag und Beruf auch in Leistungen umsetzen zu können, sind darüber hinaus weitere Persönlichkeitsmerkmale wie Motivation, Zielorientiertheit, Konzentrationsfähigkeit, vernetztes Denken und Kreativität erforderlich. Die Entfaltung des individuellen Leistungspotenzials geschieht in einem aktiven Lern- und Entwicklungsprozess, welcher stark vom sozialen Umfeld geprägt wird. Elternhaus und Schule spielen hierbei eine wesentliche Rolle. (Quelle: https://www.bmbwf.gv.at/Themen/schule/schulrecht/rs/1997-2017/2017_25.html)
Der Grundsatzerlass zur Begabtenförderung bestimmt: „Im Sinne der Chancengerechtigkeit hat die Schule die grundsätzliche Aufgabe, alle Lernenden in ihrer Potenzialentwicklung zu unterstützen […]. Ihrer Vielfalt soll mit adäquaten pädagogischen, didaktischen und organisatorischen Maßnahmen Rechnung getragen werden.“ Gemäß § 2 Schulorganisationsgesetz (SchOG) hat die Schule die Aufgabe „an der Entwicklung der Anlagen der Jugend […] durch einen ihrer Entwicklungsstufe und ihrem Bildungsweg entsprechenden Unterricht mitzuwirken“. Alle Kinder – unabhängig ihrer Begabungs- bzw. Leistungsstufe – haben demnach dasselbe Recht auf Förderung. Jedes Kind und jeder Jugendliche hat den Anspruch, im individuell erforderlichen Ausmaß optimal gefördert und zu ausgezeichneten Leistungen angespornt zu werden. Warum die Politik diesem Anspruch nicht ausreichend Rechnung trägt, ist aus freiheitlicher Sicht nicht nachvollziehbar.
Die ehemalige türkis-blaue Bundesregierung bekannte sich klar dazu, Talente besser zu fördern und zu begleiten. Konkret sollten eine Begabtenförderungsstrategie erarbeitet und bestehende Lehrplanmodelle für hochbegabte Schüler weiterentwickelt werden. Ebenso auf der Agenda stand die Einrichtung von Schulen für besonders begabte Schüler nach dem Vorbild der Wiener „Sir-Karl-Popper-Schule“ in allen Bundesländern. Das aktuelle Regierungsprogramm der schwarz-grünen Koalition beinhaltet bedauerlicherweise kein Bekenntnis zur Begabungs- und Begabtenförderung. Ebenso wenig enthält die „AGENDA WEISS-GRÜN“ einen derartigen Schwerpunkt.
Im Rahmen einer Stellungnahme zum freiheitlichen Antrag betreffend „Begabungs- und Begabtenförderung in der Steiermark“ (EZ/OZ: 974/1) hielt die zuständige Bildungslandesrätin Juliane Bogner-Strauß fest, dass die Begabungs- und Begabtenförderung eine Angelegenheit des Bundes sei und dem Land diesbezüglich keine Kompetenz zukomme. Dem Land Steiermark sei die Begabungs- und Begabtenförderung aber „ein wichtiges Anliegen, weshalb dieses auch im Ressourcen-, Ziel- und Leistungsplan 2020 (RZLP) der Bildungsdirektion Steiermark verankert wurde. Die ‚Verstärkte Förderung von Begabungen und Talenten unter Berücksichtigung der Diversität‘ wurde darin als Ziel 5 des Aufgabenbereichs Schulorganisation und Personal definiert. Als zugehörige Maßnahme wurde die Erstellung eines Konzepts für die Steuerung der Begabungs- und Exzellenzförderung an Schulen vereinbart.“ Ein derartiges Konzept ist den Antragstellern nicht bekannt. Sollte ein solches bereits vorliegen, wäre es durchaus angemessen, den Landtag über allfällige Bestrebungen in diesem Bereich in Kenntnis zu setzen.
Die Auseinandersetzung mit diesem wichtigen Thema seitens der amtierenden Landes- und Bundesregierung kam bisher jedenfalls deutlich zu kurz. Auch bzw. gerade in Zeiten der Pandemie muss die Bildung unserer nächsten Generationen ganz oben auf der Agenda stehen. Immerhin braucht das Land die Talente in der Naturwissenschaft, der Technik, Mathematik, Sprache, Kunst und – vor allem in Zeiten wie diesen – in der Medizin. Die Talente von heute sind die Mitarbeiter und Experten von morgen. Aus diesem Grund ist es so wichtig, begabte Schüler adäquat zu fördern und sie in ihrer Potenzialentwicklung zu unterstützen.
Es wird daher der
Antrag
gestellt:
Der Landtag wolle beschließen:
Die Landesregierung wird aufgefordert,
- eine konkrete Begabungs- und Begabtenförderungsstrategie für die Steiermark zu erarbeiten, um besonders begabte Schüler bestmöglich zu fördern und die dafür notwendigen finanziellen Mittel zur Verfügung zu stellen,
- bei Vorliegen des angekündigten Konzeptes für die Steuerung der Begabungs- und Exzellenzförderung an Schulen dieses dem Landtag vorzulegen,
- sich am Vorbild der „Sir-Karl-Popper-Schule“ in Wien für die Etablierung einer Schule für besonders begabte Schüler in der Steiermark auszusprechen und
- an die Bundesregierung mit dem Ersuchen heranzutreten, ein Konzept zur Etablierung von Hochbegabtenschulen auszuarbeiten und folglich den Bildungs- und Forschungsstandort Steiermark für die Etablierung einer Schule für besonders begabte Schüler anzubieten.
Unterschrift(en):
LTAbg. Mag. Stefan Hermann, MBL (FPÖ), LTAbg. Patrick Derler (FPÖ), Dritter Landtagspräsident Dipl.-Ing. Gerald Deutschmann (FPÖ), LTAbg. Herbert Kober (FPÖ), LTAbg. Helga Kügerl (FPÖ), LTAbg. Mario Kunasek (FPÖ), LTAbg. Albert Royer (FPÖ), LTAbg. Marco Triller, BA MSc (FPÖ)