EZ/OZ: 1688/1
Selbstständiger Antrag von Abgeordneten (§ 21 GeoLT)
eingebracht am 01.10.2021, 08:44:07
Landtagsabgeordnete(r): LTAbg. Nikolaus Swatek, BSc (NEOS), LTAbg. Robert Reif (NEOS)
Fraktion(en): NEOS
Zuständiger Ausschuss: Wirtschaft und Wissenschaft
Regierungsmitglied(er): Landesrätin MMag. Barbara Eibinger-Miedl, Landesrätin Mag. Doris Kampus
Betreff:
Errichtung eines Steirischen Fachkräftezentrums
Die aktuellsten Arbeitsmarktdaten bieten Grund zur Hoffnung: im Vergleich zum Vorjahresmonat hat sich die Zahl der steirischen Arbeitslosen um beinahe 10.000 Personen verringert, die Anzahl der sofort verfügbaren Stellen verzeichnete im selben Zeitvergleich einen Zuwachs von 72,5 % und die heimische Arbeitslosenquote liegt mit 5,6 % deutlich unter dem Österreich-Durchschnitt von 6,9 %. Bei den Lehrlingen kommen mit 1.072 Suchende auf 1.305 offene Lehrstellen (AMS 09.2021). So rückt ein bereits lange vor der Corona-Pandemie bestehendes Problem wieder verstärkt in den Mittelpunkt: der Fachkräftemangel.
Um den Fachkräftebedarf der steirischen Wirtschaft zu sichern, braucht es statt dem aktuellen Förderangebotsdschungel und vagen Reformankündigungen ein umfassendes Konzept zur Fachkräftesicherung. Ein Eckpfeiler soll die Einrichtung eines eigenen Steirischen Fachkräftezentrums sein. Damit würde die Steiermark als Bundesland selbständig einen Schritt zur mittel- und langfristigen Bewältigung des Fachkräftemangels setzen.
Als One-Stop-Shop sollte das Zentrum in erster Linie Unternehmen und Arbeitnehmer_innen dienen und das Zusammenbringen von Angebot und Nachfrage erleichtern. Egal ob ein Angebot oder eine Förderung vom Bund, der Steiermark, der Arbeits- oder Wirtschaftskammer kommt – wer zum Thema Fachkräfte etwas sucht, soll beim Steirischen Fachkräftezentrum fündig werden. Zusammen mit bestehenden Akteuren sollen Unterstützungsangebote evaluiert, weiterentwickelt und in Hinblick auf spezifisch steirische Herausforderungen gegebenenfalls neu entwickelt werden. Die Veröffentlichung aller notwendigen Steiermark-bezogene Daten und analytischen Grundlagen durch das Fachkräftezentrum soll schlussendlich bei zukünftigen Diskussionen die bestmögliche faktenbasierte Entscheidungsfindung ermöglichen (vgl. IHK Berlin 2021).
Die Notwendigkeit eines Neustarts bei der Fachkräftesicherung in der Steiermark führt der aktuellste ibw-Fachkräfteradar ins Auge: Selbst während der schlimmsten wirtschaftlichen Krise der Zweiten Republik gab eine deutliche Mehrheit der österreichischen Wirtschaft an, von einem Mangel an qualifizierten Fachkräften betroffen zu sein. Über 81 % der fast 2.000 befragten steirischen Unternehmen fühlen sich vom aktuellen Fachkräftemangel zumindest in irgendeiner Form betroffen. Rund zwei Drittel leiden nach eigenen Angaben bereits unter einem starken Fachkräftemangel, über 55 % davon – also 36,9 % aller befragten steirischen Unternehmen – sogar "sehr stark". Bei einem Großteil – über 60 % – aller betroffenen steirischen Unternehmen hat der Fachkräftemangel im letzten Jahr dadurch bereits zu Umsatzeinbußen geführt. (ibw 12.2020: 43–44, 52, 59).
Die Errichtung eines Steirischen Fachkräftezentrums ist angesichts dieser Entwicklungen dringendst vonnöten. Die Wiener Fortschrittskoalition hat diese Missstände bereits erkannt und im Rahmen einer größeren Lehrlings- und Fachkräfteoffensive begonnen, ein solches Zentrum einzurichten (vgl. Stadt Wien 11.2020; Stadt Wien 26.08.2021). Im Interesse der steirischen Unternehmer_innen und Arbeitnehmer_innen, der Attraktivierung des steirischen Wirtschaftsstandorts sowie der Sicherung unseres Wohlstandes für die nächste Generation sollte die Steiermark mit dem Ergreifen eigener Maßnahmen nicht allzu lange warten.
Es wird daher der
Antrag
gestellt:
Der Landtag wolle beschließen:
Die Landesregierung wird aufgefordert, die Errichtung eines Steirischen Fachkräftezentrums nach Wiener Vorbild zur nachhaltigen Entschärfung des Fachkräftemangels in der Steiermark zu prüfen und dem Landtag über eine mögliche Umsetzung Bericht zu erstatten.
Unterschrift(en):
LTAbg. Nikolaus Swatek, BSc (NEOS), LTAbg. Robert Reif (NEOS)